Memmingen
wandten ein böses exempel gebe, so sollen die andern
in im gehaim brüederlich und fraindlich erinnern,
das er abstande, die ergernus vermeide, dem haili-
gem wort Gottes und seinem ampt kain schandflek-
ken anhenke. Da er sich aber an soliche brüederlich
vermanung nit keren wurde, soll soliches an ainen
ersamen rat gelangen, damit billiche und nötige für-
sechung an die hand genommen werde.
Doch, wa der oberzeltermaßen ausgeschlossnen ei-
ner in leibs schwachhait und tödliche krankhait fiele,
so soll im christlicher trost und, wa er neben seiner
reu und zusagen der besserung des hailigen abent-
mals begerte, solichs in beisein cristgleübiger per-
sonen nit abgeschlagen noch vorgehalten28 werden.
II. Gleiche ordnung soll auch in den pfarren auf
dem land gehalten werden und dem pfarrherr in
jedem flecken zugelassen sein, in disen und obgehör-
ten fällen, hierzu umb mehrer zeugnus wilen ain
oder zwen der amptleüten, wie ine, pfarrherr, für
gut und not ansicht, zu erfordern und zu nemen und,
weliche amptleüt also zu solichem erfordert werden,
die sollen auch zu erscheinen und der sachen beizu-
wohnen, schuldig sein.
III. Were denn einer von der oberkait umb offent-
licher und ergerlicher sünden wilen gestraft und
also seine mißhandiung hruchtbarh worden, auch
derohalben mit der kierchen noch nit versönet, soll
derselbige, ehe er zum hailigen abentmal geet, zwen
ungefarlichen christliche, ehrliche männer erbitten
und mit denselben vor dem kirchendiener in der
stat oder pfarrherren uf dem land erscheinen, seinen
fal beklagen, besserung zuosagen und also zur ge-
meinschaft gelassen werden. Welcher aber dise ord-
nung nit hielte, fräventlich und vermessen hinzu-
gienge, mag und soll vor der ganzen gemaind ab-
gestellet und von ainem ersamen rat darumb
abgesechen werden.
IV. Zum vierten: Würdet einer oder eine in der
stat oder auf dem land sein kind oder mer in das
So nach II; Vorlage hat „unachtbar“.
28 — vorenthalten. - Vorhalten = verhalten = zurück-
halten (Schmeller 1, 1102).
29 Kirchenvater, † 430 in Nordafrika.
30 Nicht bekannt. Die folgende Feiertagsordnung ent-
spricht im allgemeinen der von Württemberg 1553
(Hauß 78f. - Richter 2, 139), läßt aber den Oster-
babstum allain umb zeitlichem genieß willen mit
seinem aignen zutun verheuraten, dieweil solches
aine sünd wider die erste tafel göttlicher geboten
und ain abtretung von unser allain christlichen und
seligmachenden religion, darvor die prediger getreu-
lich, wa es der anlaß gibt, warnen und vil exempla
die gefar deren zu erkennen geben, das sie namblich
wider ir gewissen zu papistischen cerimonien etc.
gezwungen werden, kan ain ersamer rat den predi-
gern und kirchendienern (denen sie kains wegs in
irem göttlichen ampt eingreifen sollen) auch nit ab-
schlagen, das sie denjenigen oder -jenige, bis er mit
demuetiger bekanntnus sich erzaiget, vom hailigen
abentmal eine zeitlang abhalten.
Von dem feirtagen.
Es wissen alle verstendige christen, das vile der
feirtägen im babstum zu schweren, gefarlichen miß-
brauch geraten in dem, das sie zu viler abgötterei
und aberglauben ursach und anlas geben und von
dem maisten tail zu fressen, saufen und anderer
üppigkait seind angewendet worden, wie auch der
hailig Augustinus29 zu seinen zeiten klegt. Nun ist
es aber nutzlich und nötig, das die historien Christi
und seiner aposteln bekannt, damit man wisse, was
ir lehre, bekantnus, leben, lauf, wandel, tugenden,
gedult und end gewesen seie, darumb ain ersamer
rat bevilcht (wie hiefor darvon ain besonder man-
dat30 verkündet), das zusambt den sontägen
die festen Christi, als
der tag seiner Geburt [25. Dez.],
item der tag seiner beschneidung, das ist das
Neujar [1. Jan.],
item seiner Offenbarung31, das ist der hailigen
drei konig tag [6. Jan.],
item das vest seiner Himelfart,
item Mariae Verkündigung [25. März], und
der tag Mariae rainigung, das ist der Liechtmeß-
tag, [2. Febr.],
montag und den Pfingstmontag aus sowie den als
Marias Heimsuchung begangenen Tag Marias Him-
melfahrt (15. Aug.). - Vgl. auch die Ordnung von
1528 (Unsere Nr. VII 1 S. 235 f.).
= Epiphanias.
