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Wolgast, Eike [Hrsg.]; Seebaß, Gottfried [Hrsg.]; Heidelberger Akademie der Wissenschaften [Hrsg.]; Kirchenrechtliches Institut der Evangelischen Kirche in Deutschland [Hrsg.]; Sehling, Emil [Begr.]
Die evangelischen Kirchenordnungen des XVI. Jahrhunderts (12. Band = Bayern, 2. Teil): Schwaben: Reichsstädte Augsburg, Dinkelsbühl, Donauwörth, Kaufbeuren, Kempten, Lindau, Memmingen, Nördlingen, Grafschaft Oettingen-Oettingen — Tübingen: J.C.B. Mohr (Paul Siebeck), 1963

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https://doi.org/10.11588/diglit.30628#0167
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Bericht, wie man es halten soll

nisi eos, quos in confessione secundum omnia mem-
bra catechismi examinaverint et eorum gnaros
deprehenderint (anno [15]74).
[Abendmahlsverächter.]
Anno [15]74 am Ostertag [11. April] ist in der
kirche einer ganzen gmein vom pfarrer fürgehalten
worden, postquam per 8 annos, quibus eorum pastor
fuerit, diligenter ad frequenciorem usum sanctae
coenae omnes exhortatus fuerit, sed multos, frustra
- esse enim, qui 10,15 et 20 annos nunquam commu-
nicaverint porro hoc observatum iri: Welche per-
son ohn das sacrament verschieden und in einem jar
nicht zum sacramentum gangen were, wie denn
solchs im register der communicanten wol zu befin-
den, dem [!] solten alle christlichen ceremonien der
begräbnus abgeschlagen werden, es treffe gleich den
pfarrer, helfer, kirchenpfleger oder, wen es treffe,
ohn alles ansehen der person nec enim, quod con-
tendant, se tamen frequentare conciones; nam
neclectionem sanctae coenae satis luculentum sig-
num esse. Fieri id non zelo divino, sed vana consue-
tudine, cum non ferunt fructus aut emendantur,
Es ist auch solche ordnung anno 74 oder 75 mit
etlichen also gehalten.
Hac ordinatione ut nulla coactio aliqua papistica
introducitur, ita libertate data, quo tempore commu-
nicant,non ad intermissionem usus sacramenti abu-
tendum.
Bede stück, den catechismum und nachtmal be-
langend, hat die notturft also anzustellen erheischet,
dieweil weder eltern oder kinder mit rechtem fleiß
den catechismum besucht und lerneten und viele
gar fahrlessig sein wollten in gebrauch des heiligen
abentmals, damit dannoch der grund reiner lehre
recht gepflanzt und dem testamentum Christi auch
nachgefragt und gebrauchet würde.
35 Sonst unbekannt.
36 Dinkelsbühl hatte nicht nur im Ort selbst katho-
lische Mitbürger, sondern auch allerlei katholische
Nachbarorte.
37 = nach einem andern Ort eingeladen.
38 Für Nürnberg wird für 1574 ein „ziemliches Sterben
vermerkt (Walter Jungkunz, Die Sterblichkeit
in Nürnberg 1714-1850, in „Mitteilungen des Vereins
für Geschichte der Stadt Nürnberg 42 [1941] 296). -

Concludit.
Diese gemeine anleitung hab ich, Knauer, nit
selbst also nach meinem kopf gemacht, wie irgend
nach mir möcht fürgegeben werden, sondern die-
weil in der generalvisitation des fürstentums Neu-
burg anno [15]61 solche fäll von den pfarrern, so an
der grenz sitzen, sind angebracht, von den visitatori-
bus diese anleitung im consistorio hernach darüber
gehalten und die instruction, welche die superinten-
denten unter dem datum 6. Decembris anno [15]62
aus fürstlichem befehl zugeschickt35, einverleibt
und von dannen entlehnet und hier inseriert worden,
damit sich die kirchendiener solcher anleitung in
fürfallenden fällen alhie hetten zu gebrauchen,
NB. Dieses geht sonderlich uf einen bericht fol.
28 b., wie die pastores mit den leuten handlen sollen,
so nach empfahung des nachtmals in beeder gestalt
sich wider ins papsttum verfügen möchten36, das
nachtmahl in einer gestalt zu empfahen oder, so sie
auf hochzeit ausgeladen37, zu der päpstlichen meß
gingen.
Anno 1575 im «Julio waren solche schwere sterben-
läuf38 alhie zu Dinkelspühel, da sich bederlei reli-
gionsverwandte miteinander vergleichen, nicht mehr
bis zum gottesacker, sondern nur bis zum Nörd-
linger tor die leichen zu begleiten, auch die leichen-
predigen ganz einzustellen.
Nachdem aber an den pfarrer gesinnet worden,
anstatt der leichpredig eine wochenpredig mehr an-
zustellen39, hat er die am aftermontag40 auf sich ge-
nommen. Daneben auch am donnerstag nach der
predig das abentmal des Herrn und am mittwoch
zuvor confessionem und absolutionem gehalten mit
denen, die am donnerstag zum abentmal haben ge-
hen wollen. Auch in diesen leuften alle sonn- und
feiertag in der woche litanei fürbeten lassen wie zu-
vor alweg über den andern sonntag41 anstat einer
collecten fürgesprochen worden war.
Augsburg erlebte zwar 1571 und 1572 schwere
Sterbejahre, 1575 aber nur eine (immerhin bemerk-
bare) Erhöhung der Sterbeziffer (Al. Schreiber,
Die Entwicklung der Augsburger Bevölkerung vom
Ende des 15. Jahrhunderts bis zum 19. Jahrhundert,
in: Archiv für Hygiene und Bakteriologie 123 [1940]
107). 39 nämlich während dieser Sterbensläufe.
40 = Dienstag (Grimm 1, 187. - Schmeller 1, 46; 2,
1071). 41 Vgl. oben bei Anm. 33!

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