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Wolgast, Eike [Editor]; Seebaß, Gottfried [Editor]; Heidelberger Akademie der Wissenschaften [Editor]; Kirchenrechtliches Institut der Evangelischen Kirche in Deutschland [Editor]; Sehling, Emil [Bibliogr. antecedent]
Die evangelischen Kirchenordnungen des XVI. Jahrhunderts (11. Band = Bayern, 1. Teil): Franken: Markgrafschaft Brandenburg-Ansbach-Kulmbach - Reichsstädte Nürnberg, Rothenburg, Schweinfurt, Weissenburg, Windsheim - Grafschaften Castell, Rieneck und Wertheim - Herrschaft Thüngen — Tübingen: J.C.B. Mohr (Paul Siebeck), 1961

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https://doi.org/10.11588/diglit.30627#0551
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V 1 Agendbüchlein Veit Dietrichs 1545

dann das man im anhalte und bede fahr wol einbilde.
Zum ersten, er sei jetzund im gericht weltlicher ober-
keit. Dem werde er nit entlaufen. Darnach werde er
für Gottes gericht auch kommen. Da sei kein mittel
mer. Werde er seine sünd hie nit erkennen, im lassen
leid sein und vergebung von Gott begern, so muß auf
solchen zeitlichen tod der ewig tod volgen, ewelcher
doch unmeßlich schwerer und unleidlicher ist denn
der zeitliche tod, sintemal es ein ewiges ding ist und
nimmermer aufhöret. So nun der zeitliche tod sich
so saur ankombt, warum wilt du den ewigen auf dich
laden?e Solcher fahr (sprich), lieber freund, wil ich
dich erinnert haben. Bleibst du verstockt, so bleibst
du dirs in ewigkeit. Widerumb bekerst du dich, so
sol der zeitlich tod als die straf deiner sünd aufhören
und dort in ewigs leben und freud gewandelt wer-
den; denn Got will dem sünder gnedig sein und ver-
geben, wenn er sich von herzen bekert und ihm sein
sünd lest leid sein. Neherkanmanseimsolchenmen-
schen nit bringen. Darumb mag man ihn selbs mit
solchen gedanken bei sich ein zeitlang arbeiten las-
sen fund Gott für ihn bitten, das er sein herz er-
leuchten und dem bösen Geist wehren wöllef
Vom trösten.
Wo aber die herzen vor blöd und erschrocken sind
oder durch solche vermanung sind erschrecket wor-
den und lassen in ir sünde leid sein, da muß zweier-
lei trost sein - der erst, des gewissens trost, das sie
sich wider das bös gewissen wehren und mit Gottes
güte trösten lernen, gder ander trost wider das ster-
ben und den schmelichen tod, das sie in verachten
und sich eines bessern lebens, denn dis hie ist, trö-
sten lerneng.
Den trost des gewissens mag man also anfahen,
das, gleich wie man zuvor Gottes zorn durch das ge-
fengnus und die straf bewisen hat, jetzt auch also
solches gefengnus und straf auf Gottes gnade ge-
zogen werde, nemlich also: Das man zum allerersten
den armen vermane, er sei zu sinn, wie er wöll, das
er gedenk und Got von herzen dank, weil es doch
sunst muß gestorben sein und er den tod vilfeltig
verdienet hat, das in Got also zur buße gefordert

e-e Fehlt vor 1545. f-f Fehlt vor 1545.

hab und an den ort bracht, da man in recht zum
sterben unterweisen und trösten könne.
Denn (R: Gottes sondere gnad ist es, wo man
rechten unterricht vom wort haben kan) so Gott mit
ungnaden (sprich) gegen dir het handeln wöllen, het
er dich ob frischer tat erwürgen, den hals abfallen
oder sunst umbbringen lassen und also gerichtet,
wie er dich gefunden het in deinen sünden. hDa wer
gewißlich der ewige tod aufgefolget; denn auf die
sünde gehört der todh. Nun aber beweiset er dir
dise genad, das er nicht nach der streng mit dir han-
deln, sonder, ob du es wol nit verdient hast, den-
noch seine gnade dir beweisen und dich zu eim kinde
annemen und dein sünd dir vergeben wölle. Wievil
sind ihr, die solche sünd auf ihn nicht haben wie du
und dennoch unversehens umbkummen ? Dich aber
wil Gott nit ubereilen, schicket dir seine diener, die
dich trösten und durch sein wort deiner seel helfen
sollen. Solche gnad lern erkennen und sei Gott da-
für dankbar, das er mit dir armen sünder so gnedig
und väterlich handelt!
Darnach neben dem, das dich Gott nit mit sei-
nem gericht ubereilet hat, must du Gottes gnade
auch in dem erkennen und solt ihm dafür danken,
das er dein herz durch seinen Heiligen Geist gerürt
hat, das du deine sünd erkennest und lests dir von
herzen leid sein. (R: Gottes genad ist es, wenn uns
unser sünd leid ist.) So dagegen mancher mensch in
sicherheit seines herzen verdirbt und stecken bleibt,
Nun ist aber solchs Gott noch nit gnugsam, das er
damit seine güte gegen dir beweisen sonder, weil du
deine sünd erkennest und jetzt ein böses gewissen
hast, wil dir Gott aus demselben auch helfen, das
dir doch endlich gar geholfen werd, und hat mich,
seinen kirchendiener, zu dir verordnet, das du durch
mich unterrichtet werdest, wie du wider die sünd
und dein böses gewissen dich aufhalten und wehren
solst. So denke nun, das du disen unterricht mit
danksagung gegen Gott und rechtem glauben an-
nemest, auf das du wissest, warauf dein trost und
seligkeit beruhen soll!
Du bekennest ja, das du ein sünder seist. (R:Wie
Got mit den sündern wölle umbgehen.) So höre jetz
und lern, was Gott mit den sündern tun wölle! Du
g-g Fehlt vor 1545. h-h Fehlt vor 1545,

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