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Wolgast, Eike [Hrsg.]; Seebaß, Gottfried [Hrsg.]; Heidelberger Akademie der Wissenschaften [Hrsg.]; Kirchenrechtliches Institut der Evangelischen Kirche in Deutschland [Hrsg.]; Sehling, Emil [Begr.]
Die evangelischen Kirchenordnungen des XVI. Jahrhunderts (11. Band = Bayern, 1. Teil): Franken: Markgrafschaft Brandenburg-Ansbach-Kulmbach - Reichsstädte Nürnberg, Rothenburg, Schweinfurt, Weissenburg, Windsheim - Grafschaften Castell, Rieneck und Wertheim - Herrschaft Thüngen — Tübingen: J.C.B. Mohr (Paul Siebeck), 1961

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https://doi.org/10.11588/diglit.30627#0378
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IV 10. Gewalt zur specialvisitation.

Von Gottes gnaden wir Georg Friderich, marg-
graf zu Brandenburg, Stettin und Pommern, der
Cassuben und Wenden, auch in Schlesien zu Jegern-
dorf und etc. herzog, burggraf zu Nürmberg, und
fürst zu Ruegen,
enbieten unsern amptman zu Guntzenhausen,
rat und lieben getreuen, Erkinger von Rechenberg1,
auch allen pfarrherrn, castnern, schulteisen, vög-
ten, richtern, gottshauspflegern, dorfmeistern, ge-
baurschaften und gemeinlich allen unsern unterta-
nen in unserm ampt Guntzenhausen unsern günst-
lichena gruß zuvor und fuegen euch hiermit gnediger
meinung zu wissen, ob wir wol verschienener jar un-
ter andern auch in unserrn ampt Guntzenhausen
eine christliche visitation fürnemen und verrichten
lassen2 und uns versehen, dadurch solte viel nutz
und gut gestift und angericht sein worden, das es
alles bei den kirchen und schulen christlich und or-
dentlich zugehen solte, so gelanget uns doch gleub-
lich an, das bei gemelten kirchen und schulen an-
gerechtes unsers ampt Guntzenhausen allerlei un-
richtigkeit und unordnung nicht one sonder erger-
nus in schwang gehen und wieder uberhandne-
men, auch der gemeine man in hören und lernen
des heilbaren und allein seligmachenden wort Got-
tes unveißig sein und ein unbusverdigb leben führen
soll, das wir demnach unser[m] von Gott tragenden
ampt nach solchs so viel müglich zu vorkommen,
die fürsehung und verordnung fur[zu]nemen und zu
tun bewegt worden, das jerlich zu herbstzeit in un-
serm fürstentumb und landen ein specialvisitation
durch die jedes ort[s] verordente superintendenten
Druckvorlage: Gleichzeitige Abschrift: NLA
MKA gen. 7 f. 125. - Druck: CCC 1, 371-373.
a) So nach dem Druck; die offensichtlich nicht fehler-
freie Vorlage hat hier ,,geist[lichen]“.
b) Konjektur nach dem Druck (bußfertig) und dem
offensichtlichen Fehler der Vorlage „unbuswirdig“
(buswürdig — besserungsbedürftig [Schmeller 1,
295]).
1 Erkinger von Rechenberg, 1557- † 1581: Amtmann
zu Gunzenhausen, seit 1574 auch Hofrat, seit 1576
Gesandter auf den Reichstagen, 1580 auch Mitstatt-
halter. Er war Glied eines in der Nähe von Gunzen-
hausen reich begüterten Geschlechtes, das 1583 mit
seinem Bruder Konrad erlosch (G. Stieber, Histo-

fürgenommen und verrichtet werden soll, und dar-
auf dem wirdigen, unsern lieben getreuen, herrn Se-
bastian Stillern3, pfarrherrn und superintendenten
zu Guntzenhausen, in bevelh gnedig uferlegt haben,
solch visitation nach ausweisung ime hievor uber-
schickter instruction und ordnung neben dem senior
seines capitel[s] in unserm ampt Guntzenhausen für-
derlich fürzunehmen und zu verrichten.
Derhalben, so gebiten wir euch allen semptlich
und sonderlich, was gedachter superintendent ne-
ben seinem senior, ihrem von uns habenden bevelh
nach, mit euch handeln und vorschaffen, das ein je-
der unter euch demselben gehorsamlich geleben,
auch ihr, die amtleut, ret und diener, damit sie
solch gut christlich werk desto besser verrichten mö-
gen, wo von noten und ihr dessen von inen ersucht
werdet, darzu behülflich sein und im fall der not
selbsten auch mit zihen, auch die verordnung tuen
wollen, domit sie mit wagen und furen versehen
und von einem flecken zum andern one beschwerung
fortgebracht werden, auch ir, die gottshauspfleger,
inen jedes orts unterhaltung geben, darinnen wir
auch solche verordnung getan, das damit keine uber-
mas soll gebraucht werden, und euch auch beschließ-
lich gegen gedachten visitatorn aller bescheidenheit
gebrauchen und sie weder mit worten oder werken
noch in keinem andern weis noch weg nicht belesti-
gen noch mit dem wenigsten beschweren, unsere
ernste, unnachlessige strafe zu vermeiden. Daran
geschieht auch unsere endliche gefellige meinung.
Zu urkund mit unserm zuruck aufgetrückten se-
cret versecr[et]irt und geben
rische ... Nachricht von dem Fürstentum Branden-
burg-Onolzbach. Schwabach 1761. 423. 640. - Lang
3, 23. 25. 32. 49. - Th. Stark, Heimatbuch der Ge-
meinden des Landkreises Gunzenhausen. Ditten-
heim 1939. 271 f.).
2 Im ansbachischen Teil 1560 (Gürsching 22. -
Bernheck 228ff.), im kulmbachischen Teil 1561
bis 1563 (Kraußold 146-155. — Der Bericht über
diese Visitation lag allerdings damals in Ansbach
noch nicht vor).
3 Sebastian Stiller. Aus Österreich, nach dortiger
Tätigkeit 1539 Pfarrer in Heilsbronn, 1544 in Gun-
zenhausen, 1556 auch Dekan — † 1567 (Simon,
APfB Nr. 2942).

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