VII 3. Zuchtordnung von 1532.
Inhaltsübersicht:
Seite
[Einleitung] 247
Von kirchenpflegern 247
Von kirchenstraf der laster, dem ausschiie- 248
ßen und versonung der widerkommenden
Von versonung und von ausschließung von 250
der kirchen [bes. in Wiederholungsfällen]
[Aufsicht über die Prediger und Kirchen- 252
pfleger]
[Beschluß] 252
Von den zuchthern und irem ampt 252
Von der heiligen ehe 253
Von ordnung der zucht- und sittenstraf 254
Beschluß 255
Wir burgermaister, rat und gemaind der statt
Memingen embieten allen und jeden unsern bur-
gern, undertanen, verwandten und einsessen gnad
von Got, unsern freuntlichen willen und gunstlichen
grues.
[Einleitung:1]
Der Sun Gottes Christus Jesus ansagt denjenen
wee und ungnad Gottes, durch welche schand und
ergernus beschehend. So ist großer laster und anstöß
nit klaine ursach, wann die oberkait, die zu straf
der pösen und, daz die gueten bei frid und ruen be-
leiben mögend, ist aufgesetzt, schlaferig ob den
lastern halt und die onunderlassig nit auspand.
Dann, ob man gleichwol mit hochstem vleis den
lastern wert, wirt dannocht nit beschehen, daz kain
laster seien; hat aber die oberkait ain ersamen,
ernst und unvortailige dapferkait in straf des ubels,
so laistet si Got iren schuldigen dienst und schaffet
ir selbs ain freuntholde, eererbietliche forcht bei den
undertanen und den burgern lieb und ainherzigkait
gegenainandern, das die pest stattmaur ist. Her-
widerumb, obs in straf der lastern hinlessig ist und
Druckvorlage: Reinschrift auf Pergament (Ori-
ginal; 32, 5: 27 cm; 24 Blätter [1r mit Aufschrift: 1532;
1v, 21v, 23v, 24 leer], -München Allgemeines Staats-
archiv, Ahteilung I, Reichsstadt Memmingen, Lit.
Nr. 10/3). - Eine gleichzeitige Abschrift mit gelegent-
lich besserem Text, der dann mit aufgenommen wurde,
beim Stadtarchiv Memmingen (Papier, Folio, 13
schillet, so geschicht gewißflch, das die laster ne-
mend uberhand und man ab dem posen kain scheuen
hat. Darzue in gemainen prauch komet unachtung
gottlicher gebot und eern, auch ungerechte regie-
rung der obern, ungehorsamer frefel der undern und,
das ain ieglicher dem anderen seins schadens nit nur
nit vor ist, besonders mer den suecht und aignen
nutz mit anderer nachtail handelt, dardurch dann
der zorn Gotes angeraizt und letstlich der sunder in
sein sunden mitsambt denjenen, die den sunden
sunst genaigt, nit gewert habend, mit schwerer ruet
gestraft wird.
So nu wir auch sind ain obrigkait, so wellen wir
Got und seinem Christo zu eern und dienstbarkait,
auch von oberkaitlicher schulden wegen, sovil uns
aus gnaden Gottes wirt muglich sein, den sunden
weren und die laster ernstlich bei uns selbs und dar-
nach bei den unsern in unser oberkait verbannen.
Dieweil aber vil weger2 ist, in laster nit fallen, dan
begwonte verlassen, so gedenken auch wir, das nut-
zer sei und pesser, den lastern vorzusein, auch die,
sobald sie wurzlen wellen, zufürkomen3, das sie aus-
prechen oder zu fruchten wachsen nit megend, und
nit warten, das mans, sos beschehend, strafen
muesse.
Von kirchenpflegern.
Wir wissen, das war ist, das die kirch und gmaind
Gottes nit zu richten ist nach dem eußerlichen
schein, sondern vilmer nach der innerlichen warhait,
den gnaden und gaben des Hailigen Gaists. Dan-
nocht hat sie iren eußerlichen schmuck und zierde
als ain praut Christi, damit sie iren preutigam zu ern
vor der welt ain erbern und besserlichen wandl vor-
hat, welche zierde furnemblich besteet in besten-
diger ordnung und gotseliger haushaltung, so be-
schicht durchs wort der predig, den hailigen tauf,
des Herren nachtmal und die schlusl, so der gmaind
Blätter. - Nr. 342, 4). - Druck: Dobel 5, 52-60 (teil-
weise). - Vgl. oben S. 229!
1 Nach der Konstanzer Ordnung (Hauß 77f.).
2 Steigerung von wäge = gut (Schmeller 2, 869f. -
Grimm 13, 337ff.).
3 = ihnen zuvorkommen, sie verhindern (Schmeller
1, 1248).
