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Wolgast, Eike [Hrsg.]; Seebaß, Gottfried [Hrsg.]; Heidelberger Akademie der Wissenschaften [Hrsg.]; Kirchenrechtliches Institut der Evangelischen Kirche in Deutschland [Hrsg.]; Sehling, Emil [Begr.]
Die evangelischen Kirchenordnungen des XVI. Jahrhunderts (12. Band = Bayern, 2. Teil): Schwaben: Reichsstädte Augsburg, Dinkelsbühl, Donauwörth, Kaufbeuren, Kempten, Lindau, Memmingen, Nördlingen, Grafschaft Oettingen-Oettingen — Tübingen: J.C.B. Mohr (Paul Siebeck), 1963

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https://doi.org/10.11588/diglit.30628#0205
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Zuchtordnung von 1533

fluch und schwuer ain pfening zu geben, verfallen
sein.
Ob aber etwar wär, der - oder wärend, die21 - mit
verdachtem frevel mut Got lestern und der obge-
melten oder dergleichen schwur und gotslesterung
tun und verhandelen, die sollen und werdent wir in
täglichen rat an irem gut, an irem leib, an irem leben
oder an iren eeren hertiglich strafen.
Und damit hierin niemands verschont und der ge-
pur nach gestraft werde, sol jederman das ander, so
also flucht oder schwört, bei seinen pflichten und
aiden ansagen, melden und ruegen, auch das straf-
gelt von im erfordern, einnemen und dden obgemel-
ten acht zunftmaisternd, die es furterhin in der a-r-
men seckel lifern sollen, uberantwurten und der oder
dieselbigen, so also fluchen und Gott lestern, sollen
solich aufgelegt straf bei gleichen aiden und pflich-
ten zu geben schuldig und verpunden sein.
Wurde sich aber jemands hiewider setzen und die
verwürkt straf also nit geben, so sollen alsdann,
der oder die den schwur oder fluch gehört haben, das
bringen an edie acht zunftmaistere und daneben an-
zaigen, wer mer dabei gewesen und solichs gehört
habe, fdieselben acht zunftmaister als dann solche
fur sichf beschicken und von jedem schwerenden
oder fluchenden, sopald der schwur oder fluch fur
gsieg gebracht, funf schilling22 haller23 unnachläss-
lich nemen.
Doch sol niemands schuldig sein us seinem haus,
was es darinnen von den hausgenossen hörte, furzu-
bringen noch auch das gelt zu nemen, in kain weg.
Wa aber ain anderer in seinem haus oder er in ains
d-d 1554: einem burgermaister oder ratsfreund als
einem andern, so darzu verordnet wird.
e-e 1554: uns oder ain sondere ratsperson.
f - f1554: Wann dann das an uns gelangt, alsdann
wöllen wir solche für uns.
21 Die Vorlage hat durch ein offenbares Schreibverse-
hen: die während.
22 Vgl. Amn. 19!
23 Vgl. Anm. 19!
24 In die Hausgemeinschaft aufgenommene Dienst-
boten (Schmeller 1. 6).
25 Zutrinken = die Nötigung, so viel nachzutrinken,
als einem vorgetrunken worden war - eine vor allem
damals durch viele Reichs- und Landesgesetze ver-
geblich bekämpfte deutsche Unsitte (Zedler, Uni-
versallexikon 64 [1750] 890-929), bes. auch auf dem
Reichstag von 1524 und 1530 (Egelhaaf 1, 496f.

andern haus schwure, da soll das riegen, wie obstat,
sein fürgang haben.
Daneben sol aber jeglicher hausvater in seinem
haus gut achtung haben, das er sein weib, kinder,
eehalten24 und hausgesind mit fleiß underricht und
bei inen darob sei, das sie und voran er selber, flu-
chen, schwörn und schelten underlassen; dann von
welchen kundbar wurd, das sie hierin farlessig und
versaumlich weren, die hwirt ain rat oder die acht
zunftmaisterh ernstlich strafen.
Vom zu- und voltrinken25.
Item alle burger, undertanen und inwoner diser
statt, sie seien, wer si wollen, niemands ausgenomen,
sollen sich in diser statt, auch derselben gerichten
und gepieten, desgleichs außerhalb an allen fremb-
den orten des verhaßten lasters des zu- und vol-
trinkens mueßigen und enthalten; dann welicher
ainem ain gemeßnen, bestimpten trunke, sei ganze
oder halbe geschirr voll ald wenig oder vil knöpf26,
zubringt, derselb und desgleichen, der es also ge-
wartet und trinkt, der jeder soll das erst mal umb
funf schilling pfening und das ander mal umb zehn
schilling pfening und das dritt mal umb ain gul-
din27 one alle gnad gestraft werden.
Und wer in solchem ungeschickten übel laster
noch weiter uber das dritt mal begriffen und erfarn
wurde, die sollen durch iain rati mit dem turn und
sonst nach gestalt der uberfarnus ernstlich angese-
hen und in straf genomen auch dieselben, so also in
turn28 gelegt, mit nichten anderm dann mit prot,
habermus und wasser gespeist und getränkt werden.
1554: uns.
h-h 1554: wöllen wir darumb.
i-i 1554: uns.

2, 192). - Der ganze Abschnitt ganz nach dem
Memminger Vorschlag (Jäger 456-459) und Kon-
stanz (Hauß 81ff. - da aber in 2 Abschnitte geteilt).
26 = Glasperlen (Nuppen), die an ein Glasgefäß zur
Bezeichnung des jeweiligen Inhalts außen ange-
schmolzen waren (Nuppenbecher) und den Ringen
(Pässen) an den Paßgläsern entsprachen.
27 Vgl. Anm. 19!
28 Nämlich im sog. Diebsturm, ein noch heute erhalte-
ner eindrucksvoller Bestandteil der alten Stadt-
befestigung (Kunstdenkmäler Lindau 85ff. —
Wolfart 2, 301).

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