Nördlingen
sagt Sant Paulus [1. Tim. 4, 8], ist zu allen dingen
nutz und hat die verhaißung dises und des zukunfti-
gen lebens) und dagegen die abgotterei, so offent-
lich im schwang, falsche gottesdienst, unrechte
ceremonien etc. unerschrocken ausgereutet und ab-
geschaffet, dardurch die armen leute an leib und seel
verderbet, alle regiment mit krieg, teurung, land-
schaden und andern greulichen strafen und plagen
zerrissen, umbgekehrt und ganz verwustet werden.
Ob nun wol David1 billich für andern allen den vor-
zug hat als ain rechter ausbund, der in weltlichem
regiment neben sich und nach sich kain gleichen ge-
lassen, den Gott sonderlich erweckt ainen man,
nach seines herzen lust, ja der nicht allain Gottes
wort und den rechten gottesdienst wol angericht
und treulich gefodert neben seinem ersten und stren-
gen regiment (davon im hunderten und ersten psalm
[2ff.]: Ich neme mir kaine bose sache fur. Ich hasse
den ubertreter und lasse in nicht bei mir bleiben.
Ain verkeret herz muß von mir weichen; den bösen
leide ich nicht etc.), sondern, der ain hocherleuchter
prophet gewesen, auch selbs treulich geprediget,
seine undertanen zu dem Gotte gewisen, der sich in
seinem wort den vätern mit großen, gewissen mi-
rakeln offenbaret, sie geleret, denselben Gott recht
erkennen, ehren, fürchten, anrufen, danken, in
widerwertigkait gehorsam und gedultig sein, den
nechsten lieben und ime dienen und solchen gottes-
dienst anzurichten, nach ime allerlai vorrat seinem
son Salomi verschaffen hat.
Jedoch, so ist Josaphat, der könig Juda2, mit allen
ehren auch erfurzuziehen und zu rumen, dem je die
schrift das mit allem vleiß anzaiget, wie er sich nicht
allain der undertanen mit ernst annimpt, das er hin
und wider die weltlichen empter mit gottfurchtigen
und tuchtigen personen bestellet, damit jederman
gleichmeßiges recht widerfahre, dem bösen geweret
und das gut gefurdert wurde, besondern, er habe
ims auch dis als das fürnembste werk seines ampts
zum höchsten lassen angelegen sein, wie er das ge-
setzbuch des Herrn (darinnen Gottes will und be-
felch aigentlich und gemeß verfaßet) durch rechte
treue predigen in den stätten Juda möchte lassen
1 König von Juda und Israel um 980 v. Chr. - 1.
Chron.17-29.
2 König in Juda etwa 872-851. - 2. Chron. 17-20.
verlesen, erkleren, die leute dardurch von dem rech-
ten Gott und seinem willen zu underrichten, den sie
allain erkennen, ehren, furchten und in allerlai no-
ten anrufen und danken sollen. Bei solchem regi-
ment, saget die historia, sei der Herr gewesen, habe
es ime lassen wolgefallen, den Josaphat mit reich-
tumb und ehre die menge begnadet. Ja, alle könig-
reiche in den landen, die umb Juda herlagen, haben
in gefurchtet, also das er 25 jar in zimlichen friede
regieret und, ob in gleich jemand wolt antasten, so
war er doch mit Gottes wort also gerustet, das der
feind wunderbarlicher weise geschlagen und sich
selben verderben muste.
[Weiter werden diese umfangreichen theologi-
schen Ausführungen als hier nicht einschlägig nicht
abgedruckt].
Geschrieben und geben zu Nördling den 29. Sep-
tembris anno 1555 e[urer] f[fürsichtigen] e[rbarn]
w[olweisheit] williger
Melchior Runtzler M.
Prediger und superintendens.
Ordnung der ceremonien in der
pfarkirchen zu Sant Georgen der statt
Nördlingen
An den gemainen sontagen und feirtagen
zum ampt, wenn man das abentmal Christi helt1.
1. Erstlich wird gesungen ain lateinischer introi-
tus nach der zeit, wenn er rain ist.
2. Darnach singet man ain sontag umb den andern
Kom, Hailiger Gaist, welchs D. Luther gemacht;
Erbarm dich main, o Herre Gott; Aus tiefer not etc.
3. Darauf list der diacon ainer zum volk die ver-
manung zum gemainen gebet, beicht und absolution.
4. Die Kyrie deutsch - nach gelegenhait der zeit,
der wir zu disem mal drei haben als
zu bis auf
I paschale Ostern Pfingsten
Kyrie Fons bonitatis Pfingsten Weihnachten
| Magne Deus Weihnachten Ostern
1 Das ganze Stück zeigt starke, vielfach wörtliche An-
klänge an die Naumburgische Kirchenordnung
(Sehling 2, 71f. 77ff.).
