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Wolgast, Eike [Hrsg.]; Seebaß, Gottfried [Hrsg.]; Heidelberger Akademie der Wissenschaften [Hrsg.]; Kirchenrechtliches Institut der Evangelischen Kirche in Deutschland [Hrsg.]; Sehling, Emil [Begr.]
Die evangelischen Kirchenordnungen des XVI. Jahrhunderts (12. Band = Bayern, 2. Teil): Schwaben: Reichsstädte Augsburg, Dinkelsbühl, Donauwörth, Kaufbeuren, Kempten, Lindau, Memmingen, Nördlingen, Grafschaft Oettingen-Oettingen — Tübingen: J.C.B. Mohr (Paul Siebeck), 1963

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https://doi.org/10.11588/diglit.30628#0154
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Dinkelsbühl

soll, welche sagt [1. Thess. 5. 21]: Prüfet alles und,
was guet ist, das behaltet!
Da er dan innen wurde, das irgend in der religion
irrige oder in offentlichen sünden ligende personen
under der gemein weren, denen man die sacrament
bis auf besserung fürhalten müeste, sol er schuldig
sein, solche dem pfarrer zu vermelden, damit des-
wegen in Gottes wort gegründte weg furgenommen
und die irrenden fueglich vom irrtumb und sünden
kunclen zurecht gebracht werden.
Im fall er auch merken wurd, das der pfarrer selbst
auf dem weg rechter, rainer und gesunder lehr nit
bleiben, sonder irrtumb verderbter oder heim-
licher weis in diese gemein pflanzen wollte, und
dessen aus getonen underreden gewiß were, sol er
Gott zu ehrn und disem kirchspiel zum besten uns,
den kirchenpflegern, solches anzeigen, damit der
pfarrer deswegen von uns verhört und, was die not-
turft erfordert, furgenommen werden müge; dan ob
wir wol geneigt, einen pfarrer, der treulich diser kir-
chen und gemein vorstehet, alle befürderung zu tun
so sol doch solches nicht weiter sich erstrecken dan,
so er sich in lehr und leben als ein gut fürbild der
glaubigen nach der lehr Pauli erzeigen wurd.
Sintemal auch im kirchenambt sich allerlei fäll
mögen zu tragen bei kranken und gesunden in der
kirchen oder heusern, soll er solche fell dem pfarrer
vermelden, sich deswegen mit ihm underreden, be-
schaids gewarten und, wie er die sachen verricht,
dem pfarrer in seiner wohnung alsbald wider anzei-
gen, damit, da etwas ubersehen von stund an muge
geendert und verbessert und, da ihm etwas gewehret
und undersagt wurd, von ihm underlassen werde.
Welches wir auch dahin wöllen verstanden haben,
da ihm etwas fürkomme, das dem predigambt, reli-
gion, des pfarrers ambt und person, den kirchen-
pflegern, auch ihm selbst nachteilig sein möcht, sol er
alsbald solchs dem pfarrer vermelden, der dan in
seiner bestaffung auch bevelch hat, was er disfalls
weiter sich verhalten soll.
Beschließlich: sovil das ganz kirchenambt belangt,
sol er sich erinnern, das er nach Gott und der heili-
gen bibel auf den jedesmals von uns diser ganzen
gmein und ihm furgesetzten pfarrer sehe und gehor-

27 Unsere Nr. II 7.

same achtung gebe, sich auch gegen den willfarig
erzeige und halte.
Doch, da ein pfarrer solcher underwerfung gegen
ihm, helfer, mißbrauchen und ihm unbilligerweis
tun wolte, er auch ihn, pfarrer, darfür freundlich
und doch vergeblich gebeten bette, mag er solches
bei uns jedesmals anbringen, da wir das nach aller
verhöre billige bescheid für uns selbst zu geben
willig und, da wir solchs nit verstunden, bei anderer
ort geistlichen und weltlichen personen ferners rats
zu erholen, unseumig erfunden werden wöllen.
Wölches alles wir, so vil das kirchenambt eines
helfers anlangt, also in dise bestallung bringen wöl-
len.
Des lebens halben hat er ernstlich zu bedenken,
das er hie in einer reichsstat wonhaft, derhalben er
der röm. kai. mt. unterworfen und dero allen gebur-
lichen und in Gottes wort unverbotenen gehorsam
nach aller müglichkeit zu leisten schuldig und also
ir mt. für das höchste oberhaupt des römischen
reichs und seiner selbst person erkennen und halten
für dasselbig treulich beten und dessen billichen
bevelchen schuldigen gehorsam leisten soll, wie dan
irer mt. bevelch (sovil die kirchendiener dieser bur-
gerschaft belangt) ihm sollen zugestellet werden.
Zum andern: Dieweil an irer mt. stat nicht wir, die
kirchenpfleger, sonder ein erbar rat allhie die
weltliche regierung verwaltet (dan unser bevelch und
ambt sich nur auf die religion und kirchensachen
erstrecket und nit ferner), so wurd er sich von uns
gutwillig für rat stellen lassen und nachvolgend auf
eines erbarn rats hiebei verzeichneten fürlesen27
ohne einige gesuchte einred in der ratstuben ange-
loben, denselben verzeichneten punkten nachsetzen
und in kraft der kai. mt. bevelchs sich bei keinem
bösen rat oder anschlag wider die ordenliche obrig-
keit oder gemeine burgerschaft allhie, dardurch auf-
rur oder zerrüttung wol angestellten burgerlichen
lebens und wesens, friedens und ru erwecket werden
möcht, auch bei einer liderlichen gesellschaft sich
nimmermer finden lassen, sonder, so vil an ihm, den
stand der obrigkeit, alle gute ordnung und satzun-
gen, welche göttlichen, naturlichen und gemeinen
kaiserflchen rechten gemeß, rümen und commen-

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