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Wolgast, Eike [Hrsg.]; Seebaß, Gottfried [Hrsg.]; Heidelberger Akademie der Wissenschaften [Hrsg.]; Kirchenrechtliches Institut der Evangelischen Kirche in Deutschland [Hrsg.]; Sehling, Emil [Begr.]
Die evangelischen Kirchenordnungen des XVI. Jahrhunderts (12. Band = Bayern, 2. Teil): Schwaben: Reichsstädte Augsburg, Dinkelsbühl, Donauwörth, Kaufbeuren, Kempten, Lindau, Memmingen, Nördlingen, Grafschaft Oettingen-Oettingen — Tübingen: J.C.B. Mohr (Paul Siebeck), 1963

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https://doi.org/10.11588/diglit.30628#0131
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Einzelbestimmungen zu den Berufungsverhandlungen 1591

fürsichtige und weise herrn stadtpflegern der stadt
Augspurg im namen und anstatt eines ganzen rats
doselbst mich zu einem predicanten, diener und leh-
rer in der kirchen augspurgischen confession der-
gestalt bestelt und angenommen haben, daß ich das
heilig evangelium nach inhalt, meinung und be-
stand der augspurgischen confession, welche keiser
Carl dem V. hochlöblichster gedächtnus anno 1530
zu Augspurg ubergeben worden, die bisher in der-
selben stadt ein erbarer rat zu halten und zu pre-
digen je und alwegen befohlen und dem religionfrie-
den gemäßig ist, auch in allen und jeden articuien
nichts anders den nach inhalt heiliger prophetischer
und apostolischer schriften und vorgedachter augs-
purgischer confession, ohne einige einführung hievor
ungebräuchiger flacianischer4 reden und unnot-
wendiger disputation, rein unverfälscht predigen,
lehren, meinen zuhörern mit solcher lehr und einem
christlichen wandel vorgehen, ihnen die heilige
sacramenta nach ordnung derselbigen augspurgi-
schen confession reichen und, weil in der stadt
Augspurg beede, die alt religion und augspurgische
confession, gehalten werden, mich lästerns, schän-
dens, schmähens der personen und alles desjenigen,
das zu unrueh, widerwillen und verbitterung des ge-
meinen manns dienen kan, gänzhch enthalten, bei
auslegung und erklärung des heiligen evangelii nach
dem verstand der augspurgischen confession bleiben,
wider dasjenig, so hievor des calenders und berufs
der kirchendiener halben zwischen der obrigkeit und
burgerschaft albereit verglichen ist, nichts handlen,
meine zuhörer zum gehorsam gegen der obrigkait,
auch zu christlicher, brüderlicher lieb und pflanzung
des friedens und einigkeit in der stadt weisen und
ermahnen, der obrigkeit selbst andern zum exempel
alle ehr und reverenz erzeigen und, die das widerspiel
tun oder sich dessen vernehmen ließen, aus Gottes
wort ernstlich darum strafen oder dorfür warnen
und abmahnen, kein neue lehrmeinung oder religion
außer der augspurgischen confession weder offent-
lich oder heimlich einführen, predigen, lehren,
a Fehlt irrig in der Vorlage.
b-b Fehlt später im 17. und 18. Jahrhundert.
4 Genannt nach Matthias Flacius (1520-1574), Theo-
logieprofessor in Wittenberg, der als unbeugsamer
Streittheologe zahlreiche Lehrkämpfe ausfocht. (RE

schreiben oder verteidigen, sondern, wo ich solches
von andern erführe, dasselb den herren stadtpfle-
gern unverlängt anzeigen, doch mir sonst der lehr
halben ein freies predigtamt, wie das Christus selbs
eingesetzt, zu führen, buß und vergebung der sün-
den zu predigen, gotteslästerung, irrtum, sünd und
schand ohne ansehung (doch in alweg unbenennt,
auch ohne andeutung der sonderbaren personen)
Gottes wort gemäß mit gebührlichem ernst und
christlicher bescheidenheit zu strafen vorbehalten,
mich politischer und weltlicher sachen, das regiment
belangent, mit nichtes anmaßen noch dorein ein-
sehen, auch alles, was zu zerstörung gemeines fried-
wesens und bewegung des gemeinen manns wider
die obrigkeit oder sonst zu aufruhr raichen mag,
gänzlich meiden, bei keinem convent, dorinnen der-
gleichen wider die obrigkeit gehandelt werden
möcht, es beschehe unter was namen oder schein es
immer wölle, erscheinen oder zugegen sein noch vil
weniger darzu raten und helfen, sondern vilmehr
auf beiden [teilena] dafür warnen, und bin summa
nach meinem amt und vermogen eines erbaren rats
reputation und gemeiner stadt, herrn und unter-
tanen ehr, frommen und nutz nicht weniger als an-
dern gelobte und verpflichte burger und diener in
allweg, soviel an mir ist, förderen und vor schaden
warnen5, dazu meine liegende güter, in der stadt
örter6gelegen, wie anderer burger versteuern, von
wein, bier und met för mich und die meinige des ge-
wohnlich umgeld bezahlen und cin allen sachenc und
handlungen, keine ausgenomen, samt den meinin-
gen wie andere burger alhie, vor [deinem ehrsamen
rat und ordentlichem gericht recht geben, nemen
und gedulden, einemd] einem erbarn rat als ordent-
licher obrigkeit gehorsam leisten oder, da ich solches
nicht täte, dessen gebürender straf unterworfen sein
undb ingemein [alles], was einem christlichen from-
men, friedliebenden predicanten der augspurgi-
schen confession gebühret und wohl ansteht, tun
und lassen soll und will,
um und für solche meine dienst ein ehrsamer
c-c Vorlage irrig: um allen schaden.
d Fehlt irrig in der Vorlage.
6, 82-92. Schottenloher 6322-6371.-RGG 23, 971).
5 = verhüten (Schmeller 2, 1002).
6 = etter (vgl. S. 47 Anm. 4!).

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