Kirchenordnung allhie zu Memingen in statt und land
demnach die täg der hailigen apostel oder zwelf-
poten32, auch
Johannis des taufers [24. Juni],
Stefani [26. Dez.] und
der tag Michaelis [29. Sept.]
für vest und feurtage in statt und land zugleich
gehalten, daran aus verordneten lectionibus christ-
liche, erberliche underweisung und vermanung ge-
schechen, des gebets gewartet werden und meniglich
sich daran aller eüßerlichen arbait enthalten solle,
es were dann die zeit des auswerks33, das ist der
ernten und heuens, oder ain marktag als, da der
apostel tägen ainer auf den aftermontag34 oder
sambstag fiele. Doch soll in allweg uf das wenigist
ein predig zu morgen gehalten und vor end dersel-
ben kain eußerliche arbait für hand genommen wer-
den.
Vom gemainen gebet und verordneten
wochenlichen bettag.
Der ganzen christenhait, vilen unsern im Herren
brüedern und schwestern beschwerlich obligende
not35 und uf uns selbert hart dringende gefahr, auch
des Teufels und seines ganzen anhangs in denen
letsten zeiten eußerster grimme und wüeten sollte
billich alle, die ein christlich herz hetten, selber trei-
ben, das gemaine gebet, welches uf den donnerstag
gelegt, als wann zu feures- oder feindesnot, in eußer-
lichem regiment sturm geleütet wurde, heufiger und
embsiger zu besuechen. Dieweil aber die herzen also
kalt und erstarret, das weder unserer glaubens-
genossen noch unser, unser kinder seelen- und leibs-
gefahr betrachtet wiert, so hat ain ersamer rat an-
gesechen die geschwinde leuf nit umgeen kinden,
ernstlich zu setzen und zu gepieten, das aus ainem
jeden hause, wa man es imer stathaben kann und
nit erhebliche, redliche ursachen vor augen seind
und beweislich dargetan könnden werden, ein
mensch zum gemainen gebet am donnerstag ge-
i-iSo nach II. Vorlage hat „kennfelin“.
32 Vgl. S. 215 Anm. 28!
33 = Einbringung der Früchte (Schmeller 2, 984).
34 = Dienstag (Schmeller 1, 46; 2, 1071. - Grimm 1,
187. - Fischer 1, 112).
35 In Frankreich hatte mit der Niedermetzelung einer
evangelischen Gottesdienstgemeinde im März 1562
schickt werde; dann es schimpfhch auch vor fremb-
den leuten, das von solicher commun so wenig per-
sonen bei dem gemainen gebet erscheinen sollen.
Und damit das gebet in stat und land einhellig ge-
richtet, sollen forthin die wochenpredigen uf dem
land uf den donnerstag verlegt und emsiger dann
bisheer besuocht werden und solle forthin an don-
nerstag weder umb hochzeiten noch anderer ursa-
chen willen das ordentlich leuten nit verendert, son-
der allain am montag nach der hochzeiten gelegen-
hait und begeren gerichtet werden.
Vom ehegericht, verbotnen gradibus
und kierchgengen.
Ein besondere ehre der rechten, warhaften kier-
chen ist, das Gott allain in und bei ihre die lehre und
ordnung des hailigen ehestands rein und aufrecht
erhalten hat und ain offentlich zeugnus wider alle
abgöttische, daß allain dis heüflin Gottes volk seie,
in welchem ob der waren keuschhait mit lehre, ord-
nung gebot und straf gehalten wiert. Hergegen ist
ain zeichen und ikennfenlini36 aller ketzer und rotten-
gaister, das sie die ehe verbieten, unzucht billichen
und sterken. Derowegen ain ersamer rat neben dem
er bedacht, des hailigen ehestands ordnung ernst-
lich handzuhaben (auch in denen stucken, darfon
hiefor mandata ausgangen37 und zu andern zeiten
verlesen werden), alle unzucht und ehebruch ernst-
lichen zu strafen und in ehesachen fürgefallne irrun-
gen durch christlich und ernstlich gericht nach gött-
lichen, kaiserlichen rechten ausweisung zu entschei-
den, sonder will in dise kierchenordnung fürnemb-
lich volgende stuck einverleiben.
[I.]
Erstlich das meniglich der verpotnen graden in
sippschaft und schwagerschaft sich enthalten solle
und, damit sich niemand des unwissenhait zu ent-
schuldigen38, so ist von
zu Vassy der Hugenottenkrieg begonnen, der 1570
nur einen vorübergehenden Abschluß fand.
36 = Fahne.
37 Nicht bekannt.
38 Fast wörtlich aus der Zweibrückener Kirchenord-
nung von 1557 (f. 128 f.).
