II 3. Kirchenpflegeordnung 1574.
Wie man einen kirchenpfleger erwehlen und was sein verrichtung sein soll.
Dieweil die römische kai[serliche] maj[estät], un-
ser allergnedigster herr, die von irer maj[estät] ver-
ordnetem commissario herrn Jeorg Ludwig von
Seinßheim etc. im jar 1567 bewilligte und angestelte
verordnung der zwelf kirchenpfleger in der spitalkir-
chen allergnedigst ratificiert und confirmirt hat den
19. Decembris des 1572. jars und derwegen die
kirchenpfleger nach todlichem abgang eines aus inen
befuegt, aufs fuderlichst einen andern zu verordnen,
soll in demselben, wie dann bisher beschehen, vol-
gende weis gehalten werden:
Erstlich sollen die verordnete herrn kirchenpfle-
ger sambt dem pfarrer, der die bibel oder kirchen-
ordnung mit sich bringen soll, zusammenkummen
und vertreulich mit einander beratschlagen, wer
darzu zu erwelen und vermügen sein möcht, das er
sich Gott zu ehren und gemeiner bürgerschaft zum
besten solches kirchenpfleger ambts, das weder
heller oder pfenning, sondern sorg, müeh und un-
dank auf sich hat, unterfangen werde, da sie dann
fürnemlich aus den verordneten anwelden1 die teug-
lichsten herauszunemen bedacht sein sollen.
Zum andern werden billig die tüglichsten geach-
tet, die irer gottseligkeit, vleißig hörens der predig,
besuchung der capitel und oftem brauch des sacra-
ments, eifer umb die warheit und sitsamer beschai-
denheit halben vor andern ein guet lob haben, auch
bei der bürgerschaft in einem ziemlichen ansehen
sein möchten, desgleichen auch lesen und schreiben
künnen2; dann bei solchen hat man verhoffentlich
zu gewarten, das sie inen dis kirchenpflegerambt
einen großen ernst sein lassen und auch bei der ge-
mein etwas mit nutz schaffen und im fall der not zu
verrichtung der sachen künnen gebraucht werden.
Fürs dritt mügen sie fürnemlich aus den anwelden
oder andern von gemeiner burgerschaft drei oder
Druckvorlage: Originalhandschrift in einem Kir-
chenpflegerbüchlein (Papier in grünem Pergamentum-
schlag, Quart; Dinkelsbühl, Stadtarchiv B 88). -
Druck: Bürckstümmer, Kirchenpflege 56-59. -
Vgl. oben S. 124!
1 Vgl. Einleitung S. 124!
vier zum meisten ernennen, auf welche die stimmen
in der wahl, die der pfarrer und einer von den kir-
chenpflegern einnimbt, sollen gerichtet sein.
Zum vierten: Wenn sie dann einen erwehlet haben
und der erwehlte durch einen oder zween kirchen-
pfleger, zu den andern zu kummen, erbeten und ver-
mügt worden, soll der eltist unter inen dem erbetnen
anzeigen, das er sich vermügen lassen, auf freundlichs
bitten zu inen zu kummen; dessen bedanken sie sich
gegen ime allesambt ganz freundlich. Was aber die
ursach sei solches erbittens, werde er aus irer aller
bevelh vom pfarrer ordenlich vernemen, derwegen
er unbeschwert sein wöll, dasselbig anzuhören,
Zum fünften: Auf sein gütliche bewilligung anzu-
hören zeigt im der pfarrer an:
Dieweil Gott zwei unterschidliche regiment auf
erden hab, das gaistlich und weltlich, und aber das
weltlich einem erbarn rat in diser statt bevolhen, dem
er auch in allen billigen und bürgerlichen sachen zu
gehorsamen schuldig sei,
darneben aber die röm[ische] kai[serliche maj[e-
stät], unser allergnedigster herr, so vil das gaistlich
und kirchenregiment belangt, gemeiner bürger-
schaft nit allein predicanten der augspurgischen con-
fession bewilligt, sondern auch die anordnung der
zwelf kirchenpfleger allergnedigst confirmirt und
approbirt hab, so sei er erwelet nit zu einem rats-
ambt, als das im großen glimpf3 und guet brin-
gen solt, sonder zum kirchenpfleger, dabei er sorg
und undank auf erden zu gewarten haben möcht,
und damit er wissen künne, warzu er und die andern
kirchenpfleger verordnet, wöll er im dasselbig mit
wenig worten anzeigen und erzelen, nemlich und
fürs erst: Dieweil die kaiserlichen majestät, unser
allergnedigster herr, der burgerschaft augspurgi-
scher confession allergnedigst die spitalkirchen und,
2 Noch 1572 befanden sich unter den Ratsherren
zwei, die weder lesen noch schreiben konnten
(Bürckstümmer 1, 139).
3 — Ehre, Befugnis (Schmeller 1, 1475. - Grimm 4
15, 105f.).
