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Wolgast, Eike [Hrsg.]; Seebaß, Gottfried [Hrsg.]; Heidelberger Akademie der Wissenschaften [Hrsg.]; Kirchenrechtliches Institut der Evangelischen Kirche in Deutschland [Hrsg.]; Sehling, Emil [Begr.]
Die evangelischen Kirchenordnungen des XVI. Jahrhunderts (12. Band = Bayern, 2. Teil): Schwaben: Reichsstädte Augsburg, Dinkelsbühl, Donauwörth, Kaufbeuren, Kempten, Lindau, Memmingen, Nördlingen, Grafschaft Oettingen-Oettingen — Tübingen: J.C.B. Mohr (Paul Siebeck), 1963

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https://doi.org/10.11588/diglit.30628#0090
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Augsburg

Auf die werktäg,
so zu taufen sein wird, sollen die nachgonden
weisen gehalten werden, etwan dise:
Erstlich, soll der taufer fragen, ob des kinds eltern
und geväteren zugegen seien, und si haißen hinzuo-
treten und alsden anfahen auf nachgönde weis zu
ermanenk:
Lieben freund! Wir kommen hie zusamen im na-
men des Herrn und zu seinem hailigen tauf. Darumb
wöllen wir erstlich vernemen, was er, unser lieber
Herr, uns hievon gesagt und verordnet hat, wie wir
dann lesen. Matthei am letsten, da er seinen jüngern
also befilcht und spricht (R: Matthei ultimo. [18ff.]):
Mir ist geben aller gewalt in himel und auf erden.
Darumb gond hin und lerend alle völker, taufende si
im namen des Vaters und des Suns und des Hailigen
Gaists und lerend si halten alles, was ich euch befol-
hen hab, und sihe: ich bin bei euch bis ans end der
welt.
Erstlich: In disem verlesnen befelh sihet euer lieb,
das der brauch zu taufen in der kirchen Christi nit
aus menschlicher vermessenhait erwachsen, sonder
aus dem hellen und ausgetruckten befelch Christi
erstlich den aposteln gegeben und befolhen und
demnach von inen bis hieher an uns kommen ist,
welches wir zum vordersten bedenken sollen, damit
dises hochwirdig sacrament von uns nit verachtet,
sonder mit geburlicher andacht und wirde gehalten
werde und wir dises tuns und haltens gewissen grund
haben, als die wir hierin nichts von uns selb, sonder
alles nach dem wort und befelch Christi handlen;
dann je kain menschlicher rat und guotdunken unser
gewissen vor Gott dem Herrn zufriden stellen mag,
sonder uns in allem von nöten sein will auf den zu
sehen, dem der Vater vom himel herab die zeugnus
geben hat, das er sein geliebter Sun sei und in im ain
wolgefallen hab, und das wir in hören und annemen
sollen, nemlich Christum unsern ainigen Herrn und
Hailand. Dieweil uns nun dieser befolhen hat zu
taufen, so können wir es mit guotem versicherten
k 1545 ist diese lange Vermahnung in drei Vermah-
nungen (3., 4. und 5.) geteilt.
1 1545 endet hier die Vermahnung und wird hier zu
einer anderen übergeleitet.

gewissen halten und tuon on zweifel, es werde im
also gefallen, wie er uns das befolhen hat.
Zum andern wird auch in disem befelch des taufs
von dem Herrn austruckt, warin und in was na-
men und kraft man taufen soll, nemlich: im namen
des Vaters, des Suns und des Hailigen Gaists. Daraus
unüberwindlich geschlossen wird, das dis teufen, wie
kaines menschen einsatzung, sonder Gottes auch also
kaines menschen, sonder Gottes des Vaters, des Suns
und des Hailigen Gaists werk ist, seitmal der Herr di-
ses nit allain befilcht, sonder auch ausdrucklich haißt
tun im namen des Vaters, des Suns und des Hailigen
Gaists, damit er nichts anders anzaigen will dann,
das der, so aus seinem befelch getauft wird, von
Gott dem Vater, dem Sun und dem Hailigen Gaist,
das ist: von der hailigen unaussprechlichen majestet
Gottes, also aus gnaden aufgenommen werde, das er
jetzund ain kind und erb Gottes in der gemain-
schaft mit Got und allen erwölten und in Gottes
schutz und schirm seie, das im der allmechtig Got
durch unsern Herrn Jesum gnedig und ain Vater
sein und im den Hailigen Gaist geben wölle, den
gaist seiner kindschaft, das er in mit kindlichem ver-
truwen in allen nöten als seinen Vater anrufe und
spreche: Abba, lieber Vater, und nit zweifele, das
Got sein Vater, Christus Jesus, der ewig Sun Gottes,
sein Herr, Hailand und mitler und der Hailig Gaist
sein erleuchter, lerer, fürer und tröster sein wölle,
also das er dadurch aus ewigem verderben in das
ewig leben, aus dem zorn und ungnaden in die huld
und gnaden aus der feindschaft in die liebe und ainig-
kait und ewigwerenden pund mit Gott und das aus
befelch Christi, des Suns Gottes, angenommen, ver-
zaichnet, ja gleich verpitschiert und versiglet
werde 1 und darumb auch im tauf Christi unsers
Herrn, do er im Jordan von Johanne teuft ward, der
Vater, Sun und Hailiger Gaist zugegen erschinen
und der himel eröffnet ward, dardurch als durch ain
vorbild uns manzaigtm ist, das also die götliche
majestat, ob schon nit so sichtbarlich, doch warlich
bei dem tauf Christi sein, denselben bekreften und
volstrecken wölle. Und damit man das gewis were,
m-m 1545; angezaigt

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