IV 9. Kapitelsordnung 1565/78
Hailigen Gaist lebet und herrschet in ewigkeit.
Amen 21.
Zuletzt singe man wider einen deutschen psalm,
so es werktag ist, und beschließe der dechant mit
drei collecten und mit dem segen; were es aber an
einem feiertage, des Herrn abentmahl auszutailen,
soll dasselbige nach ausweisung der kirchenordnung
gescheen.
Hierauf soll auch der politisch und weltlich be-
velchhaber den confirmirten und bestetigten pfarrer
dem pfarrvolke commendirn und alle dem, so vom
dechant angezaigt, als wahren christen und gehor-
sam undertonen gepuhrt, nachzukommen, sie mit
allem vleis und ernste vermahnen.
Nach diesem ballen b soll der dechant den an-
geenden investirten pfarrer der kirchenbreuch hal-
ben besonders zu rede setzen, wie ers mit allen und
jeden actibus ecclesiasticis von eim zum andern zu
halten gedenke, und, da er sich in einem oder mehren
irren wurde, damit er den sachen recht tue und nie-
mand ergerlich sei, auch nicht verlacht und verspot-
tet werde, ime aus der kirchenordnung unterricht
und anleitung geben.
Es soll auch ein jeder superattendens darob und
daran sein, das in der zehrung kein ubermaß ge-
braucht noch der angeende minister wider die pillig-
keit beschwert werde, sintemal es keine haidnische
kirchweihe oder gefreß, sondern ein notwendiger
gotsdienst ist und pleiben soll und der eingesetzte
kirchendiener des seinen in ander wege notdurftig.
Sollen derhalben die personen, denen die sachen zu
verrichten bevohlen, und andere, so darzu erfordert
b-b Fehlt 1578. c-c Fehlt 1578.
21 Das Gebet ist aus der großen württembergischen
Ordnung entnommen (Richter 1,202) und geht
auf das in seinem Kern von Martin Luther stam-
mende Gebet in der Wittenberger Ordinationsord-
nung, das dann in vielen Kirchenordnungen er-
scheint, zurück (WA 38, 429f. — Rietschel 853ff.).
22 = schlemmen (Schmeller 1,511).
23 Die Kaufkraft eines Guldens von 1565 entsprach der
von 110 DM des Jahres 1959 (vgl. oben Anm. 13 und
18! — S. 31 Anm. 20). - Diese Beträge wurden ange-
sichts der ungemein geschwundenen Kaufkraft des
Geldes im 17. Jahrhundert ungefähr auf das Doppel-
te erhöht und werden nach diesem Satz (1 fl. = 1,71
DM) noch heute geleistet. - Die hier genannten Ka-
pitel und die mit der Zahlung an sie belasteten Stifte
sind, nit den ganzen tag schlemen und dempfen22,
sondern bald nach gehaltener mahlzeit mit guter ver-
nunft aufsteen und sich wider anheimswerts auf den
wege machen. So dann das Gotteshaus vermueglich,
soll die zehrung, wo nicht gar, doch zum tail daselbst
hergenomen werden, wie bisanhero an etlichen orten
cauchc gescheen ist.
Wenn auch ein kirchendiener nach dem willen Got-
tes mit tod abgehet, soll alsbald der nechstgeseßne
pfarrer dem superattendenten solchs zu wissen ma-
chen und der superattendens ferner unverlengt gein
hof berichten und anzaigen, welchs tags er gestorben
und daneben verordnung tun, das die verledigte
pfarr oder condition durch die collegen, so deren
etliche vorhanden, oder durch einen oder mehr be-
nachbarte kirchendiener bis auf fernern beschaid der
hohen obrigkeit noturftig versehen werde.
Von einkommen und underhaltung der capitel mit
irer obgeseteten ordnung.
Was und so vil betrifft die underhaltung der ca-
pitel, dieweil die capitel zu Langenzenn, Wassertru-
hendingen und Schwabach mit einkommen allbereit
reichlich und genugsamb versehen, so hat es damit
seinen weg. Nachdem aber bei den beeden capiteln
zu Crailshaim und Uffenhaim weß an underhaltung
mangeln wird, so ist von unserem gnedigen fürsten
und herrn marggraf Georg Friedrich zu Brandenburg
etc.allbereit bevelch getan, das die achtzehen gul-
den23, welche bis anhero von dem capitel zu Crails-
haim in die schuelpfleg daselbst gegeben, hinfuro
und Klöster sind zumeist S. 340 f. bereits genannt.
Neu erscheinen hier nur die Bruderschaft Uffen-
heim. Sie war eine sehr begüterte Bäckerbruder-
schaft, deren Vermögensertrag zur Abhaltung von
Jahrtagen ihrer verstorbenen Mitglieder diente (J.
Fr. Georgii, Uffenheimische Nebenstunden 2
[Schwabach 1754] 73. 83-88. — Zu den Bruderschaf-
ten überhaupt vgl. S. 94 Anm. 36!). — Münch-
steinach: 1207 gestiftetes Benediktinerkloster
(G. L. Lehnes, Geschichtliche Nachrichten von...
Münchsteinach... Neustadt a. d. A. 1833. — Chr.
Haag, Münchsteinach und sein ehemaliges Bene-
diktiner-Kloster. Neustadt a.d.A. 1933. — R. Herr-
linger, Die ehemalige Benediktinerabteikirche
Münchsteinach. Neustadt a. d. A. 1949. - J. Hem-
merle, Die Benediktinerklöster in Bayern (= Baye-
rische Heimatforschung 4) München 1951. 79f. -
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Hailigen Gaist lebet und herrschet in ewigkeit.
