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Wolgast, Eike [Hrsg.]; Seebaß, Gottfried [Hrsg.]; Heidelberger Akademie der Wissenschaften [Hrsg.]; Kirchenrechtliches Institut der Evangelischen Kirche in Deutschland [Hrsg.]; Sehling, Emil [Begr.]
Die evangelischen Kirchenordnungen des XVI. Jahrhunderts (11. Band = Bayern, 1. Teil): Franken: Markgrafschaft Brandenburg-Ansbach-Kulmbach - Reichsstädte Nürnberg, Rothenburg, Schweinfurt, Weissenburg, Windsheim - Grafschaften Castell, Rieneck und Wertheim - Herrschaft Thüngen — Tübingen: J.C.B. Mohr (Paul Siebeck), 1961

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https://doi.org/10.11588/diglit.30627#0481
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IV 20 Ordo ecclesiasticus in Hof 1592

Psalmus cum antiphono, item responsorium et hym-
nus ut vigilia praeterita:
Ante concionem: Dum complerentur L. de Victoria.
A 5.
Magnificat 8.toni ut antea.
Feria secunda
in templo monasterii.
Uff diesen tag pflegt sich die ehrwirdige priesterschaft
neben dem herren haubtman und andern fürstlichen
dienern, auch bürgermeister und rat sowol die ganze
gemein dieser stad nach gehörtem andern puls in
sanct Michelskirchen, zu vorsamlen, von dannen mit
der schulmeng (welche, so bald man zusammen-
schlegt, sich in die gedachte kirchen mit schönen
krenzen wol geziret findet [R.: NB. Die inferiores das-
ses sollen mit ihren schönen batenhembdern4 weis
bekleidet sein und ihre gehenge anhaben], umb den
hohen altar gehet und das Veni, Sancte Spiritus cho-
raliter, Sei lob und ehr mit hohen preis singet bis
zur fördersten grosen tur gegen dem markt), in der
procession in die klosterkirchen zu gehen, da man
dann unterwegen von Sanct Michels- oder der pfarr-
kirchen an bis an bemelten ort choraliter singet die
antiphon: Veni, Sancte Spiritus, auch das responso-
rium: Apparuerunt apostolis: item Spiritus Sancti
gloria, A 4, bedes deudsch und lateinisch.
Uf die mannspersonen folget der jungfrauschulmei-
ster neben seinen schulmegdlein und anderen jung-
frauen und hinder denselben das weibervolk in glei-
cher ordentlichen procession, singende uf des jung-
frauenschulmeisters anfang Sei lob und ehr mit
hohem preis, item: Herre Gott, wir loben dich.
Welches aber dieser ursach halben jerlich fur-
genommen wird, alldieweil die kloster- oder neue
schul, darinnen man itziger zeit die knaben unter-
richtet, im jahr Christi 1546. uf den pfingstmontag,
introducirt worden. Dann als man vor der zeit in der
alten schul5 die jugend gelehret und doch dieselbe,
weil die schul teglich zunam, zu klein und eng wer-
den wolte, also das weder schuler noch ihre praecep-
4 = die ihnen von ihren Taufpaten geschenkten Hem-
den.
5 Vgl. S. 424 Anm. 39!. Zum Ganzen: Weißmann,
Pfarrschule 25ff. — Götz, Glaubensspaltung 218.

tores genugsamen raum hetten, ist die liebe obrig-
keit allhie (ehrenthalben mus ich die damals ge-
wesenen vier herren bürgermeister hieher setzen, als
Hans Tech der alte, Cunrad Jan, Michael Klug und
Veit Jodizer, sacrae scripturae seu theologiae bacca-
laureus) aus zeitigem vorgehabtem rat dahin be-
wogen worden, das, weil das franziskanerkloster der
mönchen erledigt und durch die evangelische hell-
scheinende warheit, die faulen beuch mehrersteils
(außer etlichen wenigen als Thomas Mothel, mönch
Knoll etc., so zum evangelio sich bekant) ausgetrie-
ben und also gemeltes closter unserm gnedigen herrn
Alberto marggraven zu Brandenburg, seligster ge-
dechtnus, als dem jüngsten erben heimgefallen, sie
bei hochgedachtem, dazumal noch jungen fürsten
umb dasselbige erledigte gebeude supplicirten und
eine andre und weitere schul daraus macheten. Ha-
ben dero wegen zwene aus ihrem mittel neben ihrem
stadtschreiber Johan Baumeister zu hochstgemelten
ihren gnedigen fürsten und herren marggraven Al-
brecht abgefertiget und ganz demütig bittend umb
das franziscanercloster, welchs als ein geistlich gut
zu dem gottesdienst einmal deputirt billich bei dem-
selben bleiben solte und, weil die religion verendert,
in andre christliche weg gebrauchet wurde, ansuchen
lassen. Welches dann der junge herre bald und gern
gewilliget und die closterkirchen neben dem andern
ganzen gebeude, darinnen sich vor alters die mön-
chen ufgehalten, auch desselben jerliche gefäll und
reditus einem erbarn wolweisen rat allhie mildiglich
geschenkt mit der condition, das gedachtes franzis-
kanerkloster zu einer schulen gemachet, darinnen die
jugend in Gottes wort, allen tugenden, künsten und
sprachen unterrichtet und neben derselben die prae-
ceptores fügliche und tüchtige wohnung, so stets in
baulichen wirden zu erhalten, auch von dem jehr-
lichen einkommen ihre gewiese salaria oder besol-
dung hetten. Actum im jahr Christi 1543.
Ist also der monchen sommerhaus und librei zur
schulen 6, das ander gebeu aber zu bequemen unter-
schidlichen vier wohnungen gemacht worden. Und
obwol die dedication der neuen schulen anno 1545
6 Gymnasiumsplatz 6. - 1867 wurde neben diesem Ge-
bäude ein neues Gymnasium erbaut (F. Ebert,
Baugeschichte des alten Gymnasiums in Hof. Hof
1946).

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