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Wolgast, Eike [Hrsg.]; Seebaß, Gottfried [Hrsg.]; Heidelberger Akademie der Wissenschaften [Hrsg.]; Kirchenrechtliches Institut der Evangelischen Kirche in Deutschland [Hrsg.]; Sehling, Emil [Begr.]
Die evangelischen Kirchenordnungen des XVI. Jahrhunderts (11. Band = Bayern, 1. Teil): Franken: Markgrafschaft Brandenburg-Ansbach-Kulmbach - Reichsstädte Nürnberg, Rothenburg, Schweinfurt, Weissenburg, Windsheim - Grafschaften Castell, Rieneck und Wertheim - Herrschaft Thüngen — Tübingen: J.C.B. Mohr (Paul Siebeck), 1961

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https://doi.org/10.11588/diglit.30627#0552
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Nürnberg II

denkst und alle menschen, Got sei eben des sinnes
wie die menschen. Wer ihnen gutes tut, der genieße
es; wer in laides tut, der entgilt es, wie denn du umb
deiner mißhandlung willen jetz da ligst und den tod
leiden must. Hettest du nit gemordet, würde dir der
kopf nit abgehauen. Hettest du nit gestolen, wurdest
nicht gehenket werden. Das ist der welt urteil, will
und meinung. Aber Got solt du anders lernen erken-
nen. War ists: wer christlich und nach Gottes willen
und befelh lebt, der soll es genießen. Wer aber solchs
nit tun hat, sol darumb dennoch nit verzagen. Dann
Gott hat nit lust an der sünder tod. Er will sünd ver-
geben und ewig salich machen. Darumb hat er sein
einigen Son Jesum Christum lassen mensch werden
und sterben, auf das er für uns lidde und wir durch
sein sterben und leiden vergebung der sünde und
ewigs leben hetten.
So dich nun dein mißhandlung anfichtet (R: Chri-
stus hat für die sünd gelitten.), und dein gewissen
bekummert ist, sihe hieher, was Christus für dich ge-
tan hat! Denn also heist der spruch: Christus ist das
lemlin Gottes, welches der welt sünde tregt [Joh.
1,29]. Bist du ein mensch, so bist je auch ein stück
der welt. Bist du denn ein stück der welt, wo hat
Gott deine sünde hin gelegt ? Für der welt ligen sie
auf dir. Darumb mustu auch sterben. Das ist der
welt urteil. Was ist aber Gottes urteil ? Nemlich: das
Christus Jesus deine sünd von dir genummen und
auf sich geladen, dieselben getragen und dafür be-
zalet hab, auf das du für Gotes urteil, so du dich sol-
ches leidens Christi annimbst, von sünden frei und
ein kind Gottes in ewigkeit bleiben solst.
Denn also spricht Christus selb Johannis am 3. [16]:
Gott hat die welt also geliebt, das er sein einigen Son
hingeben, auf das alle, so an in glauben, nicht ver-
loren werden, sonder das ewig leben haben. Hie
hörest du, wo Christus nit wer gestorben, müsten wir
all der sünden halben verloren sein. Nun aber Chri-
stus gestorben ist, sollen wir alle, ich als wol als du,
du als wol als ich, an Christum glauben, das ist: sein
leiden dermaßen annemen, das es umb unsertwillen
und uns zu gut geschehen !und wir dadurch von
sünd und tod erlöset seini So sollen wir nit ver-
loren werden, sonder das ewig leben haben.
i-i Vor 1545; sei j-j Fehlt 1543 I.
1543 I: bekummert seit.

Hier lerne widerumb, das du solche woltat Christi
dir wol einbildest! Der welt wirdest du durch deinen
tod genug tun, darumb, das du wider die oberkeit
und deinen nechsten gesündet hat. Gott aber wür-
dest durch deinen tod nit gnug tun. Christus aber
hat dafür genug tun. Desselben solt du dich an-
nemen, dein gewissen damit trösten und frölich auf
solchen trost sterben, weil Christus für dich gestor-
ben ist, auf das du also ganz gerecht werdest. Für
der welt bist du gerecht; denn was du verdienet hast,
das widerferet dir,jund du leidest darumbj Vor Gott
bist du auch recht; denn Christus ist für dich und
umb deiner sünde willen gestorben. An solchen tod
Christi solt du mer denn an dein eigen tod denken;
denn der tod Christi hilft dir zum ewigen leben. Dein
eigner tod beraubet dich nur dises zeitlichen lebens.
Was kan dich denn weiter bekümmern, weil du
hörest, Gott wölle umb Christus willen dir gnedig
sein, weil Christus dein sünd auf sich genommen,
dieselben tragen und dafür seinem Vater hat genug
getan ?
Man mag hie noch ein spruch oder zwen nemen
den armen zu trost als, das Christus spricht: Wer an
mich glaubt, ob er schon stirbt, soll er doch leben
[Joh.11,25]. Item: Christus ist nit gestorben allein
für unser sünd, sonder für der ganzen welt sünde,
1.Joh.2 [2], Item: Kumbt zu mir alle, die ir kmüh-
selig und beladen seid! Ich wil euch erquicken. Nemet
auf euch mein joch und lernet von mir; denn ich bin
sanftmütig und von herzen demütig, so werdet ir
ruhe finden für euer seelenk etc. Matth. 11. [28 ff.]. Bei
solchen und der gleichen wenig sprüchen, sol man
es bleiben lassen und sie den armen leuten woll ein-
bilden und oft fursagenl, sonst macht man sie irr,
wenn mans immer von eim spruch auf den andern
fürt.
Wenn nun dem armen das gewissen dermaßen ge-
ringert ist, wie es denn muß folgen, weil Gott durch
seinen Geist bei dem wort sein und würken will, mag
man denn auch zum andern troststuck greifen und
den arrnen, beides, die schand, so er für der welt
tragen, und den tod, so er offentlich leiden mus, nicht
ausreden, sonder mit Gottes wort lind und leicht
machen auf dise weise.
l-l Vor 1545: einreiben

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