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Wolgast, Eike [Hrsg.]; Seebaß, Gottfried [Hrsg.]; Heidelberger Akademie der Wissenschaften [Hrsg.]; Kirchenrechtliches Institut der Evangelischen Kirche in Deutschland [Hrsg.]; Sehling, Emil [Begr.]
Die evangelischen Kirchenordnungen des XVI. Jahrhunderts (12. Band = Bayern, 2. Teil): Schwaben: Reichsstädte Augsburg, Dinkelsbühl, Donauwörth, Kaufbeuren, Kempten, Lindau, Memmingen, Nördlingen, Grafschaft Oettingen-Oettingen — Tübingen: J.C.B. Mohr (Paul Siebeck), 1963

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https://doi.org/10.11588/diglit.30628#0213
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Zuchtordnung von 1533

Das niemand sdie zunftmaister noch,
wer das bös angibts, belaidigen soll68.
Und ob taber etwan die zunftmaister oder anderet
von wegen, das sie gestraft oder angeben werend, mit
worten oder mit werken belaidigen, sie verräter oder
mit andern schmachnamen nennen wurd, der soll
udurch die zunftmaister dem täglichen rat angeben
undu dann je nach gestalt der sachen und personen
hertighch gestraft werden.
v
Beschluß69.
Dis sind die ordnungen, gepot und statuten, die
wir zu ausreitung des bösen und zu pflanzung dar-
gegen cristenlicher erberkait gueter mainung habend
angesehen, gesetzt und gemacht, und bittend, er-
manend und bevelchen hierauf bemelten zunftmai-
stern, wer die je zu zeiten sein werden, mit höchstem
vleis und beger, das si in disem irem bevelch und
ampt ain cristenlichen ernst gebrauchen, ir getreues
und vleißigs aufsehen haben und sich dermaßen
haben wöllend, wie si vor Got und Christo Jesu irem
richter, des diener und schaffner sie dis orts sind, in
der rechnung irer pflegschaft, die sie im geben
muessend, desgleichen gegen uns, die allen last und
vertrauen diser sachen in si setzen, zue bestem ge-
trauend und begerend, das auch wir und meniglich
spuren und inen mit lob verjehen mögend, das sie
Got und sein ehr vor augen habend, zu cristlicher
zucht und erbarn wesen ain gunst und liebe tragend
und inen, was bös und unrecht ist, mit warhait mis-
fallen lassend.
Uber das wellend wir euch auch, alle unsere bur-
gere, inwonere, undertanen und verwante hiemit

s-s 1554: die, so das bös angeben.
t-t 1554: etwar die, so das bös angeben.
u-u Fehlt 1554.
v 1554 +: Daß niemands wider die zucht-
ordnung reden soll.
Würde sich jemands understen, dise ordnung,
in welchen puncten oder articul das wäre, zu ver-
68 Nach Jäger 479 und Hauß 101f., die aber beide
„Zuchtherren“ haben.

ernstlicher und herzlicher flechung vermanet haben,
empsig zu betrachten, das (wie unser ampt ist, nit
aigne, besonder Gottes und euer sachen mit gemai-
nem nutz ze handlen) also euch als undertonen von
Gott und recht ist aufgelegt und gepoten, nit eurs
selbs willens zu sein, besonder uns (vorab, dieweil
wir allain nach dem wilen Gottes und in seinen
wegen euch ze laiten begeren) nachzefolgen und ge-
horsam zu laisten: dann one gehorsam volg der un-
dern kain gesatz des obern, das seie, wie gut das
welle, nichts fruchtbars ausrichten mag. So ir aber
nit von scheuhen wegen der strafen (welches ain zu-
gehör der bösen ist), besonder us liebe zum guten
und, das ir wissend Cristo, unserm Got und Herren,
damit wolgefellig dienst ze tun, des argen absten,
guts verhandlend und cristhche frucht aus unge-
ferbtem glauben und mit göttlicher lieb, die aller
dingen ledig ist, wurkend, so wirt euch aller obgezel-
ter strafen keine begegnen und darbei gewißlichen
beschehen, das der gerecht Got im himel, so er
gleichwol von unser sunden wegen seinen zorn jetzo
furgefaßt hat, uns allen widerumb versönt und den
segen aller gnaden geben, der christenlich nam auch,
des wir uns als ainer höchsten eere beruemend, in
uns nit gelestert, besonders vilen menschen ursach
gegeben wirt, das göttlich wort und gnadreich evan-
gelium auch zu gelieben, zu welhem uns allen der
barmherzig Got Vater seinen hailigen Gaist durch
Christum, seinen ewigen Son, unsern Erlöser, ver-
leihen welle. Amen.
Publiciert und offentlich verkundt am sontag der
herrn vaßnacht, der do wwas der 23. tag Februari
anno [ 15] 33.
Zum andern mal offentlich verkundt, sontags 6. Juli
anno [15]33w.

achten, die verklainern, verlachen, verspotten
oder sonst schimpfliche reden, vor frembden oder
haimischen darwider ausziehen, dieselben sollen
als verächter der obrigkeit und irer gesetzen ernst-
licher dann die übertreter der ordnung gestraft
werden. Darnach wiß sich ain jeder zu richten.
w-w 1554; der 4. tag Februarii anno [15]54.
69 Nach Jäger 480 und Hauß 102f., die beide wieder
„Zuchtherren“ haben.

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