Evangelische Kirchenordnungen des XVI. Jahrhunderts

Donauwörth

bei dem schulmaister erstlich verfiegen, das er der
schul getreulich und fleißig vorstee, seinen schulern
neben anderen guten leren auch ainen christlichen,
lateinischen catechismus6, das ist: ainen kinder-
bericht, nemlich: die zwölf artikel unsers christli-
chen glaubens, die zehen gebot und das Vater unser
vorlese, auch mit den schulern die predig höre. Da-
mit dann der schulmaister und die schuler an der
lere dest minder verhindert und die beste zeit nit
ubel angelegt werde, so sollen weder schulmaister

6 Gemeint ist der damals eben in Druck befindliche
(Vorwort vom 18. Febr. 1545) Katechismus des
Wolfgang Meußlin: Catechismus christianae religio-
nis institutionem paucis complectens (G. Veesen-
meyer, Literarisch-bibliographische Nachrichten
von einigen evangelischen catechischen Schriften
und Catechismen ... Ulm 1830. 111 ff.) -Hans, Ka-
techismen 106 ff.
7 Die für die Seelenruhe der Verstorbenen gefeierten

noch schuler furtan zu dem sang der seelmessen7
und vigilien8 verbunden sein.
Dise ordnung hat ein erber cleiner und großer rat
christenlicher, guter mainung nach gelegenhait der
gegenwertigen zeit und sachen furgenomen, bis der
allmechtig Gott gnad verleicht, weiter furzunemen,
dardurch sein eere und unser seligkait gefurdert
werde.
Dem Herrn sei lob und eere in ewigkait!

Messen am Sterbetag, Tag des Begräbnisses (Braun
349), bei der Beerdigung, am 3., 7. und 30.Tag nach
Tod oder Beerdigung und am ersten oder an jedem
Jahrestag.
8 Gemeint sind die nach Art einer Vigiha (nächtlicher
Vorfeier) gehaltenen Trauergottesdienste, sei es bei
einer Beerdigung, sei es an einem Jahrtag (Braun
350, 363.).

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