VI 2. Bekanntmachungen zur Einschärfung der Zuchtordnung
(Lasterstraf) 1539.
[a)] In zinften und in der kirchen
also verlesen.
Wiewol ain erber rat diser statt Lindaw guter
hoffnung gewesen ist und sich versehen, das hailig
wort Gottes, so jetzt vil jar her getreulich verkundt
worden, sollte bei iren burgern, undertanen und
verwandten nit allain sovil gewirkt und in iren her-
zen gefruchtet, das meniglich sich zu der predig göt-
lichs worts und mit den cristlichen versamblungen
die hailigen sacrament nach der insatzung Cristi
Jesu unsers Herren zu empfahen und sich also der
woltat und genaden, so der Allmechtig etwa in den
versamblungen seines volks mer dann sonst von ime
erscheinen laßt, tailhaftig zu werden, geflissen, son-
der auch ain jeder seinen wandel und leben also
christenlich und gotsalig geschickt haben, das doch
ain fleiß und ernst zu der gotsäligkait und allem
christenlich tun und, das jederman zu cristenlicher
und burgerlicher ainhelligkait genaigt wäre, gespurt
hett mugen werden,
so gelangt doch ain erbarn rat an, das noch under
den iren ethche gefunden werden, die gar wenig
oder villicht etliche gar nimmer zu der predig göt-
lichs worts und den cristenlichen versamblungen
komen, auch ire weib, kinder und dienst1 darvon
abhalten oder doch nit darzu ziehen und furdern,
desgleichen, das etliche, die gleichwol zu der predig
komen, doch mit der cristenlichen gemaind nit tail
nemen von des Herren tisch, so doch des Herren
hailigs nachtmal nach der waren insatzung sein, des
Herren Cristi, gehalten wirdet, darwider si nichts
aufbringen mugen.
Dieweil nun soliches alles nit alain ain ungehor-
sam gegen dem allerhöchsten Got, sonder auch der
kirchen und gemaind verachtlich und ergerlich sein
Druckvorlage: Original (Reinschrift auf Papier
[im Anhang zur Zuchtordnung von 1533 (f. 24ff.)]. —
Lindau Stadtarchiv 51. 13). - Vgl. oben S. 183!
1 = Diener, Dienstboten (Lexer 1, 426. — Grimm 1,
1117).
will und dann meniglich Got zu gehorsamen pflich-
tig, auch on zweifel niemands ist, der sich selbs also
übernemen, das er die gemaind und kirchen, in die
er doch auch gehört, dermaßen verachten, das er
sich nit gern in dem, das christlich wol getan ist, aufs
allerbest mit ir vergleichen wöllte, hierumb und
demnach so vermanet ain erber rat all und jed ire
burger, inwoner, undertonen und verwandten, das
si sich nit alain selbsten zum maisten und pesten, als
inen muglich, zu der verkündung des worts Gottes,
auch gebrauch und tailnemung der hailigen sacra-
menten und cristenlichen versamblungen hinfuro
befleißen, sonder auch ire weib, kind und gesind
darzu getreulich ziehen, anhalten und furdern, also
sich in dem und sonsten mit erberm cristenlichen
wandel und leben dermaßen halten und erzaigen
wöllet, das ain jeder fur ain cristenlich, rechts mit-
glid des leibs Cristi und der gemaind Gottes, auch
liebhaber burgerlicher ainhelligkait erfunden und
erkennt werde und sich selbst und die seinen nit
verkurze und am ewigen verhindere.
Des will sich ain erber rat bei meniglich väterlich
getrösten und versehen; dann, ob hieruber noch
leut befunden, wolche die gemaind Gottes und dise
väterlich vermanung also verachten, das si an sonn-
tägen und feirtägen nit zu dem wort Gottes komen,
sonder gevarlich2 und beharrlich darvon beleiben,
desgleichen die iren darvon abhalten oder nit darzu
furdern und ziehen, dieselben wurden, wa sollichs
erfaren, darumb gestraft werden, wie sich gepurt.
Es ist auch vormals verpoten, das niemands an
den sonntagen und feirtagen under den predigen
essen, trinken, spilen, spaciern gon oder auf den
pletzen ston sole. Das ist den zunftmaistern jetzt
widerumb von neuem zu handhaben und dem acht-
zugeben bevolhen.
2 = hinterlistiger Weise, in böser Absicht (Lexer 1,
957. - Schmeller 1, 741. - Grimm 4 1 1, 2082).
