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Wolgast, Eike [Hrsg.]; Seebaß, Gottfried [Hrsg.]; Heidelberger Akademie der Wissenschaften [Hrsg.]; Kirchenrechtliches Institut der Evangelischen Kirche in Deutschland [Hrsg.]; Sehling, Emil [Begr.]
Die evangelischen Kirchenordnungen des XVI. Jahrhunderts (11. Band = Bayern, 1. Teil): Franken: Markgrafschaft Brandenburg-Ansbach-Kulmbach - Reichsstädte Nürnberg, Rothenburg, Schweinfurt, Weissenburg, Windsheim - Grafschaften Castell, Rieneck und Wertheim - Herrschaft Thüngen — Tübingen: J.C.B. Mohr (Paul Siebeck), 1961

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https://doi.org/10.11588/diglit.30627#0357
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IV 7a Synodalordnung 1556

schriften undertenig anzaigen und euch solcher
widersetzigen und ungehorsamben pfarrer halben
bei uns ferner bescheids erholen.
Und damit auch alle furfallende mengel und ge-
brechen desto ehe muegen zu recht gebracht und
denen rat geschafft, auch den kunftigen desto besser
begegnet und die vorkommen werden, so ist auch
unser bevelch, das ir des jars zwei oder doch ufs we-
nigst ainmal capitl halten und alle eurs capitels ver-
wandte und eingehörige pfarrer, darzu ir euch uf
jetzo angestellt capitel mit denselben eins gewissen
tags vergleichen muget, wider gein N.uf hierzu be-
stimpten tag versambeln und ohne ehehaft6 und
sondere wichtige und genugsame ursachen außen-
pleiben keinem zulassen wollet, und uf solche zu-
sammenkunft mit einander von der lehre, ceremo-
nien und der priester leben handel, allerlei fel und
mangel erforschen, alle irrung, so furfallen mochten,
anhören und muglichs vleis, die zu örtern, zu verglei-
chen und zu wenden, euch bemuehen.
Daruber so wöllet auch kainen pfarrer in dem ge-
zirk zu eurem capitl gehörig gedulden, derselb sei
dann zuvor allhie examiniert, appropiert, auch fur-
ter ordiniert und durch unser schreiben presentirt
worden. Und sofern sich jemands anderer gestalt
einzutringen understeen sollte, das wollet unsaumb-
lich unsern ambtleuten anzeigen und neben densel-
ben furter in schriften an uns undertenig gelangen
lassen. Desgleichen wann uf erledigung einer pfarr
in eurem capitel ain ander verordent und presendiert
wurdet, denselben wöllet selbsten oder durch eures
capitels cammerern oder assessorn neben unserm
ambtmann oder castner jedes orts mit ainer predig
in der einsetzung dem pfarrvolk commendirn und
ime allen bericht betreffent ordentliche vorrichtung
der pfarrlichen recht unter hand geben und, seins
ambts christlich, getreulich und vleißig zu warten,
mit fleiß vormahnen.
Ferner und wo auch bisweilen jemand umb aine
pfarr oder kirchendienst bei euch ansuchen wurde,
den oder dieselben wöllet zuvor mit fleiß unterweisen
und furter neben anzeigung eures guetbedunkens an
uns weisen.
Daruber und als daran, wie die jugend aufer-

zogen würdet, merklich und vil gelegen, so wollet
fur eure personen ein vleißig aufsehen haben und
solchs gleichfalls auch zu tun eurm capitel angehörige
pfarrer zum besten vermanen, damit nit allein in
stetten, sondern auch uf den dörfern der schuelen
mit vleis gewartet und die jugent in gueten kunsten
und tugenden uferzogen und gelert werden.
Letzlich und nachdem auch bis anhero bei der ad-
ministration und verrichtung der heiligen tauf merer-
tails diese unordnung eingerissen und auch noch ist,
daß man mer acht und vleiß auf die kindsschenk und
ander leibliche ding gewendet und achtung geben,
dann das bei solchem hochwirdigen sacrament bil-
licher und rechter christlicher ernst gebraucht und
auch die kinder ganz unordenlich in die kirchen ge-
bracht werden, dergleichen unordnung nun billich
abgestellt wurdet, und solchs auch kunftig zu ver-
kommen bevelhen wir euch, daß ir eurem capitel zu-
gehörigen pfarren, sonderlich aus den steten ufer-
legen wöllet, daß sie irem pfarrvolk ab der canzel
öffentlich anzaigen, ir auch solchs selbsten tun wöl-
let, das unser ernster bevelch sei, das die kinder, so
man taufen lassen will, des morgens zu der stund,
da man pflegt in die kirchen zu gehen, in die kir-
chen sollen gebracht und nach endung der predigt
und andern christlichen ceremonien alsobald getauft
werden, also daß die hebame sampt der gevattern
das kind zu gelegner zeit in die kirchen trage und die
weiber zeitlich zur predigt komen. Wo aber die not-
turft von wegen des kinds schwachheit ein anders
erfordern und die sach kein verzug leiden wollt, so
soll uns nit zuwider sein, das die kinder auch außer-
halb der predigtzeit getauft werden.
Und ob nun wol daruber in deme von denen all-
hie neben euch gewesnen versambelten unsern super-
intendenten ubergebenen schriftlichen retlichen be-
denken auch andere mer punkt und artikel und unter
anderm auch ainer von der excommunication und
dem christlichen bann mit angeheftet, so können wir
doch dieselben aller unsers furstentumbs und landes
gelegenheit nach aus allerlei treffenlichen, bedenk-
lichen, wichtigen ursachen jetziger zeit ins werk zu
richten fueglich nicht wol stat haben. Derwegen auch
solche artikel noch zur zeit bis anderer, besserer ge-

= Not (vgl. S. 283 Anm. 9).

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