Herrschaft Thüngen
Nach der epistel, wenn des sonntags evangelium auf
der kanzel gelesen wird, soll bald nach der epistel
die vermahnung zum gebet für allerlei ständ38 samt
dem Vater unser und andern stücken des catechismi,
wie ordentlich in der agenda vorleibet ist, gelesen
werden, allein, do in der vermahnung zum gebet im
getruckten under andern also stehet (,,insonderheit
für einen erbaren weisen rat dieser stad, unsere herrn
sampt allen iren amptleuten, so zum regiment die-
nen") soll also geändert werden:
„insonderheit fur den (oder die) edlen und eren-
vesten N. N. von Thungen, unsern (oder unsere) ge-
liebten junckherrn und herrschaft, auch derselben
tugenthafte ehegemahel, kinder, gebrüder und vet-
tern etc., auch unsere gemein“
und wie weiters im büchlein folget.
Nach solchem mag man weiter einen kurzen psalm
singen und darauf den glauben39. Nachfolgend soll
die predigt geschehen.
Wen die predigt geendet, sollen die, so zur com-
munion gehen wollen, alsbald in den chor für den
altar kommen und mit fleiß anhören die vermah-
nung, wie sie im agendenbüchlein stehet40. Nach ver-
lesener vermahnung singe man das deutsche Sanctus
Jesaja dem propheten das geschach etc. Darnach
knien die communicanten nieder, die mannsperson
an einem und die frauen an einem andern ort,
und singe der priester die wort des testaments
und das Vater unser mit oder nach den noten, in
der agenda genotiret41. Unter dem communi-
cieren singe der custos und das volk den deut-
schen gesang: Jesus Christus, unser Heiland etc.
Nach der communion wende sich der priester wie-
der zum volk und singe abermals: Der Herr sei mit
euch! Der chor antwort: und mit deinem geist! Her-
nach singe der priester die danksagung im agend-
büchlein42 samt dem segen gegen dem volk.
38 Siehe oben S. 500! 39 Luthers Wir glauben all.
40 Siehe oben S. 195f. und 498! 41 = 40
42 Siehe oben S. 196f. und 498! 43 Vgl. S. 550 Anm. 8!
44 Vgl. S. 549 Anm. 18 und 19!
45 Gemeint ist der Raum des alten Kurfürstentums
Sachsen (Sehling 1, 190).
46 Gemeint ist der Raum des alten Herzogtums Sach-
sen (Sehling 1,308).
Zu merken:
Nachdem aber an vielen orten das grobe bauers-
volk, sonderlich die menner und knecht under dem
gesang, predigt und communicieren auf den kirch-
höfen gepfleget zu stehen und unnütz geschrei trei-
bet, desgleichen aus der kirchen leuft, ehe der ganze
actus finiret ist, und etliche sogar unverständig vor
der danksagung davongehen, sollen die pfarherrn
solche ungeschickte ernstlich strafen und keines
weges leiden und vleißig das volk dahin vermahnen
und halten, das sie, soviel immer müglich, still,
züchtig und erbar bei der ganzen handlung bis zu
ende derselbigen verbleiben.
3.Von der elevation43.
Die elevatio oder ostensio, das man die ostien und
kelch aufhebet und dem volk zeiget, ist aus guetem
grund und billichen ursachen in vielen kirchen ab-
getan. Soll demnach von allen unterlassen werden,
damit die ungleichheit nicht neue gezenk anrichte.
4. Vom meßgewand und brennenden lichten oder
kerzen.
Dieweil das meßgewand44, wie mans nennet, und
die brennenden kerzen bei d. Martini leben gebräuch-
lich gewest in der wittenbergischen45, meichsni-
schen46, brandenburgischen47 und der furnembsten
reichsstedten48 kirchen, auch in solchen bis auf die-
sen tag beides gehalten wird und bei uns des mehrer-
teils solche beide stücke ungeendert gelassen, wol-
len wir ferner um friedens und einigkeit willen und
von wegen der schwachen in unsern kirchen also be-
halten - nicht in meinung, das dadurch dem hoch-
würdigen sacrament sondere wirdigkeit oder heilig-
keit widerfahre oder das es notwendig also sein müsse
47 Hier kann außer an die fränkische Markgrafschaft
(siehe oben) auch an das Kurfürstentum gedacht ge-
wesen sein (vgl. Sehling 3, 67f. 71. 342).
48 Gedacht ist dabei natürlich in erster Linie an die
Reichsstadt Nürnberg.
