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Wolgast, Eike [Editor]; Seebaß, Gottfried [Editor]; Heidelberger Akademie der Wissenschaften [Editor]; Kirchenrechtliches Institut der Evangelischen Kirche in Deutschland [Editor]; Sehling, Emil [Bibliogr. antecedent]
Die evangelischen Kirchenordnungen des XVI. Jahrhunderts (12. Band = Bayern, 2. Teil): Schwaben: Reichsstädte Augsburg, Dinkelsbühl, Donauwörth, Kaufbeuren, Kempten, Lindau, Memmingen, Nördlingen, Grafschaft Oettingen-Oettingen — Tübingen: J.C.B. Mohr (Paul Siebeck), 1963

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https://doi.org/10.11588/diglit.30628#0065
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I 7. Dekret über die Wochengottesdienste vom 9. Juni 1537.
Decretum senatus 9. Junii anno 1537.

Als die bäpstischen verkerten ceremonien durch
die gnad Gottes nun zumal aufgehaben sind und
dennoch ein erbar rat, unsere herrn, auch andere
gutherzige fur notwendig und gut angesehen, an der
hingetonen mißbreuch stat etwas christenlichers
wider aufzuerbauen, so haben bemelte unsere herrn,
ein erbar rat, ihren theologen und dienern am wort
Gottes, auch den erbarn herrn kirchenpropsten be-
fohlen mit vleiß zu beratschlagen, was in der kirchen
außer der vorigen gebreuchlichen übungen zu insti-
tuirn were. Darauf sich ernante theologen und kir-
chenpröpste mit vleiß unterredt und irer meinung
und gut bedunken einem erbarn rat ein schriften
uberantwortet, daraus ir weishait fur nutz und gut
angesehen, nachvolgende kirchenpreuch neben dem,
das hie ein übung ist, anzurichten, namlich:
dieweil an allen großern gemeinen Gottes, auch im
alten testament der glaubigen brauch gewesen, mor-
gens und abens offentliche und gemeine religion-
übung zu halten, sich darmit durch das wort Gottes
und gebet in gottsäligem wandel zu erbauen, das
hinfuro auch alhie taglich zu dreien urn nach mittag
eine kurze vermanung durch das wort Gottes und ge-
bet gehalten werde und das solcher gestalt die drei
tag in der wochen, montag, mitwoch und freitag soll
zu S. Mauritzen ein firtl bis auf drei urn geleit und,
so es drei geschlagen,
erstlich auf eine halbe stund ein lection und aus-
legung alts und neus testaments in lateinischer
sprach gehalten werden, die diener des worts und

Druckvorlage: Gleichzeitige Abschrift (Bericht
Joh. Forsters; Gotha Landesbibliothek, Cod. chart.
A 91f. 368ff.) Druck: Germann 197f. - Vgl. oben
S. 26!
1 = Dienstag (Schmeller 1, 46; 2, 1071. - Grimm
1,187). 2= 13. Juni 1537.

jungen, so studirn und so viel lateins verstan, darmit
zur geschrift desto besser anzufuren und darin zu
geschickter zu machen.
Aber ehe dieselbig lateinisch lection verrichtet,
soll widerumb ein zeichen geleit werden und die
lection, so auf eine halbe stund lateinisch geubet,
durch den leser dem volk geteutschet auf ein virtl
stund furtragen und erklert und demnach zu gebet
vermanet werden. Es sol auch der leser in der still
beten lassen und etwas weil geben und darnach das
gebet mit gemeiner collect, die auf gehalten mei-
nung gericht werde, zusamenfassen und schließen
und das volk im segen Gottes lassen gehen.
Desgleichen vermanung und gebet soll zu solcher
zeit auf die aftermontäg1 und donnerstäg gehalten
werden, doch on eine lateinische lection, und diese
abendgebet und lection wird man mitwochs nechst-
kunftig2 zu S. Mauritzen mit der hulf Gottes an-
fangen.
Die abendgebet, so bisher auf die samstäg in den
pfarren gehalten sein worden, sollen auch also hin-
furen bleiben.
Und damit dem arbeitsamen gemainen volk auch
mer furderung zum Gottes wort und gebet gegeben
werde, wird man hinfuren alle tag drei morgengebet
mit kurzer vermanung aus der schrift halten, eins
zu Unser Frauen, das andren zun parfussern, das
dritt zu S. Ulrich, und die werden angefangen wer-
den auf morgen uber acht tag3.

3 Der 9. Juni, an dem das Dekret beschlossen wurde,
war ein Samstag. ,,Morgen uber 8 tag“ wäre also ein
Sonntag gewesen. Gemeint wird aber doch wohl
Montag, 18. Juni 1537, weil nach der Kanzelabkün-
digung am 10. Juni gerechnet, als Beginn gewesen
sein.

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4 Sehling, Bd. XII Bayern II: Schwaben
 
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