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Wolgast, Eike [Hrsg.]; Seebaß, Gottfried [Hrsg.]; Heidelberger Akademie der Wissenschaften [Hrsg.]; Kirchenrechtliches Institut der Evangelischen Kirche in Deutschland [Hrsg.]; Sehling, Emil [Begr.]
Die evangelischen Kirchenordnungen des XVI. Jahrhunderts (12. Band = Bayern, 2. Teil): Schwaben: Reichsstädte Augsburg, Dinkelsbühl, Donauwörth, Kaufbeuren, Kempten, Lindau, Memmingen, Nördlingen, Grafschaft Oettingen-Oettingen — Tübingen: J.C.B. Mohr (Paul Siebeck), 1963

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https://doi.org/10.11588/diglit.30628#0112
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Augsburg

waren gebrauch der sacramenten allen rotten und
secten widersprochen haben und noch widerspre-
chen, kombt mit eurer christenlichen standhaftig-
kait nach der hailsamen leer Christi, da er uns ge-
treulich warnet vor den falschen Propheten (R:
Math. 7 [15]; 24 [11]) und dem hailigen aposteln
Paulo, der da sagt (R: Hebr. 13. [9]): Lasset euch nit
mit mancherlai und frembden leeren umbtreiben,
und zu den Ephesern (R: Ephe, 4 [14]: Wir sollen uns
nit wegen und wiegen lassen von allerlai wind der
leer durch schalkhait der menschen und teusche-
rei, damit si uns erschleichen zu verfüren. Um
welche große guttat und gnad ir nimmermehr auf-
hören sollen, Gott unsern Vatern dafür zu loben mit
täglicher danksagung.
Wider so mancherlai rotten, secten und schleichern
ist not, das der rechten kirchen Christi bekantnus am
tag sei, und, naehdem sonderlich die rechte kirch all-
hie zu Augspurg allerlai anfechtung vilmalen gehabt
hat und beschraiet worden ist, als ob si verleugnete
und nit leret und hielte die ware gegenwürtigkait
und übergab des leibs und bluts Christi im hailigen
abentmal mit brot und wein5, dadurch dann der
Satan suchet unser kirchen gegen meniglichem, son-
derlich der augspurgischen confession theologen,
leerern und bekennern, unsern lieben herrn und
praeceptorn6, argwönisch und verdächtlich zu
machen und ainen unverschulten ungunst auf uns
zu legen und das ganze ministerium, die reine
predig des evanglii mit diesem gesuchten schein
aus diser loblichen stat geren ganz wektreiben
wolte.
Derenhalben haben wir unser gewonliche agenda
und kirchenordnung, so im sibenundreißigsten jar
allain für die pfarren getruckt7, mit der, so hernacher
zu Augspurg in dem 45. jar von Melchior Kriegstain8
und außerhalb diser statt im 51. und 52. jar von

5 Das geschah vor allem durch den aus Sachsen nach
Augsburg gekommenen Prediger Georg Melhorn.
Er wurde wegen seiner steten Streitigkeiten mit sei-
nen Amtsbrüdern entlassen und ging dann als Predi-
ger nach Ravenshurg. Nicht nur in persönlichen Ge-
sprächen und Predigten, sondern auch in einer ge-
flissentlich handschriftlich viel verbreiteten bos-
haften Schrift ,,Der Tanz der Augsburger Prediger“
prangerte er seine früheren Amtsbrüder als ver-
kappte Zwinglianer an. Das war um so gefährlicher

Sebalden Mair zu Laugingen und in disem 55. jar
von Jost Kron zuo Frankfurt getruckt und etwas
verendert worden ist, conferiert und den gutherzigen
christlichen lesern widerumb im truck, just und ge-
recht zu lesen, geben wöllen. Zu welcher auch mit
besonderm fleiß kommen und hinzugeton worden
ist die gemaine forma, die man helt und gebraucht
mit den kindlen, die in unvermeidlicher not auf der
eltern begern von wehemüttern genottauft worden
seind, wann si im leben bleiben und in die kirch ge-
tragen werden. Desgleichen ist auch hinzu kommen
die gemaine forma, wie man ungefährlich die kran-
ken leut trösten und berichten soll, daraus mäniglich
in andern landen und stetten verstehn und sehen
kan, das in unser kirchen durch Gottes gnad rechte
leer des evangelii gepredigt und die hailige sacra-
menta in rechtem gebrauch, wie si von Christo, dem
autor und stifter, selbs eingesetzt und er si seinen
jungern gegeben und andern seinen glaubigen zu
geben und auszuspenden bevolhen hat, in gebürlicher
ordnung und reverentia gehalten werden, und deren-
halben euch aus obgemeltem unverschuldnem ver-
dacht und argwon billich lassen und alles nach rech-
ter christlicher liebe. wie kindern aines Gottes und
Vaters gebüret und nit nach ander leut, sonder nach
unser selb unsers glaubens und haltens, schreibens
und predigens erklärung deuten, aufnemen und ge-
gen meniglichen versprechen und vertädingen9.
Dann wir vermittelst götlicher gnaden in disem
unserm ministerio und kirchendienst euch nichts
dann das gewisse, hailsame, warhaftige evangelion
unsers Herren Jesu Christi und den waren gebrauch
der hochwürdigen sacramenten, von Christo Jesu
eingesetzt, wie das durch die propheten, Christum
und die apostel der kirchen Gottes geoffenbaret und
gegeben und in der augspurgischen confession kai-
serlicher majestat, unserm gnedigisten herrn, im
als die damals gerade in Augsburg geführten Ver-
bandlungen über den Religionsfrieden sehr bald
zeigten, daß in ihn nur Anhänger der Augsburgi-
schen Konfession einbezogen werden könnten (Roth
4, 588ff. 707). (Melhorn starb 1563 als Superinten-
dent in Waldenburg [Sachsen]).
6 Damit war besonders auch Phil. Melanchthon ge-
meint. 7 Unsere Nummer I 10.
8 Unsere Nr. I 14.
9 = verteidigen (Schmeller 1, 586).

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