736
Nach der epistel, wenn des sonntags evangelium auf
der kanzel gelesen wird, soll bald nach der epistel
die vermahnung zum gebet für allerlei ständ38 samt
dem Vater unser und andern stücken des catechismi,
wie ordentlich in der agenda vorleibet ist, gelesen
werden, allein, do in der vermahnung zum gebet im
getruckten under andern also stehet (,,insonderheit
für einen erbaren weisen rat dieser stad, unsere herrn
sampt allen iren amptleuten, so zum regiment die-
nen") soll also geändert werden:
„insonderheit fur den (oder die) edlen und eren-
vesten N. N. von Thungen, unsern (oder unsere) ge-
liebten junckherrn und herrschaft, auch derselben
tugenthafte ehegemahel, kinder, gebrüder und vet-
tern etc., auch unsere gemein“
und wie weiters im büchlein folget.
Nach solchem mag man weiter einen kurzen psalm
singen und darauf den glauben39. Nachfolgend soll
die predigt geschehen.
Wen die predigt geendet, sollen die, so zur com-
munion gehen wollen, alsbald in den chor für den
altar kommen und mit fleiß anhören die vermah-
nung, wie sie im agendenbüchlein stehet40. Nach ver-
lesener vermahnung singe man das deutsche Sanctus
Jesaja dem propheten das geschach etc. Darnach
knien die communicanten nieder, die mannsperson
an einem und die frauen an einem andern ort,
und singe der priester die wort des testaments
und das Vater unser mit oder nach den noten, in
der agenda genotiret41. Unter dem communi-
cieren singe der custos und das volk den deut-
schen gesang: Jesus Christus, unser Heiland etc.
Nach der communion wende sich der priester wie-
der zum volk und singe abermals: Der Herr sei mit
euch! Der chor antwort: und mit deinem geist! Her-
nach singe der priester die danksagung im agend-
büchlein42 samt dem segen gegen dem volk.
38 Siehe oben S. 500! 39 Luthers Wir glauben all.
40 Siehe oben S. 195f. und 498! 41 = 40
42 Siehe oben S. 196f. und 498! 43 Vgl. S. 550 Anm. 8!
44 Vgl. S. 549 Anm. 18 und 19!
45 Gemeint ist der Raum des alten Kurfürstentums
Sachsen (Sehling 1, 190).
46 Gemeint ist der Raum des alten Herzogtums Sach-
sen (Sehling 1,308).
Zu merken:
Nachdem aber an vielen orten das grobe bauers-
volk, sonderlich die menner und knecht under dem
gesang, predigt und communicieren auf den kirch-
höfen gepfleget zu stehen und unnütz geschrei trei-
bet, desgleichen aus der kirchen leuft, ehe der ganze
actus finiret ist, und etliche sogar unverständig vor
der danksagung davongehen, sollen die pfarherrn
solche ungeschickte ernstlich strafen und keines
weges leiden und vleißig das volk dahin vermahnen
und halten, das sie, soviel immer müglich, still,
züchtig und erbar bei der ganzen handlung bis zu
ende derselbigen verbleiben.
3.Von der elevation43.
Die elevatio oder ostensio, das man die ostien und
kelch aufhebet und dem volk zeiget, ist aus guetem
grund und billichen ursachen in vielen kirchen ab-
getan. Soll demnach von allen unterlassen werden,
damit die ungleichheit nicht neue gezenk anrichte.
4. Vom meßgewand und brennenden lichten oder
kerzen.
Dieweil das meßgewand44, wie mans nennet, und
die brennenden kerzen bei d. Martini leben gebräuch-
lich gewest in der wittenbergischen45, meichsni-
schen46, brandenburgischen47 und der furnembsten
reichsstedten48 kirchen, auch in solchen bis auf die-
sen tag beides gehalten wird und bei uns des mehrer-
teils solche beide stücke ungeendert gelassen, wol-
len wir ferner um friedens und einigkeit willen und
von wegen der schwachen in unsern kirchen also be-
halten - nicht in meinung, das dadurch dem hoch-
würdigen sacrament sondere wirdigkeit oder heilig-
keit widerfahre oder das es notwendig also sein müsse
47 Hier kann außer an die fränkische Markgrafschaft
(siehe oben) auch an das Kurfürstentum gedacht ge-
wesen sein (vgl. Sehling 3, 67f. 71. 342).
48 Gedacht ist dabei natürlich in erster Linie an die
Reichsstadt Nürnberg.
736