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Wolgast, Eike [Hrsg.]; Seebaß, Gottfried [Hrsg.]; Heidelberger Akademie der Wissenschaften [Hrsg.]; Kirchenrechtliches Institut der Evangelischen Kirche in Deutschland [Hrsg.]; Sehling, Emil [Begr.]
Die evangelischen Kirchenordnungen des XVI. Jahrhunderts (12. Band = Bayern, 2. Teil): Schwaben: Reichsstädte Augsburg, Dinkelsbühl, Donauwörth, Kaufbeuren, Kempten, Lindau, Memmingen, Nördlingen, Grafschaft Oettingen-Oettingen — Tübingen: J.C.B. Mohr (Paul Siebeck), 1963

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https://doi.org/10.11588/diglit.30628#0175
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Kirchenordnung von Donauwörth. 1545

leibs und pluots Christi betreffend, soll dasselb durch
den predicanten und seinen helfer denen, die solches
begern, nach der einsatzung Christi unter zwaierlei
gestalten uf einen besondern darzu verordneten
altar4 geraicht werden: dann Christus unser Herr
mit ausgetruckten worten in darreichung des kelchs
gesprochen [Matth. 26, 27]: Trinket alle daraus! und
hat dazumal nit allain den aposteln, sondern auch
mit inen allen seinen jüngern, das ist: allen christen,
dises sein testament gegeben und die gemainschaft
bede seines leibs und pluts eingesetzt und zu halten
bevolhen. AIso haben es auch die hailigen apostel
und alle väter in gemainer christenhait vor alter ver-
standen und gepraucht.
Zum vierten, das einlaiten der eeleut belangend:
Damit man den heiligen eestand eerlich halte, auch
junge und alte leut us dem wort Gottes lautern be-
richt empfahen und versteen mögen, wie der eestand
von Gott eingesetzt worden sei, wie die eeleut gegen
einander verpflicht und verpunden, auch wie sie
sich gegen einander halten sollen und was der eeleut
creuz und trost sei etc., so sollen sich die preutigam
und praut oder ire eltern und freund bei den predi-
canten zuvor anzaigen und alsdann in gemainer
teutscher sprach vor der versamleten gemaind
Gottes mit aller zucht und gottesforcht on alle
leichtfertigkait, wie das christenleut wol ansteet,
einsegnen lassen.
Zum fünften: Von wegen haimsuchung der kran-
ken sollen der predicant und sein diaconus sich der
kranken und derjenigen, so in anfechtung seien,
treulich annemen; denn so Christus am letsten ge-
richt unter anderen werken der barmherzigkait der
besuchung der kranken gedenken will, so gepürt den
seelsorgern, in dem einen getreuen fleiß und ernst
fürzuwenden; denn da ist erst der dienst des wortes
am höchsten von nöten. Sie sollen sich auch gegen
meniglich zu solchem dienst, trost und haimsuchung
willig anbieten und finden lassen.
Zum sechsten: Dieweil die feirtag furnehmlich
das gotteswort zu hören, zu beten und Gott für alle
seine woltat zu danken und zu loben, auch nach art
der liebe von wegen notwendiger leiplicher rue ein-
4 Welcher Altar das war, ist unbekannt.
5 Gemeint sind das Passahfest zum Gedächtnis des
Auszugs aus Ägypten (2. Mos. 12, 14) und das Laub-

gesetzt seien, so zeuget doch die hailig schrift im
alten testament, das etliche fest5 auch umb gedecht-
nus willen der wunderwerk und woltaten Gottes ge-
halten worden sein. Dem haben die alten väter im
neuen testament auch nachgevolget und etliche fest
zu gedechtnus der woltaten unsers lieben Herrn Jesu
Christi nach mancherlei gnaden, so er seinen glaubi-
gen verlihen und anderen zu ainem exempel fur-
gestelt, ufgericht und ein gesetzt. Derhalben wöllen
wir, das die nachvolgenden furneme fest gehalten
werden, doch uf christliche und besserliche weis und
keiner leichtvertigkait, damit jetzt laider alle feirtag
verwüst und verderbt sind worden.
Der Neujahrstag [1. Januar],
der Oberst [6. Januar],
Marie Lichtmeß oder die Reinigung Maries [2. Fe-
bruar],
Matthie des zwelfboten [24. Februar],
Verkundung des engels [25. März],
der Ostertag mit zwaien tagen,
Philippi und Jacobi der zwelfboten [1. Mai],
der Uffarttag,
der Pfingsttag mit zwaien tagen,
der Heiligen Dreivaltigkait,
Johannes des taufers [24. Juni],
Petri und Pauli der zwelfboten [29. Juni],
Jacobi des zwelfboten [25. Juli],
Marie Schidung [15. August],
Bartholomäi des zwelfboten [24. August],
Matthäi des zwelfboten [21. September],
Thomas des zwelfboten [21. Dezember],
der Christtag [25. Dezember],
Stephani des ersten marterers [26. Dezember],
Johannis des evangelisten [27. Dezember],
alle sontag.
Zum sibenden: Der schul halben kan ein jeder ver-
stendiger ermessen, wie hoch und groß daran ligt,
das die jugend uf gotsforcht und erbarkait, zucht
und geschicklichait unterwisen, gelernet und gezo-
gen werde, damit die eltern frome, gehorsame kinder
und die oberkaiten frome, gehorsame untertonen,
auch verstendige leut zu allerlei amptern und eeren
uberkomen und haben mugen. Demnach wollen wir
hüttenfest zum Gedächtnis der Wüstenwanderung
(3. Mos. 23, 42f.).

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