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demnach die täg der hailigen apostel oder zwelf-
poten32, auch
Johannis des taufers [24. Juni],
Stefani [26. Dez.] und
der tag Michaelis [29. Sept.]
für vest und feurtage in statt und land zugleich
gehalten, daran aus verordneten lectionibus christ-
liche, erberliche underweisung und vermanung ge-
schechen, des gebets gewartet werden und meniglich
sich daran aller eüßerlichen arbait enthalten solle,
es were dann die zeit des auswerks33, das ist der
ernten und heuens, oder ain marktag als, da der
apostel tägen ainer auf den aftermontag34 oder
sambstag fiele. Doch soll in allweg uf das wenigist
ein predig zu morgen gehalten und vor end dersel-
ben kain eußerliche arbait für hand genommen wer-
den.
Vom gemainen gebet und verordneten
wochenlichen bettag.
Der ganzen christenhait, vilen unsern im Herren
brüedern und schwestern beschwerlich obligende
not35 und uf uns selbert hart dringende gefahr, auch
des Teufels und seines ganzen anhangs in denen
letsten zeiten eußerster grimme und wüeten sollte
billich alle, die ein christlich herz hetten, selber trei-
ben, das gemaine gebet, welches uf den donnerstag
gelegt, als wann zu feures- oder feindesnot, in eußer-
lichem regiment sturm geleütet wurde, heufiger und
embsiger zu besuechen. Dieweil aber die herzen also
kalt und erstarret, das weder unserer glaubens-
genossen noch unser, unser kinder seelen- und leibs-
gefahr betrachtet wiert, so hat ain ersamer rat an-
gesechen die geschwinde leuf nit umgeen kinden,
ernstlich zu setzen und zu gepieten, das aus ainem
jeden hause, wa man es imer stathaben kann und
nit erhebliche, redliche ursachen vor augen seind
und beweislich dargetan könnden werden, ein
mensch zum gemainen gebet am donnerstag ge-
i-iSo nach II. Vorlage hat „kennfelin“.
32 Vgl. S. 215 Anm. 28!
33 = Einbringung der Früchte (Schmeller 2, 984).
34 = Dienstag (Schmeller 1, 46; 2, 1071. - Grimm 1,
187. - Fischer 1, 112).
35 In Frankreich hatte mit der Niedermetzelung einer
evangelischen Gottesdienstgemeinde im März 1562
schickt werde; dann es schimpfhch auch vor fremb-
den leuten, das von solicher commun so wenig per-
sonen bei dem gemainen gebet erscheinen sollen.
Und damit das gebet in stat und land einhellig ge-
richtet, sollen forthin die wochenpredigen uf dem
land uf den donnerstag verlegt und emsiger dann
bisheer besuocht werden und solle forthin an don-
nerstag weder umb hochzeiten noch anderer ursa-
chen willen das ordentlich leuten nit verendert, son-
der allain am montag nach der hochzeiten gelegen-
hait und begeren gerichtet werden.
Vom ehegericht, verbotnen gradibus
und kierchgengen.
Ein besondere ehre der rechten, warhaften kier-
chen ist, das Gott allain in und bei ihre die lehre und
ordnung des hailigen ehestands rein und aufrecht
erhalten hat und ain offentlich zeugnus wider alle
abgöttische, daß allain dis heüflin Gottes volk seie,
in welchem ob der waren keuschhait mit lehre, ord-
nung gebot und straf gehalten wiert. Hergegen ist
ain zeichen und ikennfenlini36 aller ketzer und rotten-
gaister, das sie die ehe verbieten, unzucht billichen
und sterken. Derowegen ain ersamer rat neben dem
er bedacht, des hailigen ehestands ordnung ernst-
lich handzuhaben (auch in denen stucken, darfon
hiefor mandata ausgangen37 und zu andern zeiten
verlesen werden), alle unzucht und ehebruch ernst-
lichen zu strafen und in ehesachen fürgefallne irrun-
gen durch christlich und ernstlich gericht nach gött-
lichen, kaiserlichen rechten ausweisung zu entschei-
den, sonder will in dise kierchenordnung fürnemb-
lich volgende stuck einverleiben.
[I.]
Erstlich das meniglich der verpotnen graden in
sippschaft und schwagerschaft sich enthalten solle
und, damit sich niemand des unwissenhait zu ent-
schuldigen38, so ist von
zu Vassy der Hugenottenkrieg begonnen, der 1570
nur einen vorübergehenden Abschluß fand.
36 = Fahne.
37 Nicht bekannt.
38 Fast wörtlich aus der Zweibrückener Kirchenord-
nung von 1557 (f. 128 f.).
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