VI 2 Instruktion 1558
völklein widerumb zur zucht und vleiß Gottes worts
zu hören, zu pringen:
Erstlich, so ein pfarrer in seinem flecken erwach-
sen kinder wiste, die alters halben den catechismo
wol lernen möchten und aber denselbigen ganz und
gar nicht oder unvleißig besuchen, soll er nicht die
kinder, sondern ire eltern, vater und mutter, dar-
umben freundlichen ansprechen und inen anzaigen
die große und schwere sünd, so sie an iren kindern
begehen, indem sies an irem ewigen hail und selig-
keit so jemmerlich versaumen, auch sie ernstlich ver-
manen, das sies hinfüro mit größerm vleis zum cate-
chismo schicken, uf das sie die hauptstück christ-
licher leer lernen und nachmals, wann sie erwachsen
und in den ehestand greufen, auch ire kinder leren
mögen.
Und darmit soliche vermanung dester mer an-
sehens bei der gemain haben möchte, soll der pfar-
herr den personen vermelden, das er solichs nicht
eigens gewalts (wiewol er es schuldig), sondern aus
verordnung eines erbaren rats fürgenommen, dem
sie nicht allein zu gehorsamen schuldig, sonder nicht
gnugsam sich gegen denselbigen dankbar erzaigen
für die christliche und veterliche fürsorg, so sie uber
irer und deren kinder ewigs heil und seligkeit tragen.
Würd sich aber in dem fall einer ungeschickt oder
unbürlich erzaigen, sol er deshalben durch den spe-
cial, general oder nach gestalt der sachen durch die
verordneten des consistorii angesprochen, gerecht-
fertiget, güetlich dannen gewisen oder nach seinem
verwirken bestraft werden, wiewol fürnemlich da-
hin zu arbaiten, darmit zu solicher christlicher, gu-
ter und notwendiger ordnung die armen undertonen
mehr geraizet dann gezwungen werden.
Es möchte auch dem pfarrer vergünet werden, das
er aus dem gemainen almusen oder von des hailigen
gut den kindern, so den catechismum ufsagen, jeden
ein pfennig oder heller53 zugeben, dardurch sie ge-
raizet den catechismum mit großern vleis zu lernen
und zu besuchen.
Nachdem auch gemeinlich des jars einmal sich das
63 Während anfänglich der Heller nur ein Pfennig der
Stadt Schwäbisch Hall war, wurde später nach Aus-
prägung von halben Pfennigen (Scherfen) Heller der
Name auch für diese: 2 Heller also = 1 Pfennig
(F. Friedensburg, Deutsche Münzgeschichte, in:
junge gesindlin, knecht und mägd, zum nachtmal
des herrn schiken und aber, so sie haufensweis kum-
men, nicht alle kunden füeglich verhöret oder nach
irer notturft unterrichtet werden, demnach sollen
die pfarrer jerlichs etlich mal das jung gesind in den
fürnembsten hauptstücken christlicher leer exami-
nieren, darmit sie bei zeit ires unverstandes erinert
und durch die predig des catechismi sich dester meher
befleißigen, dieselbigen zu lernen, darmit sie nach-
mals auch mit andern christen das heilig abentmal
wirdiglichen mögen empfangen.
Es sollen auch die pfarrer des jars zum oftermal
mit aller sanftmut die eltern ires ampts erinern, da-
mit sie an irer kinder ewigen verderben nicht schul-
dig werden, das sies zum catechismo mit allem vleiß
und ernst befürderen; dan, wo die eltern nicht wol-
len ir ampt, wie sichs gebürt, gegen iren kindern ver-
richten, ist zu besorgen, das die pfarrer sampt der
oberkeit wenig erheben werden, aber gleichwol, wo
sie ir ampt ton, sind sie vor Gott von der under-
tonen blut entschuldiget.
Wa auf diesem weg der jugend nicht geholfen, wais
ich kein bessern und zu besorgen, so würde Gott
endlich mit seinem zorn hereinschlagen, den der all-
mechtig Gott und Vater unsers Herrn Jesu Christi
gnediglichen abwenden und der eltern, auch der
jugend herz dahin wenden wölle, das sie dise gne-
dige heimsuchung dankpar erkennen und dem zu-
künftigen zorn entrinen mögen. Amen, amen.
Register der furnembsten capitel
in diser instruction.
Seite dieser
Ausgabe.
Von den kirchendienern, wie sie auf-
genommen sollen werden. 600
Wie die kirchendiener der gemeinde zu
praesentieren seien. 601
Grundriß der Geschichtswissenschaft I 4 (Leipzig
1912) 120. 122i. - Die Kaufkraft eines Pfennigs von
1558 entsprach ungefähr der von 0,50 DM 1959 (vgl.
