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Wolgast, Eike [Editor]; Seebaß, Gottfried [Editor]; Heidelberger Akademie der Wissenschaften [Editor]; Kirchenrechtliches Institut der Evangelischen Kirche in Deutschland [Editor]; Sehling, Emil [Bibliogr. antecedent]
Die evangelischen Kirchenordnungen des XVI. Jahrhunderts (11. Band = Bayern, 1. Teil): Franken: Markgrafschaft Brandenburg-Ansbach-Kulmbach - Reichsstädte Nürnberg, Rothenburg, Schweinfurt, Weissenburg, Windsheim - Grafschaften Castell, Rieneck und Wertheim - Herrschaft Thüngen — Tübingen: J.C.B. Mohr (Paul Siebeck), 1961

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https://doi.org/10.11588/diglit.30627#0406
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Brandenburg-Ansbach-Kulmbach II

ten, darzu nicht allein, so vil die zeitliche narung be-
trifft, wenig segens, sondern auch in irem ambt von
Gott das gedeien nicht zu gewarten, weil geschrie-
ben stehet [Jer.23,21]: ,,Sie liefen und ich hatte sie
nicht gesandt“, so sollen die verordneten des consi-
storii in bestellung der verledigten kirchendienst
gunst, freundschaft, geschenk und gaben hindan-
setzen, sonderlich aber das unordentlich, ergerlich,
inen den pfarrern selbst und der kirchen schedlich
laufen und rennen nach den pfarren bei den kirchen-
dienern genzlich abschaffen und, do sie nicht ordent-
lich beruefen, sondern sich obgehorter maßen ein-
zudringen gedenken, zu keinem kirchenambt zu-
lassen.
Dann obwol nicht verboten, das einer seinen
dienst der kirchen anbiete oder die, so alberait in
kirchendiensten, beim consistorio aus erheblichen
ursachen um translation ansuchen, soll doch keiner
ihme selbst einen gewissen ort benennen, sondern
solchen zum erkanntnus der consistorialn setzen, die
nach den gaben, ime von Gott verliehen, ihne wer-
den wissen mit gebuerender condition zu versehen,
der gestalt er seines beruefs gewiß und in allen fur-
fallenden nöten sich Gottes gnade, hülfe und bei-
stands zu getrösten hat.
So dann einer armut halben sich an seinem ort
in die lenge und beharrlich nicht wuste zu betragen,
sondern umb translation anzusuchen getrungen
wurde, der soll entweder durch seinen dechan solche
seine notdurft und armut anbringen lassen oder, da
er selbst aigner person beim consistorio ansuchen
wolt, alsobald des dechans gründlichen bericht von
seiner erudition, gaben, lehr, leben und wandel ver-
schlossen mit sich bringen, ohne welchem bericht im
consistorio nichts angenommen, viel weniger be-
schaid gegeben werden soll, und wann solcher be-
richt vorhanden, soll darauf nochmalen im consi-
storio erkannt werden, damit die kirchendiener nicht
hunger oder mangel leiden, sondern durch eine
ordentliche translation oder in andere weg ihnen ge-
raten und geholfen werde, das wider die billichkeit
deshalben sie sich nichts zu beklagen, und also jeder
zeit des ordentlichen beruefs erwarten und denselben
mit vleis und treuen in irem ambt und darin auch
23 Eingangs ähnlich, dann sehr viel kürzer als Sach-
sen (Sehling 1,377ff.).

mit christlichem, gottseligen leben und wandel be-
fördern.
Desgleichen, so einer wegen seiner geschicklich-
keit und andern fürnemen, von Gott verliehenen
gaben zu einem furnemen und hohen beruef zu ge-
brauchen, soll solches von den decanis in visitatio-
nibus nicht verhalten, sondern mit vleis berichtet
und darauf auch jeder zeit nach der personen und
kirchen gelegenheit gebuerende und der kirchen nütz-
liche verordnung geschehen.
II.
Vom examine der kirchen- und schuldiener, auch
der knaben, so stipendia oder andere beneficia
bitten23.
Wann einer oder mehr seinen dienst der kirchen
bei dem consistorio anbieten oder zum kirchenambt
durch einen collatorem beruefen und furgestelt
wurde, sollen die verordneten unsers consistorii ihne
zuvorderst befragen, ob er das buech der christlichen
concordi, zwischen den christlichen churfürsten und
stenden augspurgischer confession wie auch dersel-
ben theologen im 1580. jar publiciert, darinnen unse-
rer kirchen einhellig bekanntnus vermög Gottes wort
als der ainigen regul, norma und richtschnur, nach
welcher alle lehrer und lehren gerichtet werden sol-
len, verfaßt, gelesen, nemblich die augspurgische
confession, anno 30 Carolo V.dem römischen keyser
ubergeben, sambt derselben apologia, den dreien
symbolis, schmalkaldischen articuln und catechis-
mis Lutheri mit angehengter christlicher und gründ-
licher erklerung etlicher strittigen articuln24 und
unser kirchenordnung als unser corpus doctrinae und
ob er mit allen diesen erzehlten schriften, so wir fur
die göttliche ungezweifelte warheit halten, in allen
und jeden articuln durchaus ainig und solche fur
christlich und Gottes wort in allweg gemees erkenne
und halte.
Im fall er aber solche schrieften zuvor nicht ge-
lesen hette, soll ime das ganze buech alsobald zu
lesen zugestellt und, do solches von ime beschehen,
alsdann erst zum examen zugelassen werden.
Wann er aber berichtet, das er vorgemelt buech
als unser kirchen einhellig bekanntnus gelesen und
24 Eben die Konkordienformel.

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