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Wolgast, Eike [Hrsg.]; Seebaß, Gottfried [Hrsg.]; Heidelberger Akademie der Wissenschaften [Hrsg.]; Kirchenrechtliches Institut der Evangelischen Kirche in Deutschland [Hrsg.]; Sehling, Emil [Begr.]
Die evangelischen Kirchenordnungen des XVI. Jahrhunderts (12. Band = Bayern, 2. Teil): Schwaben: Reichsstädte Augsburg, Dinkelsbühl, Donauwörth, Kaufbeuren, Kempten, Lindau, Memmingen, Nördlingen, Grafschaft Oettingen-Oettingen — Tübingen: J.C.B. Mohr (Paul Siebeck), 1963

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https://doi.org/10.11588/diglit.30628#0071
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Kirchenordnung von 1587

maind Christi genzlich ergeben und sich in dero
auch halten, wie es der christlich glaub erfordert.
Von der wal der diener.
Und wa pfarer oder helfer zu wolen19 sein werden,
söllen die selbigen kains wegs aufgenomen noch an-
gestelt werden, si seien dann zuvor erstlich durch
die vier prediger, die leser und presidenten sund,
sampt dem advocten, der zum convent jeder zeit
verordnet sein wurdet, und den sechs gemeinen
pröbsten, auch den zweien von der pfaren, deren ain
pfarer oder helfer zu wölen ist, fleißig und wol er-
faren, examiniert und bewaret, das er der lere und
des lebens halb tauglich sei. Und demnach solle man,
wie man in gefunden, dem ganzen convent furprin-
gen, damit ain solher auch vor dem ganzen convent
verhört werde. Auf das erst solle der president die
suffragia von allen personen des convents nach ord-
nung vernemen und aber zuvor zum ernstlichisten
si alle im convent ermanen der pflicht, damit ain
jeder Christo dem Herren, seiner heiligen kirchen
und der öberkait, auch ganzer stat zugewandt ist,
das ein jeder, allen fleislichen20 gunst oder vergunst
und alle weltliche ursachen genzlich hindangestellt,
sein stimm und wal wie vor Christo unserm Herren
aus rainem gewissen geben welle. Was dann im con-
vent das meer wurd, dasselbige solle dann der presi-
dent und elter von pröbsten als ain zeugnus und wal
der oberkait furpringen, damit si mit dem einsetzen
der kirchendiener desto mit merer rat und besserung
handlen mögen.
Die pröbst jeder pfarren sollen der ordnung wie
bisher beschehen, von pfarer und den eltern und
furnemeren in der gotseligkait der pfared erwölet
und dann der oberkait, ins ampt nach irer erkantnus
einzusetzen, angezaigt werden.
Die gemainen pröbst, so die von der oberkait be-
dacht, were gut, das sie alsdann auch den andern
kirchenpröbsten und pfarern wurden furpracht und
deren zeugnus vernemen, eh und si in ir ampt ein-
gesetzt wurden, auf das von ainem erbarn rat allweg
alles zum besten erfaren und bedacht, und also sol-
d In der Vorlage „pfarer“.
19 = wählen.
20 = fleischlichen? (Vgl. unten S. 61 Anm. k!)

che pröbst alle mal verordnet wurden, die in all-
weg die tauglichsten weren.
Vom ampt der superattendenten.
Und weil in jeglicher gemain, die etwas tapfers
ordenlich und schleinig handlen und ausrichten
solle, allweg ainer oder ser wenige von der gemain
wegen sorgen und handlen muß, derhalb bei den
aposteln und hernacher in den kirchen allweg ain
oder gar wenig furnemer ufseher, furgänger, super-
attendeten oder bischof, welche namen all ainerlai
heischen21, in jeder gemain verordnet worden send,
damit dann nicht alhie durch vil hirten dester ubler
gehuetet werde, so solle der president, jeder cotem-
ber mit dem eltesten probst under den zwaien, die
sein vierteljar den convent besuchen sollen, wissen,
das inen die furnemer seel- und kirchensorg und -ver-
sehung auferlegt seie, und sollen si zwen als die all-
gemainen wechter der ganzen kirchen zu Augspurg
ir viertel jar sein und mit allem fleiß erforschen, er-
farn, bedenken und betrachten, was zu ufbauung
und besserung der kirchen von predigern, bröbsten,
öberalemusherren und meniglich in allerlei sachen
möge und solle furgenomen und gehandelt werden,
es sei in gemainen predigen, in lectionen, im convent
und, warin das immer sein kann, also auch in fur-
fallenden sachen, bede von inwonenden und her-
komenden, herraichen und, auf das allweg und in
allen dingen dasjenige verschaffet und verrichtet
werde, das je zu fromen der kirchen und recht
christenlichen wolstand erfordern wurd. In suma:
sie sollen allerdingen die höchste sorg und fursehung
der gemainen Christi uf in haben, versehen und ver-
sorgen.
Und damit disem dester treulicher nachkomen
werde, sollen allweg, die von disem superattenden-
tenampt abgön, in dem großen convent des nach-
geenden cotembers, in dem alle prediger und pröbst
erschinen, denen, die nach inen dis ampt verwalten
sollen, desselbige vor dem ganzen convent mit be-
sonderm ernst getreulich bevelhen, welchs si auch

21 = heißen (Schmeller 1, 11S4. - Grimm 4 II
897 ff.).

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