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Wolgast, Eike [Hrsg.]; Seebaß, Gottfried [Hrsg.]; Heidelberger Akademie der Wissenschaften [Hrsg.]; Kirchenrechtliches Institut der Evangelischen Kirche in Deutschland [Hrsg.]; Sehling, Emil [Begr.]
Die evangelischen Kirchenordnungen des XVI. Jahrhunderts (11. Band = Bayern, 1. Teil): Franken: Markgrafschaft Brandenburg-Ansbach-Kulmbach - Reichsstädte Nürnberg, Rothenburg, Schweinfurt, Weissenburg, Windsheim - Grafschaften Castell, Rieneck und Wertheim - Herrschaft Thüngen — Tübingen: J.C.B. Mohr (Paul Siebeck), 1961

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https://doi.org/10.11588/diglit.30627#0362
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IV 8. Visitationsvermahnung im Oberland 1558.
Vermahnung an die ministros ecclesiarum in der specialvisitation
des Culmbacher bezirks,

das sie vor allen dingen treulich und einfeldig bei der
rainen leer des heiligen evangelii bleiben, wie die-
selbige in der augsburgischen confession und apo-
logia und hernach in der marggrevischen kirchen-
ordnung aus der propheten, des Herren Christi und
der apostel predigten und schriften und aus den be-
werten symbolis grundlich verfasset und durch son-
derliche gnade Gottes in dieser kirchen auch in zeit
des interregni 1 erhalten und gefurt worden ist,
fleisig studiren und neben dem text der bibel mit
sonderlichem vleis die locos communes des herren
präceptoris Philippi Melanthonis2, sein examen theo-
logicum3 und die marggrevische kirchenordnung
lesen,
des sambstags und auf alle andere feierabend 4 zu
gewohnlicher zeit zur vesper lasen leuten und einen
jeden communicanten privatim verhören und absol-
viren,
alle sontag und andere feiertage, so in der marg-
grevischen kirchenordnung begriffen sind, das ver-
ordnete evangelium zu gewohnlicher zeit und stunde
predigen,
auch alle sonn- und andere feiertage nachmittag
zu gelegner stunde den catechismum halten und die
kinder allemal examiniren in dem stucke, das man
gehandelt hat,
in der wochen zweimal oder aufs wenigste einmal
predigen, die litanei und andere preces halten
und alle ämter in der kirchen, bei der fruepredigt
und kinderlere, auch bei der einlaitung braut und
breutigam anfahen mit anrufung Gottes umb die
gnade des Heiligen Geistes und ein deudsch Veni,
Sancte Spiritus singen

Druckvorlage: Original (NLA Superintendentur
Kulmbach 157). - Druck: CCC 1,210ff.
1 = die Zeit vom 7. Juli 1554 bis März 1557, in der
das Oberland erst unter bundesständischer, dann
unter kaiserlicher Verwaltung stand (vgl. Einleitung
S. 295).
2 Siehe S. 109 Anm. 15 und S. 348 Anm. 9!
3 Siehe S. 109 Anm. 16!

und ires ampts mit leren und predigen, admini-
stration und austailung der heiligen sacrament nach
des Herren Christi befelh und einsetzung, mit be-
suchung und trost der kranken und, was inen mehr
zusteht, treulich und vleisig warten,
wo schulen sind, ein fleisigs aufsehens haben, das
die schuldiener ires ampt treulich warten und bei der
jugend vleis tun,
das volk treulich vermanen, Gottes wort vleißig
zu horen, die predigten nicht versaumen und das
nachtmal Christi nicht verachten, ire kinder und ge-
sinde vleisig zur kirchen halten,sonderlich wenn man
den catechismum handelt, damit sie auf die general-
visitationen die sechs hauptstucke der christlichen
leer konnen recitiren, wenn man sie fragen wird,
die verechter des gottlichen worts und die, so das
heilig abendmal Christi in zweien oder mehr jaren
nicht entpfangen oder sonsten in offentlichen erger-
nussen unbusfertiglich leben, nicht zulasen, daß sie
bei der heiligen tauf zu gevatteren stehen, sie sagen
denn zu, das sie sich bessern und in kürz zum abend-
mal finden wollen,
und, do solche freventliche verechter des worts
und des nachtmals Christi oder die, so in andern
offentlichen ergernussen gelebt, one christliche buse
und entpfahung des heiligen sacraments hinsterben,
denselben das geleut und andere christliche ceremo-
nien zu irem begrebnus nicht gestaten,
die taufling, die einlaitung neuer eheleut, desglei-
chen die verstorbenen5 vleissig und fein ordentlich
einschreiben in ein besondern buch oder register,
welches fur und fur bei der kirchen eines jeden orts
bleiben sol,
4 = vigilia = Der Tag vor einem Feiertag.
5 Der Gedanke, solche Bücher einzuführen, taucht
hier in Franken erstmals auf. Verschiedene Pfarrer
im markgräflichen Ober- und Unterland und im
nürnbergischen Raum waren damit aber schon vor-
ausgegangen (Auhausen und Baudenbach 1540, He-
roldsberg 1541, Heilsbronn 1544, Cadolzburg 1545,
Kautendorf 1549 usw.).

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