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Wolgast, Eike [Editor]; Seebaß, Gottfried [Editor]; Heidelberger Akademie der Wissenschaften [Editor]; Kirchenrechtliches Institut der Evangelischen Kirche in Deutschland [Editor]; Sehling, Emil [Bibliogr. antecedent]
Die evangelischen Kirchenordnungen des XVI. Jahrhunderts (11. Band = Bayern, 1. Teil): Franken: Markgrafschaft Brandenburg-Ansbach-Kulmbach - Reichsstädte Nürnberg, Rothenburg, Schweinfurt, Weissenburg, Windsheim - Grafschaften Castell, Rieneck und Wertheim - Herrschaft Thüngen — Tübingen: J.C.B. Mohr (Paul Siebeck), 1961

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https://doi.org/10.11588/diglit.30627#0555
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V 1 Agendbüchlein Veit Dietrichs 1545

Darumb xvermanetx er am andern ort so fleißig
und heist, man sol nit eine nacht schlafen in solchem
widerwillen [Eph.4,26]. Da denke du nun, was für
sund es allgereit sei, das du solchen zorn so lange
zeit getragen hast und noch nit gedenkest faren zu
lassen!
Solchs bedenk, lieber freund, was es für ein scha-
den deiner seel sei, wenn du vor Gottes gericht nit
solst gnad, sonder ungnad finden und Gott eben mit
deinen sunden tun wil, wie du tust mit den sünden
deines nechsten wider dich!
Und zwar, hast du ein vernunft, so sihe nur, was
richtest du mit aus, wenn du nicht vergeben wilt ?
Du ligest hie in fronfesten. In zweien tagen ist dei-
nes lebens nimmer, Was kan dann dein zorn deinen
feinden schaden, der dir deiner seel und seligkeit so
trefflich schedlich ist ?
Darumb besinne dich! Es gilt dir; mir aber gilt
es nit, sonder ich muß auch, wil ich gnad haben, allen
den gnedig sein und vergeben, so ungnad und zorn
umb mich verdienet haben. Wilt du es aber nicht
tun und so beharren, so kan ich dir das sacrament
nicht mitteilen, welchs uns der höchsten lieb und
treu ermanet, so uns Christus bewisen hat uns zum
exempel, das wir auch unserm nechsten, ja den fein-
den dienen, vergeben und sie lieb haben sollen etc.
Wo er sich noch nicht wolt erweichen lassen, sol
man in fragen: Lieber, ich sehe, das es in deim her-
zen nit ist, das du gegen deine widersacher köntest
ein freundlich herze haben. Sag mir aber, mochtest
du dirs nit wunschen, das du es tun und ein solchs
herz mochtest haben ? Oder wer es dir ein dienst, wo
man Got für dich bäte, das er dir solch herz und gnad
verliehe, das dein herz gegen deine feinde stünd, wie
des Herrn Christi ist gestanden gegen seine feinde,
wie er denn am creuz betet für die, so in creuzigten?
Wenn er hie spricht: Ja, er wölt, das er auch also
gesinnet wer. Aber er befinde leider, das es anderst
sei, da soll man ihn selb zum beten vermanen, das
er ein solch herz von Gott begere und alsdann auf
die gnade Gottes, welche yGoty niemand will versagen,
im das heilig sacrament geben und hoffen, Gott
werde in erleuchten.

x-x 1543 I und II: warnet
y-y Vor 1545: er

Auf dise weis mag man einfeltig in solchem fall
mit den armen handeln.
XVIII.a
Von eheleuten, wie man die einleiten soll.
[Der ganze Abschnitt ist fast wörtlich der KO
1533, S. 200 ff. genommen. Unter den innerhalb der
verschiedenen Ausgaben selbst wieder verschiedenen
Abweichungen verdienen nur Erwähnung.
1) Bei der Verkündigung wird am Schluß noch an-
gefügt: „Sprecht ein Vater unser!“, wofür dann die
nähere Anweisung über die Zeit der Verkündigung
weg bleibt.
2) Die Ausgabe von 1545 sagt im Strafwort an
Eva statt ,,solt dich ducken vor deinem man“: ,,dein
wil soll deinem man unterworfen sein“.
3) Der Spruch aus Salomo vor dem Ringwechsel
lautet 1545: „Wer ein eefrau findet, findet etwas
gutes und bekombt wolgefallen vom Herrn, das ist:
Gott gibt den eheleuten sein gnad, das sie lust und
lieb zusammen haben und gern beieinander sind und
wissen, das es Gott auch wolgefalle“.
4) Seit 1543 I finden sich bei den 5 Teilen der An-
sprache folgende Randbemerkungen: „I. Wie die ehe
eingesetzt“; „II. Wie eeleut nichts scheiden sol denn
der eebruch“; „III. Wie eeleut gegeneinander sich
halten sollen“; „IV.Eeleut werden anfechtung und
widerwärtigkeit haben“ ; „V. Wie sich eeleut in der
anfechtung trösten sollen, nemlich: das Got solchen
stand eingesetzt und gesegnet hab.“
5) Ganz am Schluß wird bei der Vorschrift über
die Kirchenbücher noch angefügt; „denn teglich vil
ursach können fürfallen, da man kundschaft bürger-
licher erbarkeit zu gut bedarf“].
XIX.a
Was man für feirtag außerhalb dem son-
tag durchs jar halten soll.
Dise nachgeschribne feirtag sollen dem volk alweg
des sontags verkündet werden, das sie von der haus-
a 1543 I: 17; 1543 II: 18. - Bis auf das bezeich-
nete Stück ganz aus KO 1533.

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