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Wolgast, Eike [Hrsg.]; Seebaß, Gottfried [Hrsg.]; Heidelberger Akademie der Wissenschaften [Hrsg.]; Kirchenrechtliches Institut der Evangelischen Kirche in Deutschland [Hrsg.]; Sehling, Emil [Begr.]
Die evangelischen Kirchenordnungen des XVI. Jahrhunderts (12. Band = Bayern, 2. Teil): Schwaben: Reichsstädte Augsburg, Dinkelsbühl, Donauwörth, Kaufbeuren, Kempten, Lindau, Memmingen, Nördlingen, Grafschaft Oettingen-Oettingen — Tübingen: J.C.B. Mohr (Paul Siebeck), 1963

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https://doi.org/10.11588/diglit.30628#0095
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Forma, wie von dem hai- / ligen Tauf . . . , zu reden. 1537

Darauf lese er das evangelium von kindlin: Marci
am zehenden, wie obsteet.
Und wann das verlesen, spreche er:
Wolan, disen seinen segen zum ewigen leben wölle
der Herr durch den hailigen tauf auch disen kindlin
mittailen, si aufnemen in sein reich und die gemain
seiner gleubigen! Daran wöllen nicht zweifeln, son-
dern dem Herrn dankbar sein und dise kindlin helfen
zu seinem reich aufziehen ir alle. fürnemlich aber ir,
denen Gott dise kindlin besonders geschenkt hat,
auch, die sich haben erbeten lassen zu besondern
mitvätern und mitmuotern, ir gevättern. Und da-
mit wir ja uns selb und dise kindlin, zu dem waren
christlichen glauben aufzuziehen und zu richten,
etwas weiters erwecket und erhitziget werden, läßt
uns in gemain die artikel des glaubens9 sprechen!
Nachdem dise artikel gesprochen, so beger der
taufer, das man dem kind sein haupt gar entplöße,
und begieße es dreimal mit dem wasser und spreche:
Ich tauf dich etc.
Demnach gebe er das kind den gevättern, die alle
ire händ an das kindlin legen sollen.
Damit spreche der taufer:
Dises kind laßt euch als ain kind des Allmechtigen
und unser mitglid in Christo getreulich befolhen sein.
Das wölle der Herr gnediglich vor allem argen be-
hüten und versehen mit allem gutem zu seinem preis.
Amen.
Vom hailigen abentmal
soll die kirch allweg zur zeit der vier catechismi10
getreulich berichtet werden dises inhalts:
Lieben freund, ir wöllend euch abermals wol er-
innern lassen der großen gnaden und gutaten des
Herrn, die er uns schenket und gibt in seinem hai-
ligen abentmal. Es schreibt der hailig apostel Paulus
[1. Kor. 11, 23], daß das prot, das wir brechen, die
gemainschaft des leibs Christi und diser kelch des
Herrn die gemainschaft des bluts Christi seie. So

a 1545: + fürnemlich
f-f Fehlt 1545.
e-e 1545: uns dieselbigen auch, das ist: sich selbs,
9 Vgl. Anm. 8!
10 Vgl. unsere Nr. I 8 a S. 60, wo aber als Zeit dieser

spricht der Herr, als er das prot darraichet: Nemet,
esset! Das ist mein leib, der für euch hingeben wird,
und vom kelch: Diser kelch ist das neu testament
in meinem bluot, das für euch und für vil vergossen
wird zu verzeihung der sünden.
Aus disen worten wöllend erstlich sehen, erkennen
und mit warem glauben aufnemen, das uns unser
Herr Jesus in seinem hailigen abendmala seinen
waren leib und wares bluot warlich zu essen und zu
trinken ubergibt und schenkt - wol nit zur zerstör-
lichen bauchspeis und trank, auch on alle verletzung
seiner himlischen glori und der waren menschlichen
natur, auch on natürliche vermischung oder reum-
liche anheftung mit den zerstürlichen, weltlichen
dingen, aber zur waren. wesenlichen speis und trank
des ewigen lebens und zu warer, wesenlicher gegen-
wertigkait und ubergab mit den leiplichen dingen
bprot und weinb, die wir vom tisch des Herrn emp-
fahen. Dann hie ja zwai ding seind, geben und emp-
fangen werden - ain himlisch, das ist: der ware leib
und das ware blut des Herrn, und ain irdisch, das
ist: prot und wein.
Zuni andern sollen ir hierin bedenken, warumb
uns der Herr allhie in seinem hailigen abentmal sein
leib und bluot schenkt und gibt, nemlich: das er in
uns lebe und wir in im durch den waren glauben an
in, der durch die hailigen sacrament gesterket wer-
den solle, so wir das hören und annemen, das er sein
leib und blut, das allain das reich Gottes erblich hat,
nit allain für unser sünd in tod dem Vater aufgeop-
fert hat, sonder cgibt und schenkt uns das auch zur
speis und trank. Weil aber bluot und flaisch das reich
Gottes nit erben mag, so wöllend dise unsere ver-
derben wol zu herzen füren, das ja unser flaisch und
bluot das reich Gottes nit erben mag undc das wir
allain durch das flaisch und bluot unsers Herrn Jesu
Christi, so das in uns lebt, aller sünden und des tods,
Teufels und kellen entlediget und das ware götlich
und selig leben erlangen und haben mögen, damit
wir uns selb immer mer verleugnen und absterben
zur speis und trank der selen geschenkt und gege-
ben hat. Darumb so laßt uns hiebei bedenken und
zu herzen füren
Catechismi nur die 4 Abendmahlszeiten genannt
werden!

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