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Wolgast, Eike [Editor]; Seebaß, Gottfried [Editor]; Heidelberger Akademie der Wissenschaften [Editor]; Kirchenrechtliches Institut der Evangelischen Kirche in Deutschland [Editor]; Sehling, Emil [Bibliogr. antecedent]
Die evangelischen Kirchenordnungen des XVI. Jahrhunderts (11. Band = Bayern, 1. Teil): Franken: Markgrafschaft Brandenburg-Ansbach-Kulmbach - Reichsstädte Nürnberg, Rothenburg, Schweinfurt, Weissenburg, Windsheim - Grafschaften Castell, Rieneck und Wertheim - Herrschaft Thüngen — Tübingen: J.C.B. Mohr (Paul Siebeck), 1961

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https://doi.org/10.11588/diglit.30627#0513
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V 1 Agendbüchlein Veit Dietricbs 1545

tet ein anders opfer an, auf dasselb will er, das wir
unser hoffnung setzen sollen. Aber verfluchet sei der
mensch, der außer dem opfer Christi, das er selb ein-
mal am creuz tun hat, ein ander opfer oder ein an-
dern pfaffen suchet! Denn solches gereicht zu ver-
kleinerung unserm lieben Herren Christo und seines
leiden und sterbens, welchs doch allein odas rechte,
gnugsame und Got wolgefelliges opfero ist, dadurch
wir von sünden erlöset und zum ewigen leben gefür-
dert werden.
Aus disen ursachen nun, die pwichtigp und groß
und je alle christen herzen bewegen solten, ist das
bebstisch, aber ungötlich und verdamlich meßopfer
qin unsern kirchenq abgeschaffet und das abentmal
unsers lieben Herren Christi, wie ers eingesetzet und
die erste, rechte kirch gebraucht, wider aufgerichtet
worden. Und solten sonderlich alle kirchendiener
und pfarrherrn Gott von herzen drumb danken und
loben, das sie durch dise lehr auf das einige und wol-
gefellige opfer gewisen und von solchem greuel, da
sie on befelh, ja wider Gottes wort, den Sun Gottes
für ir und anderer sünde zu opfern sich unterstan-
den, jetzund abgefüret werden, rsoltenr auch andere
leut zu disem rechten und einigen opfer Christi smit
allem fleiß, nachdem sie ihr ambt sonderlich erfor-
derts, füren und inen den rechten weg zu vergebung
der sünden und ewigem leben weisen können und das
opfer Christi predigen und rümen, wie es die heilige
schrift preiset, auf das solches opfers, wie der Herr
befilht, nimmer mer vergessen, sonder für und für
tbei den christen bedachtt und des Herren tod also
verkündet werd, bis das er kombt.
II.
Ordnung der messen auf dem land,
wo schulen sind8.
Zum ersten, wenn der priester zum altar kumbt,
mag er das Confiteor oder, was ine sein andacht er-
o—o Fehlt vor 1545. p— p Vor 1545: mechtig.
Fehlt vor 1545. r_r 1545: das sie
s_s Fehlt vor 1545. t Vor 1545: gedacht.
8 In engem Anschluß an KO 1533. (S. 188).
9 Als bei der Kirchenvisitation von 1560 der Kantor
in Velden berichten mußte, daß er für seinen Latein-

innert, sprechen. Darnach auf dem altar auch lesen
aus heiliger schrift, was ihm nach jeder zeit zu seim
ambt von nöten ist. Dieweil sollen die schuler den
introitum, so er der schrift gemeß ist, singen oder
ein teutschen psalm, nachdem es im gebrauch ist,
doch das, wo schulen sind, die lateinisch sprach auch
mit dem gesang in der kirchen geübet werde9.
Darnach soll man das Kyrie leison und Et in terra
lateinisch singen, es wer denn, das man es zuvor
anders im brauch gehabt und teutsch gesungen het.
Alsdann kere sich der priester gegen dem volk und
sprech oder sing:
Dominus vobiscum oder Der Herr sei mit euch!
Demselben folget dann ein oder mer collecten nach
gelegenheit der zeit und für allerlei anligen der chri-
stenheit. Und dieweil dieselben an stat der ganzen
gemein gesprochen werden, soll man sie teutsch hal-
ten, auf das das volk dieselben hören und verstehn
und im herzen dieweil auch also gedenken und beten
mög. Zum selben fleißigen aufmerken und betrach-
tung im herzen sollen die prediger auch das volk in
iren predigten vermanen. Und sind derselben her-
nach etwo vil gestelt, die ein jeder seines gefallens
für sich nemen mag, doch also das er zuvorderst al-
weg eine neme, die auf gaistliche sachen gestelt sei.
So es aber die gelegenheit und not der zeit erfor-
dert, umb friden, schönes wetter, regen, umb frücht
auf dem felde und anders zu biten, sol er als treuer
vorsteher solches auch nit vergessen, weil wir aus-
gedrückten befelch haben, um das teglich brot und
alles anligen zu bitten.

III.
Collecten und deutsche gebet, so man
zur meß und sonst singen oder lesen sol1.
Umb vergebung der sünden und ablassung
der verdienten straf.
unterricht keine Schüler mehr bekommen könne,
und daher den Antrag stellte, die hisher noch latei-
nisch gesungenen Liturgiestücke deutsch zu singen,
wurde diesem stattgegeben, doch mit der Weisung,
darauf zu sehen, daß das Latein nicht ganz aus dem
Flecken käme (Dannenbauer 3, 79).
1 Von den folgenden Gebeten stammen sehr viele wört-

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