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Wolgast, Eike [Hrsg.]; Seebaß, Gottfried [Hrsg.]; Heidelberger Akademie der Wissenschaften [Hrsg.]; Kirchenrechtliches Institut der Evangelischen Kirche in Deutschland [Hrsg.]; Sehling, Emil [Begr.]
Die evangelischen Kirchenordnungen des XVI. Jahrhunderts (12. Band = Bayern, 2. Teil): Schwaben: Reichsstädte Augsburg, Dinkelsbühl, Donauwörth, Kaufbeuren, Kempten, Lindau, Memmingen, Nördlingen, Grafschaft Oettingen-Oettingen — Tübingen: J.C.B. Mohr (Paul Siebeck), 1963

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https://doi.org/10.11588/diglit.30628#0324
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Nördlingen

[2 a] so soll alsbald darauf zum ampt zesammen-
geleut und das gesungen ampt8 angefangen werden,
dasselbe auch mit allen seinen bisher gehaltnen
ceremonien ungeverlich wie hievor, doch unzer-
tailt9 bis zu ende volnpracht werden.
[2b] Und zu ende des gesungen ampts10 soll als-
bald des Herrn abendmal angeen und, inmaßen es
bisher bis in etlich jar under beederlai gestalt ge-
praucht worden, nach einsatzung Christi und der
apostel nochmalen gehalten werden.
Am feirtag nachmittag.
Zu mittem tag aber oder nach essenszeit zu den
gemelten feir- und sonntagen ist geordent, das dem
jungen volk die epistel und das evangelion des-
selben feiertags de tempore soll vorgelesen und
ain kurzer verstand daraus gegeben werden mit an-
henkung ains stucks aus dem catechismo, damit der
rechte verstand göttlicher gepot, auch unsers haili-
gen glaubens und teglichen gepets, daran dann nit
der wienigst tail gelegen sein will, der jugend an-
fangs und von kindhait uf für und für gepflanzt und
einbildet werden müg. Damit si auch die wort gott-
licher gepot, christenlichs gepets und glaubens recht
lernen und merken mügen, so ist für gut betracht,
das allemal zu ende derselben predig der jugend das
Vater unser, der glaub, die zehen gepot und die offen
oder gcmainen bekanntnus der sünden etc., vor-
gelesen werden sollen.
An feirtagen zu vesperzeiten.
Und dann auf den abend zu vesperzeiten soll man
hinfüro zu den sonntag und feiertagen, damit das
volk nit lang ufgehalten werd, nit mehr dann drei
psalmen singen, darauf alsdann das Magnificat,
auch die antiphona und collecten volgen und die
vesper gar beschließen soll.
Und alsbald darauf solle der predicant ufsteen
und dem volk ain psalmen uf der cancel vorlesen
und denselben mit kurz auslegen.
Damit auch der gemain man, so des lateins nit ver-
stendig ist, aus Gottes schrift ain trost oder under-
8 Doch wohl eine vollständige Messe, die wieder mit
dem Introitus begann.
9 Also nicht durch die Predigt und die ,,ander Pre-
digt“ zerrissen.

richt haben und also gebessert, auch wider zum
abendgepet gewenet werden müg, wie dann in so
geverlichen zeiten zum höchsten von nöten, so wur-
det man am ende der vesper und itzt bestimpter
predig füro als bisher neben beleutung ainer glocken
umb ainen bestendigen friden das gemain gepet ton.
Von den alltäglichen oder wochenmessen.
Und wann aber das alltäglich ampt und privat-
messen, so bisher durch wienig leut besucht, vil
wieniger mit haltung des abendmals Christi ge-
praucht worden sein, nit allain für unnütz und un-
notwendig, sonder auch der ordnung und ein-
satzung des christenlichen abendmals für ungemeß
geacht und erwegen worden, so sein aus christen-
lichen bewegnussen dieselben allteglichen ampt
und gesonderten messen als ain mißbrauch in allen
pfarren, clostern11 und andern unsern kirchen12
inner- und außerhalben der statt im besten angestellt
und in christenlichere ordnung bewendt worden
und namlich: so solle anstatt der angestellten
wochenmeß und -ampts hinfüro alle tag durch
pfarrer, predicanten und helfere in sant Georgen
pfarkirchen ain christenliche predig gehalten und
dieselben predigen allwegen mit etlichen vorgeen-
den gesungnen psalmen und lobgesang angefangen
werden, inmaßen bei andern evangelischen stetten
auch gepreuchlich ist, und solle zu solicher predig
allwegen morgens umb siben uhrn das erste zaichen
geleut, die lobgesang gehalten und ungeverlich ain
viertl ainer stund nach siben uhrn mit dem andern
leuten die predig angefangen werden.
Doch solle sambstags von wegen des wochen-
markts und großen wandels durch die kirchen allwe-
gen die predig desto fruer furgenommen, aber die-
selb sonst in aller der maß wie zu andern werktagen
getriben werden.
Tägliche vesper in der wochen.
Es ist auch geordent, das hinfuro zu allen und
jeclen werktagen die vesper als bisher im prauch ge-
west, gesungen, auch darauf geleut und um ainen
10 Kaum nach dem Sanctus, sondern wirklich erst am
Ende.
11 Karmeliterkloster und Franziskanerkloster.
12 Spitalkirche.

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