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Wolgast, Eike [Hrsg.]; Seebaß, Gottfried [Hrsg.]; Heidelberger Akademie der Wissenschaften [Hrsg.]; Kirchenrechtliches Institut der Evangelischen Kirche in Deutschland [Hrsg.]; Sehling, Emil [Begr.]
Die evangelischen Kirchenordnungen des XVI. Jahrhunderts (11. Band = Bayern, 1. Teil): Franken: Markgrafschaft Brandenburg-Ansbach-Kulmbach - Reichsstädte Nürnberg, Rothenburg, Schweinfurt, Weissenburg, Windsheim - Grafschaften Castell, Rieneck und Wertheim - Herrschaft Thüngen — Tübingen: J.C.B. Mohr (Paul Siebeck), 1961

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https://doi.org/10.11588/diglit.30627#0553
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V 1 Agendbüchlein Veit Dietrichs 1545

Trost wider die schand und den tod.
Das er alle anfechtung, so im schand und tod hal-
ben unter augen kummen werden, lerne fest aus-
schlagen und sich an den höchsten trost halten. Es
scheine für der welt, wie es wölle, so sei im doch das
ewig leben durch Christum erworben und gewiß zu-
gesagt. Darumb, lieber freund, lerne schaden und
gewin fein gegen einander abrechnen! Du und alle
welt helt jetzund dis für ein schaden, das du ee, denn
dein natur erfordert, sterben must. Wolan, laß es ein
schaden sein! Was ist aber dis dagegen, das du nach
disem elenden leben solt ein kind des ewigen lebens
sein ? Das du nun durch den tod zu solcher verhei-
ßung gefordert wurdst, solt du (wie es in der war-
heit ist) für ein gewinn achten und nit für ein scha-
den. Sterben ist ja schrecklich, aber disen allein, so
nichts denn sterben und kein hoffnung des künf-
tigen, ewigen lebens haben. Dieselbe hoffnung hast
aber du. Was woltest du denn seer klagen ? Du ver-
leurest villeicht mzehen oder zweinzig jarm, die du
sonst lenger hettest mögen leben. Wer weis, wie es
dir deines leibs und seelen halb in solcher zeit nwurde
ergangen seinn. Jetzund aber würdest durch den tod
nur gefürdert, das du dest ee von allem unglück hie
entledigt und dort zu den ewigen gütern kummest.
Denn das ist dein hoffnung, darauf du getauft bist
das du durch den tod Christi solt zum ewigen leben
kummen. Das ist dein hoffnung, welche dir durch die
empfahung des heiligen sacraments ist vergwiset,
das du ja nit zweifelst, der leib Christi, der dir im
brot geben, sei für dich hingeben, und sein blut,
welchs du im wein trunken, sei für deine sünd ver-
gossen worden. Wie könte man dir das ewige leben
immer mer gewiser machen und neher bringen ? Dar-
umb laß dich den zeitlichen tod nicht erschrecken,
sonder tröste dein herz mit dem ewigen leben, welchs
dir gewiß von Christo erworben ound nit allein an-
fenglich in der heiligen tauf, sonder auch jetzundo
und in der nießung des hochwirdigen sacraments ist
zugesagt! Disen tod aber lerne erkennen als ein solchs
werk, durch welchs du der sünden gar absterbest,
welche dir durch Christum vergeben ist!
m-m 1543 I: ein jar zehen oder zweinzig
n-n 1543 I: gehn wurde o-o Fehlt vor 1545.
p-p Fehlt vor 1545. q Fehlt vor 1545.

Ja, sprichstu, es ist aber schendlich, also umb der
sünden willen sterben vor jederman. Wolan, du hast
kein andern tod verdienet. Darumb trag in, wie es
deine sünd dir auflegen und mit sich bringen! Dar-
neben vergiß dennoch auch nit der ehr, so an sol-
chem schmehlichen tod, wie du leidest, hanget!
Das du am ersten nit allein stirbst wie ein dieb
oder mörder, sonder, ob du schon ein dieb oder mör-
der bist, stirbst du dennoch auch als ein christ, der
du bedes, vor Gott und der welt, bekennest perst-
lichp, dein sünde, damit du solchen tod verdienet
hast, und darnach das leiden und verdienst Christi,
durch welchs du glaubest vergebung deiner sünde
und das ewige leben. (R: Der tod, so vor der welt
schmelich, ist dennoch ehrlich.) Solchs heist ein chri-
sten glauben und christliche bekantnus, welchs vor
Gott mer und höher zieret, denn solche weltliche
schmach für der welt immer mer schenden kan.
Zum andern ist dis auch ein ehr, welche du in dei-
nem sterben solt erkennen lernen, das eben diser tod,
weil er aus Gottes ordnung umb deiner sünde willen
dir ist aufgelegt, ein werk ist, in welchen du Gott,
als deinem Herrn, den letzten gehorsam leisten solt
(R: Solcher tod ist ein gehorsam gegen Gotq). Denn
weil du Gott in dem bist ungehorsam gewest, das
du die sünd geflohen hettest, solt du jetz im in dem
gehorsam sein, das du solche verdiente straf willig
und gern leidest, niemand darumb feind seiest, jeder-
man, auch denen, so dich dazu zum teil verursacht
oder am ersten einbracht haben, gern und willig ver-
gebest. Wenn du solchs tust und dich also in dein
sterben schickest solt du wissen, das es Gott gedie-
net und rdu im rechten gehorsam leistestr. Nun weist
du aber je selb, das Gott dienen nicht schmelich,
sonder ehrlich und Gott wolgefehig sei. Weil nun dis
Gottes will ist, das du deiner sünd halb also offent-
lich solt gerichtet werden, so denke, das du solchen
letzten gehorsam Gott gern leistest, weil dir doch on
das laid ist, das du in deinem leben so oft wider Gott
gehandelt und im so wenig gefolget hast!
Solcher gehorsam, weil es ein recht gut werk ist,
wird auch seine frücht mit sich bringen (R: Solcher
tod bringt gute frucht mit sichs.) nemlich: das, gleich
r-r Vor 1545: und rechter gehorsam geleistet sei.
s Fehlt vor 1545.

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