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Wolgast, Eike [Hrsg.]; Seebaß, Gottfried [Hrsg.]; Heidelberger Akademie der Wissenschaften [Hrsg.]; Kirchenrechtliches Institut der Evangelischen Kirche in Deutschland [Hrsg.]; Sehling, Emil [Begr.]
Die evangelischen Kirchenordnungen des XVI. Jahrhunderts (11. Band = Bayern, 1. Teil): Franken: Markgrafschaft Brandenburg-Ansbach-Kulmbach - Reichsstädte Nürnberg, Rothenburg, Schweinfurt, Weissenburg, Windsheim - Grafschaften Castell, Rieneck und Wertheim - Herrschaft Thüngen — Tübingen: J.C.B. Mohr (Paul Siebeck), 1961

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https://doi.org/10.11588/diglit.30627#0526
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Nürnberg II

an allen denjenen, so zur heiligen tauf beruefen und
gebracht werden, sonderlich aber an disem seinem
diener (oder: an diser seiner dienerin), so im namen
des Vaters, Suns und Heiligen Geistes mit dem wasser
nach dem befelch Christi getaufet ist.
Das wir aber dest gewisser können bitten, so höret
zuvor das heilig evangelion, da sich unser Herr Jesus
Christus gnugsam vernemen lest, das er sich der kin-
der annemen wölle, derhalb wir dest besser für sie
zu bitten haben.
Der evangehst Marcus schreibt also [10,13-16]:
Zu der zeit [wörtlich wie S. 179] und segnet sie.
Auf solche zusagung iund gewisen trosti last uns
mit andacht für dises kindlein ein Vater unser bit-
ten.
Nach dem gebet segne er das kindlein mit disen
worten: Der Herr behüt deinen eingang und aus-
gang von nun an bis zu ewigen zeiten [Ps. 121,8]!
Amen.
Der frid sei mit dir! Amen.
X.a
Wie es bei den kranken sol gehalten wer-
den, so des abentmals des Herren begeren.
Kranke leut, so des Herren abentmal begeren, sol
man unterrichten und trösten. Die unterricht ist,
daß sie sich recht sollen erkennen lernen, wie sie
arme sünder sind, und derhalb umb gnade bitten und
von sünden sich entbinden lassen. Der trost ist neben
der absolutio, das man inen wol einbilde, was unser
Herr Christus mit dem abentmal hab wöllen anrich-
ten. Und hie würd von nöten sein, sonderlich an den
orten, da man die bebstische ordnung mit dem hei-
ligen sacrament bisher gehalten hat1, das man die
leut treulich unterrichte von der einsetzung Christi,
das er nit allein sein leib essen, sonder auch sein blut
aus dem kelche alle hab heißen trinken. Und mag
solches bedes, unterricht und trost, geschehen auf
dise weis, wie folget:
i-i Fehlt vor 1545.
a 1543 I: IX. b Fehlt 1543 I.
c 1543 II und 1544: + R: Unterschid eines men-
schen und vihes tod. d—d Fehlt vor 1545.

Unterricht.
Mein lieber mensch, du ligst jetzund da in Gottes
handen und weist nit, auf welchen weg es Gott mit
dir wenden will, ob er dir wider zu deim gesund hel-
fen oder dich jetzund mit tod von disem leben ab-
fodern will. (R: Weil wir für Gottes gericht müssen,
sollen wir uns recht darzu lernen schickenb). Und ob
du gleich wider zu deinem gesund würdest kommen,
so ist doch das gewiß, das es einmal muß gestorben
sein. Was aber nach dem tod folgen werde, waist du
auch; denn also bekennest im glauben, das Christus
sitze zur rechten seines himlischen Vaters und werde
widerkommen zu richten lebendige und tote, das
also du und alle menschen nit allein den tod, sonder
auch Gottes urteil und gericht am jüngsten tag ge-
warten must. Derhalb wer es wol von nöten, das du
dich auf solche fart recht schicketest und dises werks,
welches Got jetzund mit dir fürhat, gute ach-
tung nemest. Denn es ist ein große unterschid zwi-
schen eines menschen krankheit und tod und eines
vihesc. Das vihe muß auch sterben, leidet auch aller-
lei krankheit, wie wir sehen; aber solchs ist alles
natürlich und widerferet im nit aus Gottes zorn. Es
ist sein natur also, das es nit allweg kan bleiben und
je zuweilen einen unfal leiden und aufstoßen dund
entlich gar sterbend muß. Wenn es nun tod ist, so ist
es alles aus und hin, hat weiter nichts zu gewarten.
Aber der mensch muß krankheit und den tod umb
der sünden willen leiden; denn wie der Herr dem
Adam im paradis droet und spricht: Welchen tag
du von disem baumen essen wirst, wirst des todes
sterben [1.Mos.2,17]. Solchs soltu wol merken und
wissen. Dise krankheit, so du jetzund leidest, ist nit
ungefer noch allein naturlicher weis dir widerfaren.
Es ist deiner sünden schuld, das du auch ein adams-
kind bist, eder du in sünden entpfangen, ein sünd-
liche natur mit dir von vater und muter gebracht
haste und wider Got und sein wort dein leben in sün-
den hast zugebracht. Derhalb hast du zwei ding jetz
zu bedenken. (R: Ein kranker hat zwei ding zu be-
denkenf)
e-e Fehlt vor 1545. f Fehlt 1543 I.
1 Gedacht ist an die eben erst der Reformation zu-
geführten Pfandschaftsgebiete von Pfalz-Neuburg
(siehe Einleitung S. 481f.!).

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