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Wolgast, Eike [Editor]; Seebaß, Gottfried [Editor]; Heidelberger Akademie der Wissenschaften [Editor]; Kirchenrechtliches Institut der Evangelischen Kirche in Deutschland [Editor]; Sehling, Emil [Bibliogr. antecedent]
Die evangelischen Kirchenordnungen des XVI. Jahrhunderts (12. Band = Bayern, 2. Teil): Schwaben: Reichsstädte Augsburg, Dinkelsbühl, Donauwörth, Kaufbeuren, Kempten, Lindau, Memmingen, Nördlingen, Grafschaft Oettingen-Oettingen — Tübingen: J.C.B. Mohr (Paul Siebeck), 1963

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https://doi.org/10.11588/diglit.30628#0058
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Augsburg

municiert, wideräffert4 er die wort des nachtmals
Cristi:
Der Herr Jesus Cristus in der nacht, da er verraten
ward, als si aßen, nam er das prot, dankt, prachs und
gab es den jungern, sprechende: Nement, essent!
Dasist mein leib, der fur euch dargeben wirt. Das
tuet zu meiner gedechtnus!
Also nam er auch das trankgeschirr, nach dem
nachtessen, dankt und gabs inen, sprechend: Drinkt
all daraus! Und si trunken alle daraus und er sprach
zu inen: Das ist der becher, das neu testament in
meinem plut, welches fur euch und fur vil vergossen
wirt zu ablaß der sund. Solhs tut so oft ir trinkt zu
meiner gedechtnus!
Dise nachfolgend ermanung ist gepraucht
worden, im vergangem reichstag5 umb kurze
willen und hernach gemanklich am sontag mit-
sampt andern cristlichen ermanungen aus
gotlicher schrift.
Ir geliebten! Ir wißt, das wir bevelch haben von
Cristo, unserm Herrn und Got, das wir so predigen
und die hailigen sacrament raichen söllen, verge-
bung der sunden predigen und alle sund vergeben
an Gottes und unsers Herren Cristi stat, allen denen,
so solichs begeren und daran glauben; dann also
steet geschriben [Joh. 21, 23]: Wölichen ir die sund
vergibt, den sollen sie vergeben sein und, welichen ir
si behalt, den sollen si behalten sein. Derhalb will
ich euch erstlich an stat und von wegen Gottis und
unsers Herrn Cristi vergebung der sund verkunden,
wie dan Cristus unser Herr fur all unser sund durch
sein tod genug getan und Got versonet und gnad er-
worben an unser verdienst und bevolhen, von seinet
wegen soliches in alle welt zu predigen und die sund
zu strafen und zu vergeben. Darumb sprech ich euch
alle und jedes in sonderhait, so des begeren, ledig von
euren sunden und söllen euch dieselbigen aus gnaden
umb Cristus willen vergeben sein aus getlichem be-
velch im namen Gottes des Vaters und des Sons und
des Hailigen Gaists.
Der frid Gottes sei bei euch! Amen.
4 äffern = wiederholen (Schmeller 1, 40f. - Grimm
1, 181f.).
5 Vom 15. Juni bis 23. Nov. 1530.

Und wöllent auch diser absolucion glauben als
Gottes wort und bevelch nicht weniger dann, als
höret ir Gottes stim von himel erschallen, und
wisset, das ir gnad und vergebung der sund allain
durch disen glauben entpfacht und das diser glaub
der höchst und rechte cristlich gottesdienst ist, das
ir Got die eer tuet, das ir in fur warhaftig haltet, das
er sein zusagen halten werde, wölle gnedig sein, wie
er verhaißen hat, wolle auch erhören und helfen, so
ir hilf bei im sucht, und sollent solichen glauben
üben in aller not, das ir lernent erfaren, das Got
pflege warhaftiglich gnad und hilf erzaigen denen,
so im6 und in anruefend, und diser glaub imerdar
zuneme, das man als guts von Got hoffe und bei im
such. Darzu ist auch das hailig sacrament einge-
setzt zu gedenken, das unser Herr Cristus fur uns
umb der sund willen gestorben sei und wider auf-
erstanden, das er uns gnad, den Hailigen Gaist und
ewigs leben gebe. Darumb söllet ir das hailig sacra-
ment also entpfahen, das ir warhaftiglich glaubt,
das euch hiebei gnad und vergebung der sunden an-
gepoten werd; dann Cristus unser Herr gibt uns sein
leib und sein plut, das wir ja glauben und warhaftig-
lich halten, er wöll bei uns sein, sein leben, sein
Hailigen Gaist und sein gueter uns mittailen. Amen.
Nachvolgend so spricht der diener die wort des
Herrn nachtmals wie die ewangelisten, nemlich
Mathäus am 26. [26ff.], Lucas am 22. [19f.] und
Paulus 1. Corinthiern am 11. [23 ff.], der spricht, er
hab vom Herren empfangen etc. Wie die wort weiter
lautent.
Nachmals gibt man das sacrament dem volk
nemlich den leib und plut Cristi, wie die wort ver-
mugend.
Nach dem so ermanet der diener die christenlich ge-
maind, Got zu danken fur solich guttat und spricht:
Ir gelipten! Ir sollent Got von herzen dankbar
sein fur die große barmherzigkeit, die er uns umb
unsers Herrn Cristi willen erzaigt, das er uns will
gnedig sein und helfen. Sölich gnad lasent nit ver-
gebens angepoten sein, sonder glaubt, es sei also,
und ubet disen glauben mit ernstlichem gebet, rue-
6 In der Vorlage fehlt hier versehentlich ein Wort wie
„vertrauend“.

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