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[Einleitung] 247
Von kirchenpflegern 247
Von kirchenstraf der laster, dem ausschiie- 248
ßen und versonung der widerkommenden
Von versonung und von ausschließung von 250
der kirchen [bes. in Wiederholungsfällen]
[Aufsicht über die Prediger und Kirchen- 252
pfleger]
[Beschluß] 252
Von den zuchthern und irem ampt 252
Von der heiligen ehe 253
Von ordnung der zucht- und sittenstraf 254
Beschluß 255
Wir burgermaister, rat und gemaind der statt
Memingen embieten allen und jeden unsern bur-
gern, undertanen, verwandten und einsessen gnad
von Got, unsern freuntlichen willen und gunstlichen
grues.
[Einleitung:1]
Der Sun Gottes Christus Jesus ansagt denjenen
wee und ungnad Gottes, durch welche schand und
ergernus beschehend. So ist großer laster und anstöß
nit klaine ursach, wann die oberkait, die zu straf
der pösen und, daz die gueten bei frid und ruen be-
leiben mögend, ist aufgesetzt, schlaferig ob den
lastern halt und die onunderlassig nit auspand.
Dann, ob man gleichwol mit hochstem vleis den
lastern wert, wirt dannocht nit beschehen, daz kain
laster seien; hat aber die oberkait ain ersamen,
ernst und unvortailige dapferkait in straf des ubels,
so laistet si Got iren schuldigen dienst und schaffet
ir selbs ain freuntholde, eererbietliche forcht bei den
undertanen und den burgern lieb und ainherzigkait
gegenainandern, das die pest stattmaur ist. Her-
widerumb, obs in straf der lastern hinlessig ist und
Druckvorlage: Reinschrift auf Pergament (Ori-
ginal; 32, 5: 27 cm; 24 Blätter [1r mit Aufschrift: 1532;
1v, 21v, 23v, 24 leer], -München Allgemeines Staats-
archiv, Ahteilung I, Reichsstadt Memmingen, Lit.
Nr. 10/3). - Eine gleichzeitige Abschrift mit gelegent-
lich besserem Text, der dann mit aufgenommen wurde,
beim Stadtarchiv Memmingen (Papier, Folio, 13
schillet, so geschicht gewißflch, das die laster ne-
mend uberhand und man ab dem posen kain scheuen
hat. Darzue in gemainen prauch komet unachtung
gottlicher gebot und eern, auch ungerechte regie-
rung der obern, ungehorsamer frefel der undern und,
das ain ieglicher dem anderen seins schadens nit nur
nit vor ist, besonders mer den suecht und aignen
nutz mit anderer nachtail handelt, dardurch dann
der zorn Gotes angeraizt und letstlich der sunder in
sein sunden mitsambt denjenen, die den sunden
sunst genaigt, nit gewert habend, mit schwerer ruet
gestraft wird.
So nu wir auch sind ain obrigkait, so wellen wir
Got und seinem Christo zu eern und dienstbarkait,
auch von oberkaitlicher schulden wegen, sovil uns
aus gnaden Gottes wirt muglich sein, den sunden
weren und die laster ernstlich bei uns selbs und dar-
nach bei den unsern in unser oberkait verbannen.
Dieweil aber vil weger2 ist, in laster nit fallen, dan
begwonte verlassen, so gedenken auch wir, das nut-
zer sei und pesser, den lastern vorzusein, auch die,
sobald sie wurzlen wellen, zufürkomen3, das sie aus-
prechen oder zu fruchten wachsen nit megend, und
nit warten, das mans, sos beschehend, strafen
muesse.
Von kirchenpflegern.
Wir wissen, das war ist, das die kirch und gmaind
Gottes nit zu richten ist nach dem eußerlichen
schein, sondern vilmer nach der innerlichen warhait,
den gnaden und gaben des Hailigen Gaists. Dan-
nocht hat sie iren eußerlichen schmuck und zierde
als ain praut Christi, damit sie iren preutigam zu ern
vor der welt ain erbern und besserlichen wandl vor-
hat, welche zierde furnemblich besteet in besten-
diger ordnung und gotseliger haushaltung, so be-
schicht durchs wort der predig, den hailigen tauf,
des Herren nachtmal und die schlusl, so der gmaind
Blätter. - Nr. 342, 4). - Druck: Dobel 5, 52-60 (teil-
weise). - Vgl. oben S. 229!
1 Nach der Konstanzer Ordnung (Hauß 77f.).
2 Steigerung von wäge = gut (Schmeller 2, 869f. -
Grimm 13, 337ff.).
3 = ihnen zuvorkommen, sie verhindern (Schmeller
1, 1248).
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