Lindau
schilling pfening straf geben oder, so ers nit hat,
auch vater und muter ine furs gelt vor vden zucht-
herrenv schwingen wolten, so mugend sie das tun.
Der selb knab sol aber zusampt dem schwingen ain
tag und ain nacht uf dem turn ligen und darnach
solcher geltstraf ledig sein.
wDie42 acht zunftmaister sollend auch sonder gut
achtung, nachfrag und kundschaft auf die jugend
haben, das sie niendert zusamenschliefend, spilen,
trinkent und ander leichtfertigkait treibend.w
Auch42 sollen die knaben und töchterlein an feir-
tagen und sonst allerzeit under der stund, so man
prediget, es sei, wann es wolle, ire mägkelen, gaißen
umblaufen, ballen, ringschlahen, auch raienspringen
underlassen; dann, wolche das übersehen, sollen all-
weg ain jeder knab oder dochter ain schilling pfening
zu buß geben.
Von wucherlichen und bösen keufen, auch andern
unzimblichen contrekten und hantierungen.43
Meniglich soll sich der bösen, ungötlichen keuf,
die wider die liebe sind und doch laider allermaist
im schein guter werk wöllen aus liebe und treu barm-
herziger weis fürgeben werden, auch alles derglei-
chen uncristlichen leichens, zinskaufens44 und ander
unzimblicher contract und sachen, wie die haimlich
oder offenlich mit wein und andern mancherlai
gattungen beschehen und furgon möchten, enthal-
ten und die furo nit mer treiben, sonder sich in sol-
chen sachen aufrecht, erbarlich, redlich, christenlich,
bruderlich und unbeschwärlich, hilflichen beweisen
v-v 1554: uns. w-w Fehlt 1554.
x-x 1554: wir. y-y 1554: ainem ratsfreund.
z-z 1554: uns.
a 1554 +: „Von hochzeiten
Nachdem bishero mit haltung der hochzeiten ain
große unmuße gebraucht worden, darumb so ha-
ben wir verordnet und wöllen, das nun hinfüro
meniglich in unser statt und obrigkeit, reich und
42 Diese Abschnitte fehlen wie im Memminger Vor-
schlag so in Konstanz.
43 Der Memminger Vorschlag (Jäger 461 f.) und Kon-
stanz (Hauß 85) haben hier nur einen kurzen Ab-
schnitt, der auch anderes (Wiedertäufer, Zauberer)
mit einbezieht. Lindau ist viel stärker beeindruckt
von Luthers Schrift „Von Kaufshandlung und
Wucher“ (1524; WA 15, 293-322 und 6, 36-60).
44 Um das mittelalterliche Zinsverbot zu umgehen und
später einen höheren Zins als etwa 5 % zu erhalten,
und erzaigen; dann, welche hieruber wider die bil-
lichait dermaßen strafpar befunden, die sollen und
werden xdie acht zunftmaister oder, so inen die sach
zu schwer und sie das an ain rat gelangen lassen wur-
den, derselb ratx an leib oder gut mit ernst strafen.
Darneben sollen auch ale hievor aufgericht ord-
nungen des furkaufs45 in allen essenden dingen hie-
mit emeuert und jederman gewarnet sein, sich vor
aigennuzigem, beschwärlichem und gemainem nutz
nachtailigem furkaufen zu verhueten bei vermei-
dung ains rats ernstlicher straf.
Und damit obgeschrieben unbruederlich, be-
schwärlich keuf, die stracks wider die liebe sind, des-
gleichen auch der furkauf in allen waren und sonder-
lich essender ding halb des stattlicher verhuet und
die ubertreter irem verwürken nach gestraft werden,
so soll ain jeder burger, inwoner und undertan diser
statt, der solich beschwärlich, aigennuzig, uncristen-
lich furkeuf und hendel gesehen oder dero in erfa-
rung komen, durch wen und wie die geuebt, burger-
maister und rat oder aufs wenigst yden acht zunft-
maisterny unverzogenlich bei burgerlichen und an-
dern aidspflichten anbringen und dieselben irem ver-
dienen nach durch zdie acht zunftmaistern oder
ainen ratz mit ernst nach gestalt und große der uber-
farnus gestraft werden.
a
Von dantzen46
Jst gesetzt und angesehen, das auf den hochzei-
tenb ainer in seinem haus wol ain himblichen dantz
arm,ire fürgenomne hochzeiten dermaßen ansehen
und ordnen sollen, das sich aller geladner anzal
auf den hochzeiten von frauen- und mansperso-
nen, frembden und haimischen uber vier tisch nit
anlaufe und zutrage bei straf vier guldin.
Desgleichen soll auch auf dem land niemands
kein schenke anrichten one ains erbarn rats er-
laubnus.“ b 1554 +: beim tag.
kaufte der Gläubiger vom Schuldner ein Grund-
stück, das dieser dann in Benützung behielt gegen
die Bezahlung des Zinses in der gewünschten Höhe -
nach heutigem Begriff ein hypothekarisch ge-
sichertes Darlehen (dagegen Luther WA 6, 51-60;
15, 321 f.).
45 Aufkauf zu monopolartigem Wiederverkauf
(Schmeller 1, 1297.- Dagegen Luther WA 15,
305 ff.).