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wandten ein böses exempel gebe, so sollen die andern
in im gehaim brüederlich und fraindlich erinnern,
das er abstande, die ergernus vermeide, dem haili-
gem wort Gottes und seinem ampt kain schandflek-
ken anhenke. Da er sich aber an soliche brüederlich
vermanung nit keren wurde, soll soliches an ainen
ersamen rat gelangen, damit billiche und nötige für-
sechung an die hand genommen werde.
Doch, wa der oberzeltermaßen ausgeschlossnen ei-
ner in leibs schwachhait und tödliche krankhait fiele,
so soll im christlicher trost und, wa er neben seiner
reu und zusagen der besserung des hailigen abent-
mals begerte, solichs in beisein cristgleübiger per-
sonen nit abgeschlagen noch vorgehalten28 werden.
II. Gleiche ordnung soll auch in den pfarren auf
dem land gehalten werden und dem pfarrherr in
jedem flecken zugelassen sein, in disen und obgehör-
ten fällen, hierzu umb mehrer zeugnus wilen ain
oder zwen der amptleüten, wie ine, pfarrherr, für
gut und not ansicht, zu erfordern und zu nemen und,
weliche amptleüt also zu solichem erfordert werden,
die sollen auch zu erscheinen und der sachen beizu-
wohnen, schuldig sein.
III. Were denn einer von der oberkait umb offent-
licher und ergerlicher sünden wilen gestraft und
also seine mißhandiung hruchtbarh worden, auch
derohalben mit der kierchen noch nit versönet, soll
derselbige, ehe er zum hailigen abentmal geet, zwen
ungefarlichen christliche, ehrliche männer erbitten
und mit denselben vor dem kirchendiener in der
stat oder pfarrherren uf dem land erscheinen, seinen
fal beklagen, besserung zuosagen und also zur ge-
meinschaft gelassen werden. Welcher aber dise ord-
nung nit hielte, fräventlich und vermessen hinzu-
gienge, mag und soll vor der ganzen gemaind ab-
gestellet und von ainem ersamen rat darumb
abgesechen werden.
IV. Zum vierten: Würdet einer oder eine in der
stat oder auf dem land sein kind oder mer in das
So nach II; Vorlage hat „unachtbar“.
28 — vorenthalten. - Vorhalten = verhalten = zurück-
halten (Schmeller 1, 1102).
29 Kirchenvater, † 430 in Nordafrika.
30 Nicht bekannt. Die folgende Feiertagsordnung ent-
spricht im allgemeinen der von Württemberg 1553
(Hauß 78f. - Richter 2, 139), läßt aber den Oster-
babstum allain umb zeitlichem genieß willen mit
seinem aignen zutun verheuraten, dieweil solches
aine sünd wider die erste tafel göttlicher geboten
und ain abtretung von unser allain christlichen und
seligmachenden religion, darvor die prediger getreu-
lich, wa es der anlaß gibt, warnen und vil exempla
die gefar deren zu erkennen geben, das sie namblich
wider ir gewissen zu papistischen cerimonien etc.
gezwungen werden, kan ain ersamer rat den predi-
gern und kirchendienern (denen sie kains wegs in
irem göttlichen ampt eingreifen sollen) auch nit ab-
schlagen, das sie denjenigen oder -jenige, bis er mit
demuetiger bekanntnus sich erzaiget, vom hailigen
abentmal eine zeitlang abhalten.
Von dem feirtagen.
Es wissen alle verstendige christen, das vile der
feirtägen im babstum zu schweren, gefarlichen miß-
brauch geraten in dem, das sie zu viler abgötterei
und aberglauben ursach und anlas geben und von
dem maisten tail zu fressen, saufen und anderer
üppigkait seind angewendet worden, wie auch der
hailig Augustinus29 zu seinen zeiten klegt. Nun ist
es aber nutzlich und nötig, das die historien Christi
und seiner aposteln bekannt, damit man wisse, was
ir lehre, bekantnus, leben, lauf, wandel, tugenden,
gedult und end gewesen seie, darumb ain ersamer
rat bevilcht (wie hiefor darvon ain besonder man-
dat30 verkündet), das zusambt den sontägen
die festen Christi, als
der tag seiner Geburt [25. Dez.],
item der tag seiner beschneidung, das ist das
Neujar [1. Jan.],
item seiner Offenbarung31, das ist der hailigen
drei konig tag [6. Jan.],
item das vest seiner Himelfart,
item Mariae Verkündigung [25. März], und
der tag Mariae rainigung, das ist der Liechtmeß-
tag, [2. Febr.],
montag und den Pfingstmontag aus sowie den als
Marias Heimsuchung begangenen Tag Marias Him-
melfahrt (15. Aug.). - Vgl. auch die Ordnung von
1528 (Unsere Nr. VII 1 S. 235 f.).
= Epiphanias.
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