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Wolgast, Eike [Hrsg.]; Seebaß, Gottfried [Hrsg.]; Heidelberger Akademie der Wissenschaften [Hrsg.]; Kirchenrechtliches Institut der Evangelischen Kirche in Deutschland [Hrsg.]; Sehling, Emil [Begr.]
Die evangelischen Kirchenordnungen des XVI. Jahrhunderts (12. Band = Bayern, 2. Teil): Schwaben: Reichsstädte Augsburg, Dinkelsbühl, Donauwörth, Kaufbeuren, Kempten, Lindau, Memmingen, Nördlingen, Grafschaft Oettingen-Oettingen — Tübingen: J.C.B. Mohr (Paul Siebeck), 1963

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https://doi.org/10.11588/diglit.30628#0332
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Nördlingen

berg51 und in andern reichsstedten ist, verordenen,
so solche sachen recht, wol und christlich örtern,
richten und schlichten möchte. Des proceß solte
auch der ganzen gemeine verkündigt werden, nem-
lich: welche person sich möchten miteinander ver-
ehelichen, welche nicht, und daß die kinder mit
wissen und willen irer eltern heiraten solten.
Es sollten sich auch, die sich in dieser oder andern
gemeine vereheligen wöllen, dem pfarrer vierzehn
tag oder aufs wenigst achte [zuvor] anzaigen und durch
den dreu- oder ainmal von offenlicher canzel nach er-
kenntnus ains erbarn wolweisen rates verkundiget
und, das volk fur sie zu bitten, vermanet werden.
Wen si nu aingeleitet und eingesegnet sollen wer-
den, soll ein gar kurzes ambt durch mich darzu ge-
stelet werden52 sambt der form des einsegnens,
nemblich darin etliche bet- und lobgesang gesun-
gen, ein lection aus dem evangelium oder S. Pauls ge-
lesen und ein gar kurze fur meniglich vermanung
daraus beschehen. Darauf soll dises ambt mit dem
gebet und segen beschlosen werden.
Wie es mit der begrebnus der
verstorbenen
christen sol gehalten werden.
Da bit ich underteniglich, euere ehrbare weisheit
wollen den kirchhof53 entweder umbschrenken oder
-maurn lassen, damit diser hailger ort verschlossen
sei, darauf sondern zweifel nicht wenig hailigen
ruhen, dieweil wir wissen, daß die cristen anfenklich
ire begrebnus so hehr und ehrlich gehalten, daß si
auch auf den grebern die cristen getauft haben54
zum zeugnis, daß si die auferstehung und das ewig
leben festiglich glauben.
Wen den ein crist oder cristin verschiden ist, so
soll es mir oder aufs wenigst der helfer einem ange-
zaigt werden. Die sollen alle und, welches under uns
man begert, in im chorröcken mitgen sampt den

Stadt übergeben (Dolp 153f. - Steichele 3,
1018ff. - Frickhinger 12, 98f.).
51 Ohne einen besonderen Errichtungsakt entwickelte
sich hier ein solches als Zweig der bürgerlichen Ge-
richtsbarkeit, weil die Stadt seit 1525 alle einschlä-
gigen Fälle vor sich zog (Günther Petsch, Das
Nürnberger protestantische Kirchenrecht der reichs-

schulern und da singen die gesenge, so darzu veror-
dent sollen werden55, wie si zuvor nicht sind gesun-
gen, darzu ein kurze gemeine vermanung auch bei
einer jeden leiche. Will aber jemands eine bessere
oder lengere haben, es sei von welichem kirchen-
diener es wölle, so ers begeret, soll ihm auch wider-
faren, gleich wie von der hochzeitspredig gesagt ist.
Beschluß der kirchenordnung.
Dis ist, erbare, wohlweise großgunstige, liebe
herrn, die kirchenordnung, so ich gedechte als pfar-
rer und superattendent hie anzurichten, wie ichs
dann auch von offentlicher canzel verkundiget,
darumb daß euer erbare weisheit und die ganz chri-
stenlich gemaine ihr bedenken darob haben und ir
urtel in den stucken, so ir zu urtailn geburt, fellen
möchte, so sollte es also auch angerichtet werden.
Dieweil nun der merer tail die lehre und die christen-
lichen niesung und raichung der hailigen sacrament
belangen ist und das ander vast - auch hievor hie
angerichtet, wiewol nicht noch - notturft ist und
also gar wenig, darob man sich zu bedenken hat, so
ist mein undertenig, vleißig bit, euere erbare weisheit
wöllen solchs bedenken in kainem verzug stellen, son-
dern aufs ehest sich darab bedenken und entschlie-
ßen - angesehen, daß es lang genug unordentlich und
übel in der kirche hie zugegangen und der verzug
nicht ohne schaden geschehen kann. So wölt ich auch
gleichwol gern wissen, waran ich were, und gern,
daß mein verachtung und schmach, so ich heren und
erfarn muß und zu merklichen unehrn Gotts raicht,
auch eine ende haben möcht.
Bevilhe mich damit euer erbarn weisheit under-
teniglich.
Euer erbarn weisheit
williger
Caspar Löner magister,
pfarrer und superattendent
städtischen Zeit (Düren 1933) (Erlanger Jur. Disser-
tation).
52 Naumburg hat keine solche Form.
53 Er lag (vgl. Einleitung S. 273) in beträchtlicher
Entfernung von der Stadt auf dem Emmeramsberg.
1. Kor. 15, 29.
55 In Löners Gesangbuch von 1545.

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