131
9*
Wie man einen kirchenpfleger erwehlen und was sein verrichtung sein soll.
Dieweil die römische kai[serliche] maj[estät], un-
ser allergnedigster herr, die von irer maj[estät] ver-
ordnetem commissario herrn Jeorg Ludwig von
Seinßheim etc. im jar 1567 bewilligte und angestelte
verordnung der zwelf kirchenpfleger in der spitalkir-
chen allergnedigst ratificiert und confirmirt hat den
19. Decembris des 1572. jars und derwegen die
kirchenpfleger nach todlichem abgang eines aus inen
befuegt, aufs fuderlichst einen andern zu verordnen,
soll in demselben, wie dann bisher beschehen, vol-
gende weis gehalten werden:
Erstlich sollen die verordnete herrn kirchenpfle-
ger sambt dem pfarrer, der die bibel oder kirchen-
ordnung mit sich bringen soll, zusammenkummen
und vertreulich mit einander beratschlagen, wer
darzu zu erwelen und vermügen sein möcht, das er
sich Gott zu ehren und gemeiner bürgerschaft zum
besten solches kirchenpfleger ambts, das weder
heller oder pfenning, sondern sorg, müeh und un-
dank auf sich hat, unterfangen werde, da sie dann
fürnemlich aus den verordneten anwelden1 die teug-
lichsten herauszunemen bedacht sein sollen.
Zum andern werden billig die tüglichsten geach-
tet, die irer gottseligkeit, vleißig hörens der predig,
besuchung der capitel und oftem brauch des sacra-
ments, eifer umb die warheit und sitsamer beschai-
denheit halben vor andern ein guet lob haben, auch
bei der bürgerschaft in einem ziemlichen ansehen
sein möchten, desgleichen auch lesen und schreiben
künnen2; dann bei solchen hat man verhoffentlich
zu gewarten, das sie inen dis kirchenpflegerambt
einen großen ernst sein lassen und auch bei der ge-
mein etwas mit nutz schaffen und im fall der not zu
verrichtung der sachen künnen gebraucht werden.
Fürs dritt mügen sie fürnemlich aus den anwelden
oder andern von gemeiner burgerschaft drei oder
Druckvorlage: Originalhandschrift in einem Kir-
chenpflegerbüchlein (Papier in grünem Pergamentum-
schlag, Quart; Dinkelsbühl, Stadtarchiv B 88). -
Druck: Bürckstümmer, Kirchenpflege 56-59. -
Vgl. oben S. 124!
1 Vgl. Einleitung S. 124!
vier zum meisten ernennen, auf welche die stimmen
in der wahl, die der pfarrer und einer von den kir-
chenpflegern einnimbt, sollen gerichtet sein.
Zum vierten: Wenn sie dann einen erwehlet haben
und der erwehlte durch einen oder zween kirchen-
pfleger, zu den andern zu kummen, erbeten und ver-
mügt worden, soll der eltist unter inen dem erbetnen
anzeigen, das er sich vermügen lassen, auf freundlichs
bitten zu inen zu kummen; dessen bedanken sie sich
gegen ime allesambt ganz freundlich. Was aber die
ursach sei solches erbittens, werde er aus irer aller
bevelh vom pfarrer ordenlich vernemen, derwegen
er unbeschwert sein wöll, dasselbig anzuhören,
Zum fünften: Auf sein gütliche bewilligung anzu-
hören zeigt im der pfarrer an:
Dieweil Gott zwei unterschidliche regiment auf
erden hab, das gaistlich und weltlich, und aber das
weltlich einem erbarn rat in diser statt bevolhen, dem
er auch in allen billigen und bürgerlichen sachen zu
gehorsamen schuldig sei,
darneben aber die röm[ische] kai[serliche maj[e-
stät], unser allergnedigster herr, so vil das gaistlich
und kirchenregiment belangt, gemeiner bürger-
schaft nit allein predicanten der augspurgischen con-
fession bewilligt, sondern auch die anordnung der
zwelf kirchenpfleger allergnedigst confirmirt und
approbirt hab, so sei er erwelet nit zu einem rats-
ambt, als das im großen glimpf3 und guet brin-
gen solt, sonder zum kirchenpfleger, dabei er sorg
und undank auf erden zu gewarten haben möcht,
und damit er wissen künne, warzu er und die andern
kirchenpfleger verordnet, wöll er im dasselbig mit
wenig worten anzeigen und erzelen, nemlich und
fürs erst: Dieweil die kaiserlichen majestät, unser
allergnedigster herr, der burgerschaft augspurgi-
scher confession allergnedigst die spitalkirchen und,
2 Noch 1572 befanden sich unter den Ratsherren
zwei, die weder lesen noch schreiben konnten
(Bürckstümmer 1, 139).
3 — Ehre, Befugnis (Schmeller 1, 1475. - Grimm 4
15, 105f.).
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