[VIII 3.] Der statt Nordling neu fürgenommne
reformation und kirchenordnung auf den fünfzehenden tag
Maii anno 1538.
Zu lob, ekr und preis Christo unserm Herrn, auch
zu auffung1 seines gnadenreichen worts und ganzer
commun zu hail und wolfart haben sich pfarrherr,
predicant und helfere der statt Nördlingen uf gön-
stige haimstellung oder zulassung ains ebern rats
daselbst beede, der ceremonien oder gotsdienst und
der lere halb, nach volgender ordnung mit- und
underainander veraint und verglichen in mainung,
sich derselben also bis uf ain gemain christenlich
concilium oder, so lang es wolgemeltem rat der statt
Nördlingen gelegen, in sant Emerani und sant
Georgen pfarkirchen2 und in dem spital3 aintrech-
tiglich zu geprauchen.
Von der leer und predig.
Nachdem dise zwai stuck, nemlich die predig und
die sacramenta, der christlichen kirchen notwen-
dige stuck seien, dadurch der glaub in Jesum Chri-
stum, unserm seligmacher, von Gott durch den
Hailigen Gaist gepflanzt und gesterkt, ja auch die
rechte frummbkeit und seligkait ausgetailt und ge-
geben wurdet, so soll hinfuro, sovil erstlichen die
leer und predigen belangt, zu allen hienach under-
schidlich bestimpten predigzeiten und in den jezt-
gemelten pfarr- und andern kirchen zu Nordling das
clar, lauter und unvertunkelt wort Gottes nach aus-
weisung biblischer hailiger schrift unvermischt
frembder lere gepredigt werden, inmaßen dann
nunmehr etlich jar her auch gelert und gepredigt
worden ist.
Druckvorlage: Originalhandschrift (16 Perga-
mentblätter in Pergamentumschlag; 1., 8. mit 16.
Blatt leer. — Nördlingen, Stadtarchiv). — Drucke:
Dolp, Beilage XLVII. - Richter 1, 286. — Mayer
252-255. - Geyer, Kirchenordnungen 12-17. - Vgl.
oben S. 277!
1 So in der Handschrift. Gemeint ist gewiß Aufferung
(von auffern, äuffern = in besseren Stand bringen
[Schmeller 1, 43]).
2.3 Vgl. die Einleitung S. 274!
4 nämiich eine Mette, wie nachher gesagt wird.
5 Vgl. z.B. die Augsburger Übung im Frühgebet, oben
S. 36 ff.!
Von sacrament und gemainlich dem
gottsdienst zu den feirtagen.
[1] Am andern und, sovil aber die sacramenta
belangt, ist geordent, das hinfuro zu allen sonn-
tagen und andern, hieunden specificierten feier-
tagen ain gesungen ampt4 durch pfarrer, helfer und
die caplan, desgleichen durch den schulmaister und
die schuler lateinischer sprach und zu gewonlicher
zeit gesungen und
[2] darauf die comunion und nachtmal des Herren
gehalten werden soll, wie underschiedlich nach-
volgt:
[1 a] Anfenklich zu den gemelten feier- und sonn-
tägen sollen als bisher zwai zaichen zum ampt oder
predig geleut, alsbald auch die psalmen und lob-
gesange zu latein in weis und gstalt ainer mettin,
wie bis anher im gebrauch gewest, nochmaln also
gehalten und gesungen werden.
[1 b] Nachmaln alsbald darauf der geordent predi-
cant ufsteen, die gewonlichen predig ungeverlich bis
in ain stund oder dreu viertl ainer stund volnstrek-
ken.
Sobald auch dieselb predig volnfuert ist, soll als-
dann die gewonlich vermanung zum gepet für alle
stend und zum sacrament etc.,5 so bisher in mitten
des ampts6 gehalten worden, darauf volgen und
unvertailt7 gehalten werden,
und, so alsdann dieselb vermanung, so bisher die
ander predig genannt worden, auch volendet ist,
6 Über solche Einschübe in die Messe nach Credo,
Evangelium oder Offertorium vgl. Waldenmaier
2f.! Nach dem Glaubensbekenntnis machte man
überhaupt gerne eine Pause, etwa sogar, um sich in
der Sakristei oder im Pfarrhaus aufzuwärmen
(Heinricus de Hassia, Secreta sacerdotum [Leipzig
1503] Aijvf.).
7 Der Ausdruck ist undeutlich. Er soll wohl sagen, daß
Predigt, Gebetsvermahnung nicht auseinander-
gerissen werden. Ebenso soll auch nicht das folgende
Amt durch solche Stücke zerrissen werden.
