I 1. Priesterhochzeit 1523.
Der actus und des geschicht: das/neulich zuo Augspurg durch den Willen gots/ain
Christenlicher Priester zuo der Ee / gegryffen hat, angesehen der under / druckung des
Eelichen standts / durch mich Cnristoff Ge / rung1 von Memmingen. / In dem jahr 1523.
Allen frummen und auserwelten christenlichen
und evangelischen priestern wünscht Christof Ge-
rung von Memmingen frid, gnad und barmherzig-
keit von Got dem Vater und von unserm Herren Jesu
Christo, der sich selbs gab umb unser sünd und umb
die sünd der ganzen welt in den bittern tod, wölchem
sei glori und eer in den welten der welt2! Amen.
Auserwölten und allerliebsten brüder in Christo!
Nachdem uns jetz Gott sei lob an vilen orten ain
hochloblicher brauch widerumb, der lange jar ver-
druckt und verborgen gelegen ist, fürnemlich, das
die priester von irem buobenleben und huorerei, das
dann in der hailigen geschrift größlich verboten, und
jetzunder sich understeen, eeliche weiber (zuo ver-
hietung der großen schweren sünden) zuo der hailigen
ee, des dann die hailig geschrift inen zuogibt und er-
laubt, widerumb nemen seind.
Dieweil aber derselbig götlich brauch hie zuo
Augspurg durch die bepstischen bisher größlich
undergedruckt und, soliches den priestern zuo ge-
brauchen schwerlich verboten, jedoch damit das
man dannocht sehen müg, das Gottes gewalt und
macht größer dann der menschen ist, hat er aus sei-
ner almechtigkeit ain ersamen und der hailigen
göttlichen geschrift wolgelerten priester, herr Jacob
Griessbüttel3 von Basel aus dem Schweitzerland,
Der actus ... zuo Augsburg ... 1523.
Dru ckvorlage:Originaldruck(Quart, 4 Blätter
[letzte Seite leer]. Gedruckt bei Ulhart in Augsburg
[Karl Schottenloher, Phil. Ulhart. München 1921].
-München Staatsbibliothek, 4° H.ref.368). — Drucke:
Joh. Gg.Schelhorn, Acta historico-ecclesiastica. Ulm
1738. 96ff. - Hans von Schubert, Die evangelische
Trauung. Berlin 1890. 133-136. - Vgl. oben S. 20.
a) In der Vorlage als Druckfehler ,,nur“.
b) = a)
1 Von ihm ist sicher nur bekannt, daß er im Septem-
ber 1523 erscheinen ließ Ain kurtze underweysung,
wie man Gott allain beychten sol. Mit hoher Wahr-
scheinlichkeit darf man in ihm aber den sonst unge-
nannten Prediger im Augustinerinnenkloster St. Els-
beth sehen. Er war dort frühestens seit 1520, da die
Stelle erst damals geschaffen wurde, war 1523 evan-
gelisch und legte im Oktober 1523, weil er deshalb
her on alles gefar verfügt. Derselbig hat soliche
große underdruckung des eelichen stands, so onder
den priestern ist, angesehen und hat manlich und
dapferlich ain ersame frumme jungfrauen vor et-
licken frummen christen zuo der ee genommen.
Da nun ander frumm liebhaber Christi und seines
hailigen worts solichs gewar und verstendigt worden
seind,wie vorgemelt, haben si dem breutigam und sei-
ner braut, zuo kirchen ze geen und an die burgermai-
stere begern,solichs inen zuo erlauben, ze bitten gera-
ten, des aber durch dieselbigen burgermaistere etli-
cher großer ursachen halber abgeschlagen worden ist.
Jedoch haben sich one den breutigam die vorge-
melten frummen christen, deren als viel als 32 per-
sonen gewest, ains sins erdacht und auf mitwoch
den 26. tag Augusti nechstverschinen hie zuo Augs-
purg bei ainem gastgeben auf iren aignen und on
des breutigams und seiner braut kosten ain guot
morgenmal zuogericht. Nun da es umb die zeit was,
das jeder man mitsampt dem breutigam in abwesen
der braut zuo tisch gesaß, ist ain anderer priester,
der auch allhie zuo Augspurg bei seiner eewirtin
(doch nit hochzeit hie gehabt) sitzt4, under den 32
personen, so zuo tisch saßen, aufgestanden und hat
anfahen zuo reden sprechende:
Auserwölten, frummen, lieben christen, wie ir da
angefeindet und bedroht wurde, dieses Amt nieder
(Schelhorn, Reformationsgeschichte 46ff. - Roh-
ling 83ff. - Dobel 1, 35f.).
2 Übersetzung von saecula saeculorum.
3 Er stammte aus Lindau und war dort Priester auf
einer unbekannten Stelle. Dann ging er nach Basel.
Seit 1523 lebte er ohne öffentliches Amt in Augsburg,
(1540?) Pfarrer in Öpfingen, 1542 in Steinheim bei
Ulm, 1545 in Nellingen. 1548 war er nicht mehr dort
(Weyerhans, Consignatio [MS der Stadtbibliothek
Uhn, um 1820] 22. - W. Dietlen, Beiträge zur Ge-
schichte der Reformation in Schwaben, in: BbKG 6
[1900] 257f. - Wolfart 2, 86. - Sigel, Württem-
bergisches Pfarrerbuch [MS des Landeskirchlichen
Archivs Stuttgart, um 1930]. - Otto Clemen, Zu
der süddeutschen Katechismusliteratur, in: BbKG
15 [1909] 283 ff.
