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Wolgast, Eike [Hrsg.]; Seebaß, Gottfried [Hrsg.]; Heidelberger Akademie der Wissenschaften [Hrsg.]; Kirchenrechtliches Institut der Evangelischen Kirche in Deutschland [Hrsg.]; Sehling, Emil [Begr.]
Die evangelischen Kirchenordnungen des XVI. Jahrhunderts (12. Band = Bayern, 2. Teil): Schwaben: Reichsstädte Augsburg, Dinkelsbühl, Donauwörth, Kaufbeuren, Kempten, Lindau, Memmingen, Nördlingen, Grafschaft Oettingen-Oettingen — Tübingen: J.C.B. Mohr (Paul Siebeck), 1963

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https://doi.org/10.11588/diglit.30628#0219
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VI 4. Agenda, Das ist, / Ordnunge /
wie es mit den Ce- / remonien vnnd anderm, in der /
Pfarrkirchen zu Lindaw am / Bodensee gehalten wird. / 1573.
a
Forma des taufs.

Vermanung an die gevattern1.
Liebe freund in Christo! Wir hören alle tag aus
Gottes wort, erfahrens auch baide an unserm leben
und sterben, das wir von Adam her allesampt in
sünden empfangen und geboren werden, darinnen
wir denn unter Gottes zorn in ewigkait verdampt
und verloren sein müsten, wo uns nicht durch den
eingebornen Son Gottes, unsern lieben Herren Je-
sum Christum, daraus geholfen were.
Weil denn dises gegenwertige kindlin in seiner na-
tur mit gleicher sünden in maßen wie wir auch ver-
giftet und verunreiniget ist, derwegen es auch des
ewigen tods und verdamnus sein und bleiben müste,
und aber Gott, der vater aller gnad und barmherzig-
keit, seinen Son Christum der ganzen welt und also
demnach auch den kindlein nichts wenigers denn
den alten verheißen und gesand hat, welcher auch
der ganzen welt sünde getragen und die armen kind-
hn nicht wenigers sonder gleich sowol als die alten
Druckvorlage: Originaldruck (14 Bogen, Klein-
oktav; NLA 121. 12°). Hier fehlt das erste Blatt mit
dem Titel. Diesen gebe ich nach dem Exemplar der
Herzog-Wolfgang-Bibliothek in Wolfenbüttel (1242.
16. Theol.). Daneben wurde benützt die handschrift-
lich erhaltene „Agenda für die Kirche zu Lyndow ge-
stellt. 1555“ (Original, Papier, 40, 30 Blätter, 2. und
60. Seite leer; Lindau Stadtarchiv 67/1). Soweit sie
einigermaßen Bedeutung haben, vermerke ich Ab-
weichungen dieser Handschrift vom Druck. — Für die
Taufe liegt ein viel gebrauchtes handschriftliches Buch
von der Hand Neckers vom 1. April 1555 beim Landes-
kirchlichen Archiv in Nürnberg. - Für den Teil für
Reutin gibt es (unten S. 218ff.) eine handschriftliche
Agende vom 15. März 1562 durch Georg Necker
(Lindau, Stadtarchiv 67/1). - Vgl. oben S. 185!
a 1555 hat hier zunächst folgende Einleitung:
Nachdem durch göttliche gnad und hilf das
1 Aus der Kirchenordnung Herzog Heinrichs 1539
(Sehling 1, 266). - Aber der Umstand, daß dieses
Stück und dann noch einmal die Bestätigung der
Nottaufe dorther stammt, berechtigt noch nicht zu
der Behauptung (Richter 2, 353), daß die ganze

von sünden, tod und verdamnus erlöst und selig
gemacht hat und befolhen, man sol sie zu im brin-
gen, das sie gesegnet werden, die er auch aufs aller
gnediglichst annimbt und inen das himelreich ver-
haist,
derhalben, so wöllet aus christlicher liebe dises
gegenwertigen kindlins gegen Gott dem Herren
euch mit ernst auch annemen, dasselbige dem Her-
ren Christo fürtragen umb vergebung der sünden und,
das es ins reich der gnaden und seligkeit aufgenom-
men werden möge, fürbitten helfen ungezweifelter
zuversicht, unser lieber Herr Jesus Christus werde
solches werk der liebe, gegen dem armen kindlin er-
zaigt, in allen gnaden von euch annemen und euer
gebet auch gewißlich erhören, seitemal er, die kind-
hn zu im zu bringen, selbst befolhen, und sie in sein
reich aufzunemen, verheißen hat.
Laßt uns derhalben miteinander beten!2
Almechtiger, ewiger Gott, der du hast durch den
laidige bapstum und interim aus unser kirchen
alhie zu Lyndow widerumb ausgereut und aus-
gefegt, dagegen aber raine ler des hailigen evan-
gelii lauts der augspurgischen confession und
apologia, anno 1530 der kön[iglichen] kai[ser-
lichen] maj[estät] von den sächsischen chur- und
fürsten überantwort, gepflanzt, auch rechter der
hailigen sacramenten geprauch angericht und,
was mer zur haushaltung der kirchen notwendig,
christenlich soll versehen und ins werk gepracht
werden,
derhalben soll es fürthin nach gelegenhait un-
ser kirchen und, damit wir uns mit andern unser
confession zugeton und verwandten, so vil müg-
lich in den substantialibus vergleichen, mit tau-
fen, nachtmal halten, ehe einsegnen, catechismo
etc. auf nachvolgende form und weis gehalten
werden.
Taufordnung Lindaus bis auf den Exorzismus von
dort entnommen sei.
2 Das in zahlreiche Kirchenordnungen eingegangene
„Sintflutgebet“ aus Luthers Taufbüchlein ver-
deutscht (1523) (WA 12, 43f. - Rietschel 564).

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