198
(Lasterstraf) 1539.
[a)] In zinften und in der kirchen
also verlesen.
Wiewol ain erber rat diser statt Lindaw guter
hoffnung gewesen ist und sich versehen, das hailig
wort Gottes, so jetzt vil jar her getreulich verkundt
worden, sollte bei iren burgern, undertanen und
verwandten nit allain sovil gewirkt und in iren her-
zen gefruchtet, das meniglich sich zu der predig göt-
lichs worts und mit den cristlichen versamblungen
die hailigen sacrament nach der insatzung Cristi
Jesu unsers Herren zu empfahen und sich also der
woltat und genaden, so der Allmechtig etwa in den
versamblungen seines volks mer dann sonst von ime
erscheinen laßt, tailhaftig zu werden, geflissen, son-
der auch ain jeder seinen wandel und leben also
christenlich und gotsalig geschickt haben, das doch
ain fleiß und ernst zu der gotsäligkait und allem
christenlich tun und, das jederman zu cristenlicher
und burgerlicher ainhelligkait genaigt wäre, gespurt
hett mugen werden,
so gelangt doch ain erbarn rat an, das noch under
den iren ethche gefunden werden, die gar wenig
oder villicht etliche gar nimmer zu der predig göt-
lichs worts und den cristenlichen versamblungen
komen, auch ire weib, kinder und dienst1 darvon
abhalten oder doch nit darzu ziehen und furdern,
desgleichen, das etliche, die gleichwol zu der predig
komen, doch mit der cristenlichen gemaind nit tail
nemen von des Herren tisch, so doch des Herren
hailigs nachtmal nach der waren insatzung sein, des
Herren Cristi, gehalten wirdet, darwider si nichts
aufbringen mugen.
Dieweil nun soliches alles nit alain ain ungehor-
sam gegen dem allerhöchsten Got, sonder auch der
kirchen und gemaind verachtlich und ergerlich sein
Druckvorlage: Original (Reinschrift auf Papier
[im Anhang zur Zuchtordnung von 1533 (f. 24ff.)]. —
Lindau Stadtarchiv 51. 13). - Vgl. oben S. 183!
1 = Diener, Dienstboten (Lexer 1, 426. — Grimm 1,
1117).
will und dann meniglich Got zu gehorsamen pflich-
tig, auch on zweifel niemands ist, der sich selbs also
übernemen, das er die gemaind und kirchen, in die
er doch auch gehört, dermaßen verachten, das er
sich nit gern in dem, das christlich wol getan ist, aufs
allerbest mit ir vergleichen wöllte, hierumb und
demnach so vermanet ain erber rat all und jed ire
burger, inwoner, undertonen und verwandten, das
si sich nit alain selbsten zum maisten und pesten, als
inen muglich, zu der verkündung des worts Gottes,
auch gebrauch und tailnemung der hailigen sacra-
menten und cristenlichen versamblungen hinfuro
befleißen, sonder auch ire weib, kind und gesind
darzu getreulich ziehen, anhalten und furdern, also
sich in dem und sonsten mit erberm cristenlichen
wandel und leben dermaßen halten und erzaigen
wöllet, das ain jeder fur ain cristenlich, rechts mit-
glid des leibs Cristi und der gemaind Gottes, auch
liebhaber burgerlicher ainhelligkait erfunden und
erkennt werde und sich selbst und die seinen nit
verkurze und am ewigen verhindere.
Des will sich ain erber rat bei meniglich väterlich
getrösten und versehen; dann, ob hieruber noch
leut befunden, wolche die gemaind Gottes und dise
väterlich vermanung also verachten, das si an sonn-
tägen und feirtägen nit zu dem wort Gottes komen,
sonder gevarlich2 und beharrlich darvon beleiben,
desgleichen die iren darvon abhalten oder nit darzu
furdern und ziehen, dieselben wurden, wa sollichs
erfaren, darumb gestraft werden, wie sich gepurt.
Es ist auch vormals verpoten, das niemands an
den sonntagen und feirtagen under den predigen
essen, trinken, spilen, spaciern gon oder auf den
pletzen ston sole. Das ist den zunftmaistern jetzt
widerumb von neuem zu handhaben und dem acht-
zugeben bevolhen.
2 = hinterlistiger Weise, in böser Absicht (Lexer 1,
957. - Schmeller 1, 741. - Grimm 4 1 1, 2082).
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