Evangelische Kirchenordnungen des XVI. Jahrhunderts

Lindau

sündfluß nach deinem strengen gericht die ungläu-
bige welt verdampt und den gläubigen Noë selbacht
nach deiner großen barmherzigkait erhalten und den
verstockten Pharao mit allen seinen im Roten Meer
ertrenkt und dein volk Israel trucken durchhin ge-
füret, damit dis bad deines hailigen taufs zukünftig
bezaichnet und durch den tauf deines lieben kinds,
unsers Herren Jesu Christi den Jordan und alle
wasser zum seligen sündfluß und reichlicher ab-
weschunge der sünden gehailiget und eingesetzt. Wir
bitten durch dieselbe deine grundlose güte und barm-
herzigkeit, du wöllest dises kind gnediglich ansehen
und mit rechtem glauben im gaist beseligen, das
durch diesen hailsamen sündfluß an im ertrink und
untergehe alles, was im von Adam angeboren ist
bund er selbs darzu getan hatb und es aus der un-
gleubigen zal gesündert in der hailigen archa der
christenheit trucken und sicher behalten, allezeit
brünstig im Gaist, frölich in hoffnung deinem na-
men diene, auf das es mit allen gleubigen deiner ver-
heißung ewigs leben zu erlangen würdig werde,
durch Jesum Christum unsern Herren. Amen.
Auf das wir aber wissen, das wir die kindlein tau-
fen sollen und sie auch ins reich Christi gehören, so
höret das hailig evangelion, Marci am 10. [13-16]:
Zu der zeit brachten sie kindlin zu Jesu, das er
sie anrürete. Die jünger aber fuhren die an, die sie
trugen. Da es aber Jesus sahe, ward er unwillig und
sprach zu inen: Lasset die kindlin zu mir kommen
und wehret inen nicht; denn solcher ist das reich
Gotes! Warlich, ich sage euch, wer das reich Gottes
nicht empfaht als ein kindlin, der wirt nicht hin-
einkommen, und herzet sie und leget die hend auf
sie und segnet sie.
Dieweil uns aber der Herr Christus bevolhen, im
namen des Vaters und des Sons und des Heiligen
Geistes zu taufen, so wöllen wir mit einandern be-
kennen3 die artikel unsers christlichen glaubens,
darauf auch dis kindlin sol getauft werden. Die lau-
ten also:

b-b Fehlt 1555. c-c 1555: seines himlischen.
d 1555: + zum gevattern.
3 Wie im allgemeinen im schweizerisch beeinflußten
Raum statt der im lutherischen Bereich üblichen

Ich glaub an Gott Vater, den allmechtigen, schöp
fer himels und der erden,
und an Jesum Christum, seinen eingepornen Son,
unsern Herren, der empfangen ist vom Hailigen
Gaist, geboren aus Maria der jungfrauen, gelitten
unter Pontio Pilato, gecreuziget, gestorben und be-
graben, abgefaren zu der hellen, am dritten tag
wider auferstanden von den toten, aufgefaren gen
himel. Da sitzt er zur rechten hand Gottes cdes all-
mechtigenc Vaters, von dannen er kommen wird, zu
richten die lebendigen und die toten.
Ich glaub an den Haiflgen Gaist, eine hailige
christliche kirchen, die gmeinschaft der hailigen,
vergebung der sünd, auferstehung des flaisches und
ein ewigs leben. Amen.
Last uns auch alle miteinander beten
das hailige Vater unser!
Unser Vater, der du bist im himel! Gehailiget
werd dein name! Zukomme dein reich! Dein wille ge-
schehe hie auf erden wie im himel! Unser teglich
brot gib uns heut und vergib uns unsere schuld, als
wir vergeben unseren schuldigern, und fuere uns nicht
in versuchung, sunder erlöse uns von dem übel;
denn dein ist das reich und die kraft und die herlig-
kait in ewigkeit. Amen.
So man dem kirchendiener das kindlin bei dem
taufstain in die hende gegeben, spricht er.d
Kirchendiener: Wollt ir, das dies kindlin mit dem
tauf unsers Herren Jesu Christi getauft werde? So
sprecht: Ja!
Gevattren: Ja
Kirchendiener. So nennet das kind mit namen!
Gevatren: N.
Alsdann begieße der kirchendiener das kindlin
dreimal mit wasser auf das haupt, und im begießen
spreche er:
N., ich taufe dich im namen des Vaters und des Sons
und des Haiflgen Gaists. Amen.
eDarauf, weil er den gevattern das kindlin gibte,
spricht er disen segen:
e-e 1555 : Nach geschechner tauf, weil er das kind den
gevattern auf die arme gipt,
Fragen nach dem Glauben (vgl. etwa Augsburg, un-
sere Nr. I 10 S. 78!).

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