46 Fehlt im Memminger Vorschlag und bei Konstanz.
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schilling pfening straf geben oder, so ers nit hat,
auch vater und muter ine furs gelt vor vden zucht-
herrenv schwingen wolten, so mugend sie das tun.
Der selb knab sol aber zusampt dem schwingen ain
tag und ain nacht uf dem turn ligen und darnach
solcher geltstraf ledig sein.
wDie42 acht zunftmaister sollend auch sonder gut
achtung, nachfrag und kundschaft auf die jugend
haben, das sie niendert zusamenschliefend, spilen,
trinkent und ander leichtfertigkait treibend.w
Auch42 sollen die knaben und töchterlein an feir-
tagen und sonst allerzeit under der stund, so man
prediget, es sei, wann es wolle, ire mägkelen, gaißen
umblaufen, ballen, ringschlahen, auch raienspringen
underlassen; dann, wolche das übersehen, sollen all-
weg ain jeder knab oder dochter ain schilling pfening
zu buß geben.
Von wucherlichen und bösen keufen, auch andern
unzimblichen contrekten und hantierungen.43
Meniglich soll sich der bösen, ungötlichen keuf,
die wider die liebe sind und doch laider allermaist
im schein guter werk wöllen aus liebe und treu barm-
herziger weis fürgeben werden, auch alles derglei-
chen uncristlichen leichens, zinskaufens44 und ander
unzimblicher contract und sachen, wie die haimlich
oder offenlich mit wein und andern mancherlai
gattungen beschehen und furgon möchten, enthal-
ten und die furo nit mer treiben, sonder sich in sol-
chen sachen aufrecht, erbarlich, redlich, christenlich,
bruderlich und unbeschwärlich, hilflichen beweisen
v-v 1554: uns. w-w Fehlt 1554.
x-x 1554: wir. y-y 1554: ainem ratsfreund.
z-z 1554: uns.
a 1554 +: „Von hochzeiten
Nachdem bishero mit haltung der hochzeiten ain
große unmuße gebraucht worden, darumb so ha-
ben wir verordnet und wöllen, das nun hinfüro
meniglich in unser statt und obrigkeit, reich und
42 Diese Abschnitte fehlen wie im Memminger Vor-
schlag so in Konstanz.
43 Der Memminger Vorschlag (Jäger 461 f.) und Kon-
stanz (Hauß 85) haben hier nur einen kurzen Ab-
schnitt, der auch anderes (Wiedertäufer, Zauberer)
mit einbezieht. Lindau ist viel stärker beeindruckt
von Luthers Schrift „Von Kaufshandlung und
Wucher“ (1524; WA 15, 293-322 und 6, 36-60).
44 Um das mittelalterliche Zinsverbot zu umgehen und
später einen höheren Zins als etwa 5 % zu erhalten,
und erzaigen; dann, welche hieruber wider die bil-
lichait dermaßen strafpar befunden, die sollen und
werden xdie acht zunftmaister oder, so inen die sach
zu schwer und sie das an ain rat gelangen lassen wur-
den, derselb ratx an leib oder gut mit ernst strafen.
Darneben sollen auch ale hievor aufgericht ord-
nungen des furkaufs45 in allen essenden dingen hie-
mit emeuert und jederman gewarnet sein, sich vor
aigennuzigem, beschwärlichem und gemainem nutz
nachtailigem furkaufen zu verhueten bei vermei-
dung ains rats ernstlicher straf.
Und damit obgeschrieben unbruederlich, be-
schwärlich keuf, die stracks wider die liebe sind, des-
gleichen auch der furkauf in allen waren und sonder-
lich essender ding halb des stattlicher verhuet und
die ubertreter irem verwürken nach gestraft werden,
so soll ain jeder burger, inwoner und undertan diser
statt, der solich beschwärlich, aigennuzig, uncristen-
lich furkeuf und hendel gesehen oder dero in erfa-
rung komen, durch wen und wie die geuebt, burger-
maister und rat oder aufs wenigst yden acht zunft-
maisterny unverzogenlich bei burgerlichen und an-
dern aidspflichten anbringen und dieselben irem ver-
dienen nach durch zdie acht zunftmaistern oder
ainen ratz mit ernst nach gestalt und große der uber-
farnus gestraft werden.
a
Von dantzen46
Jst gesetzt und angesehen, das auf den hochzei-
tenb ainer in seinem haus wol ain himblichen dantz
arm,ire fürgenomne hochzeiten dermaßen ansehen
und ordnen sollen, das sich aller geladner anzal
auf den hochzeiten von frauen- und mansperso-
nen, frembden und haimischen uber vier tisch nit
anlaufe und zutrage bei straf vier guldin.
Desgleichen soll auch auf dem land niemands
kein schenke anrichten one ains erbarn rats er-
laubnus.“ b 1554 +: beim tag.
kaufte der Gläubiger vom Schuldner ein Grund-
stück, das dieser dann in Benützung behielt gegen
die Bezahlung des Zinses in der gewünschten Höhe -
nach heutigem Begriff ein hypothekarisch ge-
sichertes Darlehen (dagegen Luther WA 6, 51-60;
15, 321 f.).
45 Aufkauf zu monopolartigem Wiederverkauf
(Schmeller 1, 1297.- Dagegen Luther WA 15,
305 ff.).
46 Fehlt im Memminger Vorschlag und bei Konstanz.
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