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Wolgast, Eike [Editor]; Seebaß, Gottfried [Editor]; Heidelberger Akademie der Wissenschaften [Editor]; Kirchenrechtliches Institut der Evangelischen Kirche in Deutschland [Editor]; Sehling, Emil [Bibliogr. antecedent]
Die evangelischen Kirchenordnungen des XVI. Jahrhunderts (11. Band = Bayern, 1. Teil): Franken: Markgrafschaft Brandenburg-Ansbach-Kulmbach - Reichsstädte Nürnberg, Rothenburg, Schweinfurt, Weissenburg, Windsheim - Grafschaften Castell, Rieneck und Wertheim - Herrschaft Thüngen — Tübingen: J.C.B. Mohr (Paul Siebeck), 1961

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https://doi.org/10.11588/diglit.30627#0565
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V 1 Agendbüchlein Veit Dietrichs 1545

nobis beneficium Christi.) aber die Christen solches
nachtmal brauchen sollen, ist oben etlich mal an-
gezeigt, auf das unsere herzen gewiß werden, Chri-
stus habe für uns sein leib geben und zu abwaschung
unser sunde sein blut vergossen, und wir dest ee uns
wider die sünde und unser gewissen trösten mögen.
Denn eben darumb soll ein jeder christ zu disem
nachtmal sich finden und es brauchen, auf das er
seiner person halb könne gewiß sein, Christus hab
sein leib für in geben und sein blut zu abwaschung
seiner sünde vergossen, wie denn die wort mit brin-
gen und derhalb allweg offentlich sollen für die ge-
mein gesprochen werdenp.
Mit der heiligen taufe haben die widertaufer ein
große und ergerliche irrung gemacht, als solte man
die kindlein nit taufen (R: 15. Pueros esse baptisan-
dosq.).Aber weil der Herr die seligkeit an die tauf,
wo man sie kan haben, bindet, ists eben so vil ge-
sagt, wenn man spricht: Die kindlein soll man nit
taufen, als wolte man sagen: Die kindlein sind alle
des Teufels. Gott will ir nit. Sie müssen verdambt
werden.
Solches aber können die widertaufer selb nit ge-
dulden noch fürwar halten. Denn da ist der klare
text, das Christus spricht: Last die kindlein zu mir
kommen; denn diser ist das reich Gottes [Matth.
19,14]. Solchs ist ein uberaus gewaltiger spruch,
wenn wir in zu andern sprüchen recht reimen; denn
Joha.am 3.[5] stehet: Es sei denn, das jemand von
neuem geborn werde, so kan er das reich Gottes nicht
sehen. Nun aber sagt Christus, das reich Gottes sei
der kindlein. Was will nun oder kan anderst folgen,
denn das die kindlein sollen und müssen widergeborn
werden ? Denn beschlossen ists, wer nit widergeborn
ist, sol das reich Gottes nit sehen. Was heist aber
widergeborn werden ? Anders nichts denn mit was-
ser und dem Heiligen Geist getaufet werden. Wie
Christus Johan. 3 klar sagt: Es sei denn, das jemand
geborn werd aus wasser und dem Geist so kan er in
das reich Gottes nit kummen.
Aber was darf es vil disputirens ? Die schrift mel-
det klar, Christus hab der welt sünde tragen, Johan.
1 [29] und 1. Joh.2 [2]: Christus ist die versönung nit

allein für unser sünde, sonder für der ganzen welt
sünde. Nun sind je die kinder auch ein stück und
schir das gröste stück von der welt. So nun Christus
auch für sie gelitten hat und sein tod inen gehöret,
warumb wolt man inen die tauf nemen, damit sie
in den tod Christi getaufet werden ?
Ja, sagen sie, zur tauf gehört der glaube. Die kin-
der aber glauben nit. Darumb sol man sie nicht tau-
fen. (R: Pueri habent fidem, etsi nos operationem
Spiritus Sancti non intelligimus.) Aber das stehet
inen zu beweisen, das die kinder keinen glauben
haben; denn wir können das widerspil aus der schrift
war machen, Matth. 18 18.[2f.], da Christus eim kind
rufet und stellet das unter die apostel, spricht er:
Es sei denn, das ir euch umbkeret und werd wie die
kinder, so werd ir nicht ins himelreich kommen.
Solchs zeuget klar, das die kinder glauben. Denn on
glauben ist nit möglich, das jemand in das reich Got-
tes komme, welchs doch Christus sagt, es sei der kin-
der. Und der Herr sagts hernach gar lauter, da er
spricht [Matth.18,6]: Wer aber ergert diser gering-
sten einen, die an mich glauben, dem wer besser, das
ein mülstein an seinem hals hienge und er im meer
erseufet würde, da es am tiefesten ist. Das ist je klar
gnug geredet: die an mich glauben.
rDise folgende ursach ist auch fest und gewiß. Die
verheißung Gottes kan man allein mit dem glauben
fassen. Die jungen kinder, acht tag alt, im alten
testament haben die verheißung gehabt, Gott wölle
ihr Gott sein und haben darüber das zeichen solcher
verheißung, die beschneidung, an irem leib empfan-
gen. Aus dem muß je folgen, weil solche verheißung
inen zu nutz kommen, das sie derselben geglaubt
haben. Denn so der glaub an solche verheißung allein
den alten und gewachsnen hat können widerfaren
oder gegeben werden, was ists von nöten gewesen
die kindlein beschneiden, so nur acht tag sind alt ge-
west ?r
Wer nun eigentfich wissen will, wie sie glauben,
der mag den Heiligen Geist darumb fragen, welcher
allein ein austeiler des glaubens ist. Denn das man
sagt, die kinder haben keinen verstand noch ver-
nunft, solches sol uns nit irren, sintemal der glauben

35*

Die Randbemerkung steht irrig schon beim vori-
gen Absatz und trägt - gleichfalls irrig - die Zif-
fer 14. r-r Fehlt 1543 I.

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