20*
307
reformation und kirchenordnung auf den fünfzehenden tag
Maii anno 1538.
Zu lob, ekr und preis Christo unserm Herrn, auch
zu auffung1 seines gnadenreichen worts und ganzer
commun zu hail und wolfart haben sich pfarrherr,
predicant und helfere der statt Nördlingen uf gön-
stige haimstellung oder zulassung ains ebern rats
daselbst beede, der ceremonien oder gotsdienst und
der lere halb, nach volgender ordnung mit- und
underainander veraint und verglichen in mainung,
sich derselben also bis uf ain gemain christenlich
concilium oder, so lang es wolgemeltem rat der statt
Nördlingen gelegen, in sant Emerani und sant
Georgen pfarkirchen2 und in dem spital3 aintrech-
tiglich zu geprauchen.
Von der leer und predig.
Nachdem dise zwai stuck, nemlich die predig und
die sacramenta, der christlichen kirchen notwen-
dige stuck seien, dadurch der glaub in Jesum Chri-
stum, unserm seligmacher, von Gott durch den
Hailigen Gaist gepflanzt und gesterkt, ja auch die
rechte frummbkeit und seligkait ausgetailt und ge-
geben wurdet, so soll hinfuro, sovil erstlichen die
leer und predigen belangt, zu allen hienach under-
schidlich bestimpten predigzeiten und in den jezt-
gemelten pfarr- und andern kirchen zu Nordling das
clar, lauter und unvertunkelt wort Gottes nach aus-
weisung biblischer hailiger schrift unvermischt
frembder lere gepredigt werden, inmaßen dann
nunmehr etlich jar her auch gelert und gepredigt
worden ist.
Druckvorlage: Originalhandschrift (16 Perga-
mentblätter in Pergamentumschlag; 1., 8. mit 16.
Blatt leer. — Nördlingen, Stadtarchiv). — Drucke:
Dolp, Beilage XLVII. - Richter 1, 286. — Mayer
252-255. - Geyer, Kirchenordnungen 12-17. - Vgl.
oben S. 277!
1 So in der Handschrift. Gemeint ist gewiß Aufferung
(von auffern, äuffern = in besseren Stand bringen
[Schmeller 1, 43]).
2.3 Vgl. die Einleitung S. 274!
4 nämiich eine Mette, wie nachher gesagt wird.
5 Vgl. z.B. die Augsburger Übung im Frühgebet, oben
S. 36 ff.!
Von sacrament und gemainlich dem
gottsdienst zu den feirtagen.
[1] Am andern und, sovil aber die sacramenta
belangt, ist geordent, das hinfuro zu allen sonn-
tagen und andern, hieunden specificierten feier-
tagen ain gesungen ampt4 durch pfarrer, helfer und
die caplan, desgleichen durch den schulmaister und
die schuler lateinischer sprach und zu gewonlicher
zeit gesungen und
[2] darauf die comunion und nachtmal des Herren
gehalten werden soll, wie underschiedlich nach-
volgt:
[1 a] Anfenklich zu den gemelten feier- und sonn-
tägen sollen als bisher zwai zaichen zum ampt oder
predig geleut, alsbald auch die psalmen und lob-
gesange zu latein in weis und gstalt ainer mettin,
wie bis anher im gebrauch gewest, nochmaln also
gehalten und gesungen werden.
[1 b] Nachmaln alsbald darauf der geordent predi-
cant ufsteen, die gewonlichen predig ungeverlich bis
in ain stund oder dreu viertl ainer stund volnstrek-
ken.
Sobald auch dieselb predig volnfuert ist, soll als-
dann die gewonlich vermanung zum gepet für alle
stend und zum sacrament etc.,5 so bisher in mitten
des ampts6 gehalten worden, darauf volgen und
unvertailt7 gehalten werden,
und, so alsdann dieselb vermanung, so bisher die
ander predig genannt worden, auch volendet ist,
6 Über solche Einschübe in die Messe nach Credo,
Evangelium oder Offertorium vgl. Waldenmaier
2f.! Nach dem Glaubensbekenntnis machte man
überhaupt gerne eine Pause, etwa sogar, um sich in
der Sakristei oder im Pfarrhaus aufzuwärmen
(Heinricus de Hassia, Secreta sacerdotum [Leipzig
1503] Aijvf.).
7 Der Ausdruck ist undeutlich. Er soll wohl sagen, daß
Predigt, Gebetsvermahnung nicht auseinander-
gerissen werden. Ebenso soll auch nicht das folgende
Amt durch solche Stücke zerrissen werden.
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