Amen 21.
Zuletzt singe man wider einen deutschen psalm,
so es werktag ist, und beschließe der dechant mit
drei collecten und mit dem segen; were es aber an
einem feiertage, des Herrn abentmahl auszutailen,
soll dasselbige nach ausweisung der kirchenordnung
gescheen.
Hierauf soll auch der politisch und weltlich be-
velchhaber den confirmirten und bestetigten pfarrer
dem pfarrvolke commendirn und alle dem, so vom
dechant angezaigt, als wahren christen und gehor-
sam undertonen gepuhrt, nachzukommen, sie mit
allem vleis und ernste vermahnen.
Nach diesem ballen b soll der dechant den an-
geenden investirten pfarrer der kirchenbreuch hal-
ben besonders zu rede setzen, wie ers mit allen und
jeden actibus ecclesiasticis von eim zum andern zu
halten gedenke, und, da er sich in einem oder mehren
irren wurde, damit er den sachen recht tue und nie-
mand ergerlich sei, auch nicht verlacht und verspot-
tet werde, ime aus der kirchenordnung unterricht
und anleitung geben.
Es soll auch ein jeder superattendens darob und
daran sein, das in der zehrung kein ubermaß ge-
braucht noch der angeende minister wider die pillig-
keit beschwert werde, sintemal es keine haidnische
kirchweihe oder gefreß, sondern ein notwendiger
gotsdienst ist und pleiben soll und der eingesetzte
kirchendiener des seinen in ander wege notdurftig.
Sollen derhalben die personen, denen die sachen zu
verrichten bevohlen, und andere, so darzu erfordert
b-b Fehlt 1578. c-c Fehlt 1578.
21 Das Gebet ist aus der großen württembergischen
Ordnung entnommen (Richter 1,202) und geht
auf das in seinem Kern von Martin Luther stam-
mende Gebet in der Wittenberger Ordinationsord-
nung, das dann in vielen Kirchenordnungen er-
scheint, zurück (WA 38, 429f. — Rietschel 853ff.).
22 = schlemmen (Schmeller 1,511).
23 Die Kaufkraft eines Guldens von 1565 entsprach der
von 110 DM des Jahres 1959 (vgl. oben Anm. 13 und
18! — S. 31 Anm. 20). - Diese Beträge wurden ange-
sichts der ungemein geschwundenen Kaufkraft des
Geldes im 17. Jahrhundert ungefähr auf das Doppel-
te erhöht und werden nach diesem Satz (1 fl. = 1,71
DM) noch heute geleistet. - Die hier genannten Ka-
pitel und die mit der Zahlung an sie belasteten Stifte
sind, nit den ganzen tag schlemen und dempfen22,
sondern bald nach gehaltener mahlzeit mit guter ver-
nunft aufsteen und sich wider anheimswerts auf den
wege machen. So dann das Gotteshaus vermueglich,
soll die zehrung, wo nicht gar, doch zum tail daselbst
hergenomen werden, wie bisanhero an etlichen orten
cauchc gescheen ist.
Wenn auch ein kirchendiener nach dem willen Got-
tes mit tod abgehet, soll alsbald der nechstgeseßne
pfarrer dem superattendenten solchs zu wissen ma-
chen und der superattendens ferner unverlengt gein
hof berichten und anzaigen, welchs tags er gestorben
und daneben verordnung tun, das die verledigte
pfarr oder condition durch die collegen, so deren
etliche vorhanden, oder durch einen oder mehr be-
nachbarte kirchendiener bis auf fernern beschaid der
hohen obrigkeit noturftig versehen werde.
Von einkommen und underhaltung der capitel mit
irer obgeseteten ordnung.
Was und so vil betrifft die underhaltung der ca-
pitel, dieweil die capitel zu Langenzenn, Wassertru-
hendingen und Schwabach mit einkommen allbereit
reichlich und genugsamb versehen, so hat es damit
seinen weg. Nachdem aber bei den beeden capiteln
zu Crailshaim und Uffenhaim weß an underhaltung
mangeln wird, so ist von unserem gnedigen fürsten
und herrn marggraf Georg Friedrich zu Brandenburg
etc.allbereit bevelch getan, das die achtzehen gul-
den23, welche bis anhero von dem capitel zu Crails-
haim in die schuelpfleg daselbst gegeben, hinfuro
und Klöster sind zumeist S. 340 f. bereits genannt.
Neu erscheinen hier nur die Bruderschaft Uffen-
heim. Sie war eine sehr begüterte Bäckerbruder-
schaft, deren Vermögensertrag zur Abhaltung von
Jahrtagen ihrer verstorbenen Mitglieder diente (J.
Fr. Georgii, Uffenheimische Nebenstunden 2
[Schwabach 1754] 73. 83-88. — Zu den Bruderschaf-
ten überhaupt vgl. S. 94 Anm. 36!). — Münch-
steinach: 1207 gestiftetes Benediktinerkloster
(G. L. Lehnes, Geschichtliche Nachrichten von...
Münchsteinach... Neustadt a. d. A. 1833. — Chr.
Haag, Münchsteinach und sein ehemaliges Bene-
diktiner-Kloster. Neustadt a.d.A. 1933. — R. Herr-
linger, Die ehemalige Benediktinerabteikirche
Münchsteinach. Neustadt a. d. A. 1949. - J. Hem-
merle, Die Benediktinerklöster in Bayern (= Baye-
rische Heimatforschung 4) München 1951. 79f. -
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