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Wolgast, Eike [Hrsg.]; Seebaß, Gottfried [Hrsg.]; Heidelberger Akademie der Wissenschaften [Hrsg.]; Kirchenrechtliches Institut der Evangelischen Kirche in Deutschland [Hrsg.]; Sehling, Emil [Begr.]
Die evangelischen Kirchenordnungen des XVI. Jahrhunderts (11. Band = Bayern, 1. Teil): Franken: Markgrafschaft Brandenburg-Ansbach-Kulmbach - Reichsstädte Nürnberg, Rothenburg, Schweinfurt, Weissenburg, Windsheim - Grafschaften Castell, Rieneck und Wertheim - Herrschaft Thüngen — Tübingen: J.C.B. Mohr (Paul Siebeck), 1961

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https://doi.org/10.11588/diglit.30627#0395
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IV16. Begleitschreiben zur Konkordie von 1570.

Rescript, d.d.27.Nov. 1570.
Georg Friederich, M[arkgraf] z[u] B[randenburg].
Wirdiger, lieber, getreuer!
Unsers gnädigen erachtens werdet ihr euch unter-
tenig wissen zu erinnern, welcher gestalt wir jungst
unsern superintendenten in unserm fürstentumb
und lande unterhalb des gebirges versamblung al-
hie gehalten (denen ir selbsten auch beigewohnet)
und uf was wege der eingerissene zwispalt und miß-
verstand beigelegt, verglichen und zwischen unsern
theologen christliche ainigkeit getroffen und schrift-
lich verfasset und von den anwesenden theologen
für sich und ire abwesenden mitcollegen unterschri-
ben worden.
Damit aber unser euch und andern superintenden-
ten gnedig uferlegter bevelch von euch gegen euren
capitularen desto besser und notturftiger muge vort-
gesetzt und volzogen werden, so lassen wir euch bei-
verwart eine gleichlautende abschrift von der ver-
ghchenen notel der concordien gnädig zukommen
und bevelhen euch abermals gnediglich, auch ernst-
lich begerend, das ir euch mit lehren und predigen
von dem furnembsten und haubtartikel unserer wah-
ren christlichen religion, nemlich von der rechtfer-
tigung des sunders vor Gott, solcher beschlossenen
concordien nicht allein für euer person in alweg gemes
verhalten, sondern auch daran und darob sein wol-
let, damit solches von den eurem capitl zugehörigen
kirchen- und schuldienern auch aigentlich beschehe
und inen darbei auch zur notturft, auch ferner
mündlichen unterricht tun und, im fal einer etwo in
einem oder mehr puncten bedenken oder mißver-
stand hette, denselben christlich berichten und
unterweisen, damit also dise concordia unzerrissen
und weitere uneinigkeit, zwispalt und ergernus in
der christlichen kirche vermitten bleibe.
Ihr sollet auch sunderlich euren capitelsverwand-
ten darneben bei vermeidung unser ernstlichen straf
Druckvorlage: Entwurf und gleichzeitige Ab-
schrift (NStA ARA 30 f. 325ff. 322ff.) Druck: CCC
1,115-118.
1 = schmähen, lästern (Schmeller 1, 1189f.).
2 Um eine solche Vereinbarung bemühte sich wenig-
stens Georg Friedrich bei dem flacianisch gesmnten

mit ernste untersagen und einbinden, das sie sich in
betrachtung ires ambts und jetziger kirchen vor-
stehender gelegenheit und anfechtung uf der canzel
alles ergerlichen disputirens genzlich enthalten.
Dann die disputationes uf die hohen schulen und
nicht in die kirchen auf die canzel (aldo allein, was
bauet, gelehret, aber, was abbricht und ergert, ver-
mitten bleiben soll) gehörig, wie dann auch ohne das
nichts so einfeltig fürgebracht, das nit etwo von
etzlichen in mißverstand gezogen wurdet.
Derwegen sie sich solchen allen und jeden gemes
erzaigen sollen, dann uns hinfüro einiche trennung
und spaltung, so der augspurgischen confession,
deren apologia, den schmalkaldischen artikeln und
unserer kirchenordnung zu wider, zu gedulden, gar
nicht gemeinet sein will, sondern wollen ernstlich,
das unsere predicanten in den kirchen unsers landes
durchaus in solchem allen christlich, einhellig und
fridlich leben, lehren und predigen, auch sich in al-
weg dermaßen erzeigen, wie sie es gegen Gott und uns
als der obrigkeit schuldig, auch am jungsten gericht
verantwurten wollen. Im fal sich aber uber solchs
einer oder mehr hierin unruig oder widersessig er-
zeigen, dasselb wollet zeitlich und, ehe doraus weit-
leuftigkeit oder ergernus entstehe, mit nottürftigem
bericht an uns untertenig gelangen lassen.
Über dis alles solt ir inen auch vermelden, nach
dem sich an etzlichen orten uf den canzeln die predi-
canten des ergerlichen holhippens1, scheltens und
schmehens der privatpersonen gebrauchen, dadurch
nicht allein die kirchen zum höchsten verergert, son-
dern auch etwo der herrn und obrigkeit gemueter
zum höchsten wider einander verpittert, das kurz
verschiner zeit etliche chur- und fürsten sich dessen-
halben freundlich verglichen, solch ergerlich holhip-
pen, schenden und schmehen bei derselben predi-
canten genzlich abzuschaffen2, dadurch die gemeine
keineswegs erbauet, sondern zum höchsten verergert
Herzog Johann Wilhelm von Sachsen ernestinischer
Linie, dessen Theologen vor allem gegen Kurfürst
August von Sachsen loszogen, - freilich vergeblich
(Schornbaum, Georg Friedrich als Vermittler
222 ff.).

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