Metadaten

Wolgast, Eike [Editor]; Seebaß, Gottfried [Editor]; Heidelberger Akademie der Wissenschaften [Editor]; Kirchenrechtliches Institut der Evangelischen Kirche in Deutschland [Editor]; Sehling, Emil [Bibliogr. antecedent]
Die evangelischen Kirchenordnungen des XVI. Jahrhunderts (11. Band = Bayern, 1. Teil): Franken: Markgrafschaft Brandenburg-Ansbach-Kulmbach - Reichsstädte Nürnberg, Rothenburg, Schweinfurt, Weissenburg, Windsheim - Grafschaften Castell, Rieneck und Wertheim - Herrschaft Thüngen — Tübingen: J.C.B. Mohr (Paul Siebeck), 1961

DOI Page / Citation link: 
https://doi.org/10.11588/diglit.30627#0585
License: Free access  - all rights reserved
Overview
Facsimile
0.5
1 cm
facsimile
Scroll
OCR fulltext
VI 1 Kirchenordnung 1559

machenden worts und zu auf bauung seiner heiligen
kirchen, zu erhaltung christliches fridens und einig-
keit unter den kirchendienern, auch zu fürkomen4
allerlei ergerliche ungleichheit, hat ein erbarer rat
dise nachfolgende, bestendige und in Gottes wort ge-
gründte kirchenordnung verfassen und stellen las-
sen, will und ordnet auch hiemit, das sich furthin
alle pfarherrn, caplän und kirchendiener in gemeltes
erbarn rats oberkeit und gebiet, beides in der stat
und uf dem land, in lehr und caeremoniis in alweg
bis uf ein gemeine christliche vergleichung oder eines
erbarn rats ferner beschaid gehorsamlichen halten,
wie sie solchs zu tun schuldig und, fried und ainig-
keit in gleichformigkeit der lehr und christlichen
ceremonien unter inen zu erhalten, selbst genaigt
und willig sein sollen.
Von der lehr.
Das hauptstück der christlichen lehr, so von anfang
der welt her beids im alten und neuen testament ge-
lehrt worden, ist dises, nemlich die erkantnis unsers
Herrn und seligmachers Jesu Christi, wie S. Paulus
sagt (R: Ro. 10 [4]): Das end des gesetzes ist Chri-
stus. Wer an den glaubt, der ist gerecht, und Chri-
stus selbst (R: Joa. 17 [3]): Das ist das ewig leben,
das sie dich, das du aheine warer Gott bist, und den
du gesandt hast, Jesum Christum, erkennen, und
abermal (R: Joa. 5 [39]): Suchet in der schrift; denn
ir meinet, ir habt das ewig leben drinnen, und sie ists,
die von mir zeuget, und Luc. 24 [25ff.]): Es muß
alles erfühet werden, was von mir geschrieben ist
im gesetz Mosi, in den propheten und in den psal-
men. Diese sprüch beids, des Herrn Christi und sei-
nes heiligen apostels, gehn alle dahin, das sie uns
lehren, wie alle lehr und trostpredigen (in welchen
Moyses und die propheten das volk Gottes unter-
richtet, wie sie zu Gottes huld und gnad wider kom-
men und vergebung der sünden erlangen sollen und
mögen) seien alle auf Christum, den versprochnen
Messiam, Heiland und seligmacher, gestelt (R:
Heb. 4 [6f.]), in welchem allein wir widerumb bei
Gott dem Vater zu gnaden kommen, vergebung der

= zuvorkommen, verhüten, verhindern (Schmel-
ler 1, 1248. - Grimm 4 I 760ff.).

sünden (R: 1. Jo. 1 [7]) und das ewig leben erlan-
gen. Dann, nachdem alle menschen von Adam und
Eva, unsern ersten eltern, her in sünden empfangen
und geborn (R: Psal. 51 [7]), kinder des zorns (R:
Eph. 2 [3]) und in ungnaden Gottes seien, durch die
sünde dermaßen verderbt (R: Ro. 7 [15ff.]; Gal. 5
[19ff.]), das sie inen nicht mehr helfen könten, son-
der irer eignen hilf halber hetten in dem tod ewig-
lichen nach dem gerechten urteil Gottes und irem
verschulden nach verderben müssen (R: Jo. 15 [6]),
da hat sich Gott der Vater on allen iren verdienst
und gedanken uber sie erbarmet (R: Luc. 1 [31 ff.];
Ro. 4 [5]; 1.Jo. 4 [10]) und alsbald im paradeis,
nachdem sie durch die schlangen betrogen worden,
inen gepredigt von dem zukünftigen erlöser, der zwi-
schen Gott dem Vater und dem menschlichen ge-
schlecht ein mittler sein und iren fah widerbringen,
sie widerumb zu gnaden bringen solt, da er sagt:
Des weibs samen soll der schlangen den kopf zer-
treten (R: Gen. 3. [15]; 1. Ti. 2 [5]; 1. Cor. 15 [22]).
Welcher war Christus Jesus, der son Marie, der hoch-
gelobten junkfrauen (R: Luc. 1 [31 f.]); welche das
weib (R: Gal. 4 [4]) war, so ine on meniglichs zu-
ton vom Heiligen Geist empfangen und als ein reine
junkfrau (R: Esa. 7 [14]) geborn hat. Diser hat mit
seiner göttlichen craft durch sein allerheiligst bit-
ter leiden und sterben die alte schlang, den Teufel,
also getreten und uberwunden (R: Osee. 13 [14];
1. Jo. 3 [8]; Jo. 16 [33]) und ime alle sein macht
und craft also genommen, das er umb der sünden
willen, welche Christus mit seinem blut bezalet, kei-
nen glaubigen menschen hinfüro weder anklagen
darf - dann Gott ists, der sie umb Christus leiden
und sterben willen rechtfertiget, inen ire sünde ver-
gibt und sie für from und gerecht umb des gehor-
sams Christi willen helt (R: Ro. 8 [3f.]) - noch ver-
dammen kan. Dann Christus ist hie, sagt S. Pau-
lus, der da gestorben ist, ja viel mehr, der auch auf-
erweckt ist, welcher ist zur rechten Gottes und ver-
tritt uns (R: Ro. 8 [32ff.]). Dises einigen samens,
nemlich der nach seiner menschlichen natur Marien
son ist und demnach des menschen son genennet
würd, wie er nach seiner göttlichen natur ein warer,

567
 
Annotationen
© Heidelberger Akademie der Wissenschaften