1 Wohl Kaspar Adler (über ihn vgl. oben S. 20!).
33
3 Sehling, Bd. XII, Bayern II: Schwaben
Der actus und des geschicht: das/neulich zuo Augspurg durch den Willen gots/ain
Christenlicher Priester zuo der Ee / gegryffen hat, angesehen der under / druckung des
Eelichen standts / durch mich Cnristoff Ge / rung1 von Memmingen. / In dem jahr 1523.
Allen frummen und auserwelten christenlichen
und evangelischen priestern wünscht Christof Ge-
rung von Memmingen frid, gnad und barmherzig-
keit von Got dem Vater und von unserm Herren Jesu
Christo, der sich selbs gab umb unser sünd und umb
die sünd der ganzen welt in den bittern tod, wölchem
sei glori und eer in den welten der welt2! Amen.
Auserwölten und allerliebsten brüder in Christo!
Nachdem uns jetz Gott sei lob an vilen orten ain
hochloblicher brauch widerumb, der lange jar ver-
druckt und verborgen gelegen ist, fürnemlich, das
die priester von irem buobenleben und huorerei, das
dann in der hailigen geschrift größlich verboten, und
jetzunder sich understeen, eeliche weiber (zuo ver-
hietung der großen schweren sünden) zuo der hailigen
ee, des dann die hailig geschrift inen zuogibt und er-
laubt, widerumb nemen seind.
Dieweil aber derselbig götlich brauch hie zuo
Augspurg durch die bepstischen bisher größlich
undergedruckt und, soliches den priestern zuo ge-
brauchen schwerlich verboten, jedoch damit das
man dannocht sehen müg, das Gottes gewalt und
macht größer dann der menschen ist, hat er aus sei-
ner almechtigkeit ain ersamen und der hailigen
göttlichen geschrift wolgelerten priester, herr Jacob
Griessbüttel3 von Basel aus dem Schweitzerland,
Der actus ... zuo Augsburg ... 1523.
Dru ckvorlage:Originaldruck(Quart, 4 Blätter
[letzte Seite leer]. Gedruckt bei Ulhart in Augsburg
[Karl Schottenloher, Phil. Ulhart. München 1921].
-München Staatsbibliothek, 4° H.ref.368). — Drucke:
Joh. Gg.Schelhorn, Acta historico-ecclesiastica. Ulm
1738. 96ff. - Hans von Schubert, Die evangelische
Trauung. Berlin 1890. 133-136. - Vgl. oben S. 20.
a) In der Vorlage als Druckfehler ,,nur“.
b) = a)
1 Von ihm ist sicher nur bekannt, daß er im Septem-
ber 1523 erscheinen ließ Ain kurtze underweysung,
wie man Gott allain beychten sol. Mit hoher Wahr-
scheinlichkeit darf man in ihm aber den sonst unge-
nannten Prediger im Augustinerinnenkloster St. Els-
beth sehen. Er war dort frühestens seit 1520, da die
Stelle erst damals geschaffen wurde, war 1523 evan-
gelisch und legte im Oktober 1523, weil er deshalb
her on alles gefar verfügt. Derselbig hat soliche
große underdruckung des eelichen stands, so onder
den priestern ist, angesehen und hat manlich und
dapferlich ain ersame frumme jungfrauen vor et-
licken frummen christen zuo der ee genommen.
Da nun ander frumm liebhaber Christi und seines
hailigen worts solichs gewar und verstendigt worden
seind,wie vorgemelt, haben si dem breutigam und sei-
ner braut, zuo kirchen ze geen und an die burgermai-
stere begern,solichs inen zuo erlauben, ze bitten gera-
ten, des aber durch dieselbigen burgermaistere etli-
cher großer ursachen halber abgeschlagen worden ist.
Jedoch haben sich one den breutigam die vorge-
melten frummen christen, deren als viel als 32 per-
sonen gewest, ains sins erdacht und auf mitwoch
den 26. tag Augusti nechstverschinen hie zuo Augs-
purg bei ainem gastgeben auf iren aignen und on
des breutigams und seiner braut kosten ain guot
morgenmal zuogericht. Nun da es umb die zeit was,
das jeder man mitsampt dem breutigam in abwesen
der braut zuo tisch gesaß, ist ain anderer priester,
der auch allhie zuo Augspurg bei seiner eewirtin
(doch nit hochzeit hie gehabt) sitzt4, under den 32
personen, so zuo tisch saßen, aufgestanden und hat
anfahen zuo reden sprechende:
Auserwölten, frummen, lieben christen, wie ir da
angefeindet und bedroht wurde, dieses Amt nieder
(Schelhorn, Reformationsgeschichte 46ff. - Roh-
ling 83ff. - Dobel 1, 35f.).
2 Übersetzung von saecula saeculorum.
3 Er stammte aus Lindau und war dort Priester auf
einer unbekannten Stelle. Dann ging er nach Basel.
Seit 1523 lebte er ohne öffentliches Amt in Augsburg,
(1540?) Pfarrer in Öpfingen, 1542 in Steinheim bei
Ulm, 1545 in Nellingen. 1548 war er nicht mehr dort
(Weyerhans, Consignatio [MS der Stadtbibliothek
Uhn, um 1820] 22. - W. Dietlen, Beiträge zur Ge-
schichte der Reformation in Schwaben, in: BbKG 6
[1900] 257f. - Wolfart 2, 86. - Sigel, Württem-
bergisches Pfarrerbuch [MS des Landeskirchlichen
Archivs Stuttgart, um 1930]. - Otto Clemen, Zu
der süddeutschen Katechismusliteratur, in: BbKG
15 [1909] 283 ff.
1 Wohl Kaspar Adler (über ihn vgl. oben S. 20!).
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3 Sehling, Bd. XII, Bayern II: Schwaben