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sagt Sant Paulus [1. Tim. 4, 8], ist zu allen dingen
nutz und hat die verhaißung dises und des zukunfti-
gen lebens) und dagegen die abgotterei, so offent-
lich im schwang, falsche gottesdienst, unrechte
ceremonien etc. unerschrocken ausgereutet und ab-
geschaffet, dardurch die armen leute an leib und seel
verderbet, alle regiment mit krieg, teurung, land-
schaden und andern greulichen strafen und plagen
zerrissen, umbgekehrt und ganz verwustet werden.
Ob nun wol David1 billich für andern allen den vor-
zug hat als ain rechter ausbund, der in weltlichem
regiment neben sich und nach sich kain gleichen ge-
lassen, den Gott sonderlich erweckt ainen man,
nach seines herzen lust, ja der nicht allain Gottes
wort und den rechten gottesdienst wol angericht
und treulich gefodert neben seinem ersten und stren-
gen regiment (davon im hunderten und ersten psalm
[2ff.]: Ich neme mir kaine bose sache fur. Ich hasse
den ubertreter und lasse in nicht bei mir bleiben.
Ain verkeret herz muß von mir weichen; den bösen
leide ich nicht etc.), sondern, der ain hocherleuchter
prophet gewesen, auch selbs treulich geprediget,
seine undertanen zu dem Gotte gewisen, der sich in
seinem wort den vätern mit großen, gewissen mi-
rakeln offenbaret, sie geleret, denselben Gott recht
erkennen, ehren, fürchten, anrufen, danken, in
widerwertigkait gehorsam und gedultig sein, den
nechsten lieben und ime dienen und solchen gottes-
dienst anzurichten, nach ime allerlai vorrat seinem
son Salomi verschaffen hat.
Jedoch, so ist Josaphat, der könig Juda2, mit allen
ehren auch erfurzuziehen und zu rumen, dem je die
schrift das mit allem vleiß anzaiget, wie er sich nicht
allain der undertanen mit ernst annimpt, das er hin
und wider die weltlichen empter mit gottfurchtigen
und tuchtigen personen bestellet, damit jederman
gleichmeßiges recht widerfahre, dem bösen geweret
und das gut gefurdert wurde, besondern, er habe
ims auch dis als das fürnembste werk seines ampts
zum höchsten lassen angelegen sein, wie er das ge-
setzbuch des Herrn (darinnen Gottes will und be-
felch aigentlich und gemeß verfaßet) durch rechte
treue predigen in den stätten Juda möchte lassen
1 König von Juda und Israel um 980 v. Chr. - 1.
Chron.17-29.
2 König in Juda etwa 872-851. - 2. Chron. 17-20.
verlesen, erkleren, die leute dardurch von dem rech-
ten Gott und seinem willen zu underrichten, den sie
allain erkennen, ehren, furchten und in allerlai no-
ten anrufen und danken sollen. Bei solchem regi-
ment, saget die historia, sei der Herr gewesen, habe
es ime lassen wolgefallen, den Josaphat mit reich-
tumb und ehre die menge begnadet. Ja, alle könig-
reiche in den landen, die umb Juda herlagen, haben
in gefurchtet, also das er 25 jar in zimlichen friede
regieret und, ob in gleich jemand wolt antasten, so
war er doch mit Gottes wort also gerustet, das der
feind wunderbarlicher weise geschlagen und sich
selben verderben muste.
[Weiter werden diese umfangreichen theologi-
schen Ausführungen als hier nicht einschlägig nicht
abgedruckt].
Geschrieben und geben zu Nördling den 29. Sep-
tembris anno 1555 e[urer] f[fürsichtigen] e[rbarn]
w[olweisheit] williger
Melchior Runtzler M.
Prediger und superintendens.
Ordnung der ceremonien in der
pfarkirchen zu Sant Georgen der statt
Nördlingen
An den gemainen sontagen und feirtagen
zum ampt, wenn man das abentmal Christi helt1.
1. Erstlich wird gesungen ain lateinischer introi-
tus nach der zeit, wenn er rain ist.
2. Darnach singet man ain sontag umb den andern
Kom, Hailiger Gaist, welchs D. Luther gemacht;
Erbarm dich main, o Herre Gott; Aus tiefer not etc.
3. Darauf list der diacon ainer zum volk die ver-
manung zum gemainen gebet, beicht und absolution.
4. Die Kyrie deutsch - nach gelegenhait der zeit,
der wir zu disem mal drei haben als
zu bis auf
I paschale Ostern Pfingsten
Kyrie Fons bonitatis Pfingsten Weihnachten
| Magne Deus Weihnachten Ostern
1 Das ganze Stück zeigt starke, vielfach wörtliche An-
klänge an die Naumburgische Kirchenordnung
(Sehling 2, 71f. 77ff.).
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