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Wolgast, Eike [Editor]; Seebaß, Gottfried [Editor]; Heidelberger Akademie der Wissenschaften [Editor]; Kirchenrechtliches Institut der Evangelischen Kirche in Deutschland [Editor]; Sehling, Emil [Bibliogr. antecedent]
Die evangelischen Kirchenordnungen des XVI. Jahrhunderts (11. Band = Bayern, 1. Teil): Franken: Markgrafschaft Brandenburg-Ansbach-Kulmbach - Reichsstädte Nürnberg, Rothenburg, Schweinfurt, Weissenburg, Windsheim - Grafschaften Castell, Rieneck und Wertheim - Herrschaft Thüngen — Tübingen: J.C.B. Mohr (Paul Siebeck), 1961

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https://doi.org/10.11588/diglit.30627#0520
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Nürnberg II

tnt zu meinem gedechtnus! Desselben gleichen nam
er auch den kelch nach dem abentmal und danket
und gab in den und sprach: Trinkt alle daraus! Das
ist mein blut des neuen testaments, welchs für euch
und für vil vergossen wird zur vergebung der sün-
den. Solches tut, so oft irs trinkt, zu meinem ge-
dechtnus!
Darnach trete der pfarherr auf, sage den text des
sontagevangelions und lege in aus, das das volk ein
nütze lehr draus fassen und sich draus bessern könne.
Insonderheit aber soll alle leher gehn erstlich auf
den gehorsam gegen Gott und seinen gebotg. Da ist
von nöten, das man sonderlichen die gengen2 und
gemeinen laster ernstlich straf, als da sind: der geiz
und das ubersetzen im verkaufen, das unordenlich
saufen und müßigang, die unzucht in worten und
werken, das greulich gotteslestern, das ubel nach-
reden, den aberglauben mit mancherlei hsegen und
zaubereih, wie unter dem paursvolk isonderlichi ge-
mein ist, die undankbarkeit und den unfleiß gegen
das wort und was dergleichen mer ist. Und sollen
sonderlich die pfarherrn fleißig in der bibel lesen und
die exempel wol merken und dem volk treulich für-
halten, da dergleichen sünde kheftigk gestraft sind.
Zum andern sol die lehr lauchl fleißig gerichtet
werden auf das evangelion, das daß volk mlernem,
wie wir allein vergebung der sünden haben durch den
g 1543 II und 1544 +: Rand: Was ungeferlich in
den predigten zu handlen ist.
h-h Vor 1545: dingen i-i Fehlt vor 1545.
k—k Fehlt vor 1545. l—l Fehlt 1543 I.
m-m 1543 I und II: lehre n—n Vor 1545: abfüren.
o-o Vor 1545: verba Christi p-p Fehlt vor 1545.
q Vor 1545: + oder ein ander christlich gesang.
2 = gängig (Schmeller 1, 926).
3 Zu Luthers Postillen vgl. K. Aland, Hilfsbuch zum
Lutherstudium. Gütersloh 1956. 120-137. - 1544 er-
schien in Nürnberg Luthers Hauspostille, heraus-
gegeben von Veit Dietrich (WA 52).
4 Geb. Warburg 1501. - Zisterzienser in Riddagshau-
sen, 1523 als evangelisch vertrieben, 1528 Goslar
Pfarrer, 1529 Witzenhausen Landessuperintendent,
beteiligt an der Einführung der Reformation in Nort-
heim, Lippe, Hildesheim und Braunschweig-Wolfen-
büttel, - † Hannover 1553. - 1535 Kurze Auslegung
der Evangelien ... für die armen Pfarrherrn und
Hausväter, 1537 ebenso Episteln, seit 1538 als Kurze
und einfältige Auslegung der Episteln und Evange-
lien (mit Vorrede Luthers) (RE 4, 302—305. -
P. Tschackert, A. Corvinus. Hannover 1900. -

glauben an Jesum Christum, das Christus allein vom
ewigen tod erlöset und den eingang zum ewigen leben
durch sein auferstehung uns geöffnet hab, das man
in seinem namen in allerlei not und anfechtung zu
Got rufen und den Heiligen Geist begern sol, der
unsere herzen von tag zu tag je mer erleuchte, den
glauben sterke, die liebe in uns anzünde, wie denn
die sontagsevangelia solche ler mit sich bringen und
die postillen D.Luthers3, Corvini4 und dergleichen
fein anzeigen. Solcher bücher sollen in alle weg die
pfarrherrn auf dem land sich behelfen und mit fleiß
vor andern papistischen lumpenpostillen sich hüten,
welche die leut vom wort und dem verdienst Christi
auf eigene werk und verdienst nund von der war-
heit auf lugen und irrtum abfüren, wie Eck5, Nau-
sea6, Witzel7, Dietenberger8 * postillen gemacht ha-
benn.
Nach der predigt, so communicanten da sind, ist
zuvor verzeichnet wie man denselben actum sol hal-
ten on, weil kein schuler da sind, sol alsbald nach
der vermanung, wie oben verzeichnet, der priester
das Vater unser singen oder laut sagen, darnach die
owort Christi vom abentmalo auch singen oder laut
sagen und alsdenn die leute speisen. Inmittels sol die
kirch singen den gesang pAIs Jesus Christus, unser
Herr, oder, wo solches zu langp - Gott sei gelobet
oder Jesus Christus unser Heilandq. Nach dem sol
R. Stupperich, A. Corvinus, in: Westfälische
Lebensbilder 7. Münster 1959. - Schottenloher
3242-3276. - Über die Drucke der Postille: G. Gei-
senhof, Bibliographie der Druckschriften des
A. C., in: Zeitschrift der Gesellschaft für nieder-
sächsische Kirchengeschichte 5 [1900] 1-222).
5 Der bekannte Gegner Luthers, Professor in Ingol-
stadt, † 1543. - 5 Bände Predigten 1530-1539 (RE
5,138-142. - LThK 32, 642 ff. - Schottenloher
5184-5244.
6 (Grau) aus Oberfranken, seit 1541 Bischof von Wien,
† 1552. — Centuriae IV homiliarum 1530 (deutsch
1535) : Sermones quadragesimales super evangeliis.
1536) (RE 13, 669-672. - LThK 7, 458f. - Schot-
tenloher 16313-16322 b).
7 Um 1524 evangelisch, seit 1531 katholisch, zuletzt
in Mainz, † 1573. - Verfaßt u. a. eine Enarratio epi-
stolarum et evangeliorum per annum (RE 21, 399
bis 409. - LThK 10, 951f. - Schottenloher
22 707-22 726).
8 Dominikaner in Frankfurt, Trier, Koblenz und
Mainz, † 1537. - Bibelübersetzer. - Verfaßte u. a.
eine Evangelienpostille. (LThK 3, 316f. — Schot-
tenloher 3756-3761a).

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