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Wolgast, Eike [Hrsg.]; Seebaß, Gottfried [Hrsg.]; Heidelberger Akademie der Wissenschaften [Hrsg.]; Kirchenrechtliches Institut der Evangelischen Kirche in Deutschland [Hrsg.]; Sehling, Emil [Begr.]
Die evangelischen Kirchenordnungen des XVI. Jahrhunderts (11. Band = Bayern, 1. Teil): Franken: Markgrafschaft Brandenburg-Ansbach-Kulmbach - Reichsstädte Nürnberg, Rothenburg, Schweinfurt, Weissenburg, Windsheim - Grafschaften Castell, Rieneck und Wertheim - Herrschaft Thüngen — Tübingen: J.C.B. Mohr (Paul Siebeck), 1961

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https://doi.org/10.11588/diglit.30627#0471
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IV 20 Ordo ecclesiasticus in Hof 1592

Am freitage.
Versiculus.
Gott hat seines einigen sons nicht verschonet,
sondern für uns alle dahingegeben [Röm. 8,32].
oder:
Christus ist umb unser missetat willen verwundet
und umb unser sunde willen zurschlagen [Röm. ,425].
Collecta10.
Barmherziger ewiger Gott, der du deines einigen
Sons nicht verschonet hast, sondern für uns alle da-
hin gegeben, das er unser sünde am creuz tragen solte.
Verleih, das unser herz in solchem glauben nimmer-
mehr erschrecke noch verzage und wir seines leidens
heut und allezeit also gedenken, das wir dadurch der
sünden vergebung und vom ewigen tod erlösung er-
langen und selig werden. Durch denselbigen deinen
Son Jesum Christum, unsern Herren, der mit dir in
einigkeit des Heiligen Geistes warer Gott lebt und
regirt in ewigkeit. Amen.
Am sonnabend.
Versiculus.
Ruf mich an in der not, spricht der Herre;
so will ich dich erretten, so soltu mich preisen [Ps.
50,15].
Collecta.
O allmechtiger Gott, der du der elenden seufzen
[wie S. 190].
Ein hymnus
so vor alters in der frumeß gesungen worden,
im ton: Jesu nostra redemtio, amor etc.
Nun ist es kommen an das licht,

[6 Verse; Text wie Wackernagel 4 Nr. 1308 nach
einem Wittenberger Gesangbuch von 1573].

10 Dieses Gebet ist aus zwei Kollekten Luthers (WA
35, 553) zusammengesetzt. Davon war die zweite (der
Schlußteil) auch in die Hofer Ausgabe der Bran-
denburgisch-Nürnbergischen Kirchenordnung von
1591 (diese Ausgabe oben S. 192) aufgenommen.
11 Dazu vgl. S. 493 Anm. 3! — Dieser Mischungsritus

Finis huius actus.
Nota.
Hie ist zu merken, das vor des herren M. Pangratii
zeit die frumeß sommerszeit umb 4, winterszeit aber
umb 5 hor verrichtet wurde, und hilten die diaconi
ein solche ordnung unter ihnen: Der wöchner, wann
er sein wochen am sonnabend angefangen hatte,
hilte er den nechstfolgenden sonntag meß vor dem
altar, communicirte auch zu end derselben mit einer
großen hostien. Die, wenn er den andern communi-
canten das gesegnete brot gereichet, zerbrach er in
zwei teil und das eine noch einmal von einander,
dessen er einen partikel nach altem catholischen
brauch in der paten ligen hes, und genoß das an-
dere 11. Nach austeilung des kelchs, wann er vom
diacono, so ihme ministrirt, den kelch empfangen
und vom ubrigen wein aus der kandel daraus ge-
gossen, warf er den einen particul der gebrochenen
hostien in den kelch und nam denselben auch zu
sich, und solches tet ein ider wöchner, damit er also
alle monat einmal communicirte. Die folgenden wer-
keltag alle sechs hilt er die frumeß und tet eine kurze
predigt aus einem evangelisten nach anweisung des
herren superattendenten. Den sontag hernach muste
er zu Trogen12 predigen und dieselbe andre wochen
wöchner uf dem land sein. Die dritte wochen ver-
richtet er die predig zu S.Lorenzen und die virte
muste er den catechismum oder epistelpredigen in
der closterkirchen umb 12 hor zu mittag. Weil aber
herr Pangratius vermerket, das es den diaconis zim-
lich sauer und schwer wurde und nicht zur richtig-
keit des ingenii diente, alle wochen was besonders
zu tractirn, hat er mit vorbewust der f[ürstlichen]
regierung eine solche enderung furgenommen, das
der archidiaconus alle sonn- und festtage anstat der
mittagspredigt im closter hinfuro zu S.Michel die
vesperpredigt, der secundus diaconus die frupredigt
zu Lorenzen, der tertius die freitagspredig haben
der römischen Messe wurde von Luther (Formula
Missa 1523 [WA 12, 213]) abgelehnt, aber in Hof an-
scheinend erst durch Pankratius 1570 abgestellt.
12 Trogen 6 km von Hof entfernt. — So ungefähr blieb
die Regelung auch noch bis ins 19. Jahrhundert.

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