S. 31 Anm. 20 und S. 350 Anm. 13).
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völklein widerumb zur zucht und vleiß Gottes worts
zu hören, zu pringen:
Erstlich, so ein pfarrer in seinem flecken erwach-
sen kinder wiste, die alters halben den catechismo
wol lernen möchten und aber denselbigen ganz und
gar nicht oder unvleißig besuchen, soll er nicht die
kinder, sondern ire eltern, vater und mutter, dar-
umben freundlichen ansprechen und inen anzaigen
die große und schwere sünd, so sie an iren kindern
begehen, indem sies an irem ewigen hail und selig-
keit so jemmerlich versaumen, auch sie ernstlich ver-
manen, das sies hinfüro mit größerm vleis zum cate-
chismo schicken, uf das sie die hauptstück christ-
licher leer lernen und nachmals, wann sie erwachsen
und in den ehestand greufen, auch ire kinder leren
mögen.
Und darmit soliche vermanung dester mer an-
sehens bei der gemain haben möchte, soll der pfar-
herr den personen vermelden, das er solichs nicht
eigens gewalts (wiewol er es schuldig), sondern aus
verordnung eines erbaren rats fürgenommen, dem
sie nicht allein zu gehorsamen schuldig, sonder nicht
gnugsam sich gegen denselbigen dankbar erzaigen
für die christliche und veterliche fürsorg, so sie uber
irer und deren kinder ewigs heil und seligkeit tragen.
Würd sich aber in dem fall einer ungeschickt oder
unbürlich erzaigen, sol er deshalben durch den spe-
cial, general oder nach gestalt der sachen durch die
verordneten des consistorii angesprochen, gerecht-
fertiget, güetlich dannen gewisen oder nach seinem
verwirken bestraft werden, wiewol fürnemlich da-
hin zu arbaiten, darmit zu solicher christlicher, gu-
ter und notwendiger ordnung die armen undertonen
mehr geraizet dann gezwungen werden.
Es möchte auch dem pfarrer vergünet werden, das
er aus dem gemainen almusen oder von des hailigen
gut den kindern, so den catechismum ufsagen, jeden
ein pfennig oder heller53 zugeben, dardurch sie ge-
raizet den catechismum mit großern vleis zu lernen
und zu besuchen.
Nachdem auch gemeinlich des jars einmal sich das
63 Während anfänglich der Heller nur ein Pfennig der
Stadt Schwäbisch Hall war, wurde später nach Aus-
prägung von halben Pfennigen (Scherfen) Heller der
Name auch für diese: 2 Heller also = 1 Pfennig
(F. Friedensburg, Deutsche Münzgeschichte, in:
junge gesindlin, knecht und mägd, zum nachtmal
des herrn schiken und aber, so sie haufensweis kum-
men, nicht alle kunden füeglich verhöret oder nach
irer notturft unterrichtet werden, demnach sollen
die pfarrer jerlichs etlich mal das jung gesind in den
fürnembsten hauptstücken christlicher leer exami-
nieren, darmit sie bei zeit ires unverstandes erinert
und durch die predig des catechismi sich dester meher
befleißigen, dieselbigen zu lernen, darmit sie nach-
mals auch mit andern christen das heilig abentmal
wirdiglichen mögen empfangen.
Es sollen auch die pfarrer des jars zum oftermal
mit aller sanftmut die eltern ires ampts erinern, da-
mit sie an irer kinder ewigen verderben nicht schul-
dig werden, das sies zum catechismo mit allem vleiß
und ernst befürderen; dan, wo die eltern nicht wol-
len ir ampt, wie sichs gebürt, gegen iren kindern ver-
richten, ist zu besorgen, das die pfarrer sampt der
oberkeit wenig erheben werden, aber gleichwol, wo
sie ir ampt ton, sind sie vor Gott von der under-
tonen blut entschuldiget.
Wa auf diesem weg der jugend nicht geholfen, wais
ich kein bessern und zu besorgen, so würde Gott
endlich mit seinem zorn hereinschlagen, den der all-
mechtig Gott und Vater unsers Herrn Jesu Christi
gnediglichen abwenden und der eltern, auch der
jugend herz dahin wenden wölle, das sie dise gne-
dige heimsuchung dankpar erkennen und dem zu-
künftigen zorn entrinen mögen. Amen, amen.
Register der furnembsten capitel
in diser instruction.
Seite dieser
Ausgabe.
Von den kirchendienern, wie sie auf-
genommen sollen werden. 600
Wie die kirchendiener der gemeinde zu
praesentieren seien. 601
Grundriß der Geschichtswissenschaft I 4 (Leipzig
1912) 120. 122i. - Die Kaufkraft eines Pfennigs von
1558 entsprach ungefähr der von 0,50 DM 1959 (vgl.
S. 31 Anm. 20 und S. 350 Anm. 13).
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