Nördlingen
mahne, die kinder zu dem lieben gebet und dem
catechismo anzuhalten, ob solche vermanung was
verfang und frucht schaffe oder bei welchen solches
nichts erschießen21 wölle.
Item*22, wieviel er an feier- und sonntägen, auch
in der wuchen predig tue, zue welicher stund und
zeit, ob er auch die sonntägigen evangelia und was
er sonst für bücher alts und neues testaments aus-
lege,
Item*. was er uf vollendte predig für gebet für-
spreche und dann vor und nach der predig für teut-
sehe lobgesang und psalmen singe,
Item* ob er auch ein catalogum zumal der getauf-
ten kinder und auch der ehen halte,
Item* ob er auch die ehegerichtsordnung ver-
künde,
Item* ob er auch die kranken und sterbenden leut,
auch mit was ordnung er die besueche, tröste und
inen des Herrn nachtmal raiche und dann die leucht-
predig halte.
Item* es soll auch unser superintendens unserer
pfarrherrn und kirchendiener bücher besichtigen
und sie ansprechen, was iro privata studia seien, si
auch, sonderlich, da ein faulenzer befunden, mit
vleiß zu dem studiern vermanen.
Deßgleichen* soll unser superintendens und mit-
visitatores auch erkundigung haben, ob unsere
pfarrer ire pfarrkünder, uns zugehörig, im gepet und
catechismo underrichten, auch etwan die kinder
selbst hören und so er fehl befünde, den pfarrherrn
nach notturft undersagen und der gebür nach zur
besserung vermane.
Item* ob und was er an seinem nachparn, uns zu-
gehörig, auch iren weib und kindern lehrn, lebens
und haushaltens halben für fehl und mangel habe.
Item ob und was für offenliche laster, ergerliche
exempel oder andere gemaine und privatbeschwer-
den im schwang seien,
Item wie man sich mit dem lieben almuesen, auch
gegen haus- und andern armen leuten verhalte.
Item* und hergegen zu erkundigen, was gestalt
der pfarrherr selbst sich sampt den seinigen in sei-
nem leben und wandel verhalte, ob er gesellisch, us-
= zur rechten Wirkung kommen (Schmeller 2,
477. - Grimm 3, 961f.).
schwaifig, zänkisch, weinsichtig, auch sein weib und
kind andern zu guetem exempel zue der Gottes
forcht und zucht weise und halte.
Ob* er sich nit anderer weitlicher geschäft prac-
tic und empter underziehe oder sonsten wuecher-
liche contract geprauch.
Item* ob sein weib und kind gleichergestalt ain
christlich, erlich und zuchtigen wandel und haus-
haben füeren.
Item, wie si sich mit dem pfarrkindern und an-
dern benachparten betragen.
Was dann bei disen visitationibus allen und ainer
jeden insonderhait jederzeit sich befunden und ver-
richtet würd, das solle allwegen einem erbarn rat
nit allein in schriften ordenlich referiert, sondern zu-
gleich der herrn visitatorn rätlich bedenken darmit
angezaiget werden, sich darüber der gebür und not-
turft nach verner wissen und haben zue resolviern
oder auch nach gelegenhait und wichtigkait der
sachen dasselbig an das ganze consistorium oder uf
das ganze ministerium zu remittiern.
Nachdem dann schließlich, durch die gnaden
Gottes ein erbarer rat nit allein sich einer christ-
lichen bestendigen kirchenordnung verglichen, son-
dern darneben ein ordenlich consistorium angericht,
so ist ein erbarer rat der meinung und zuversicht,
wann obangezaigtermaßen die lateinischen und
teutschen schuelen mit gebürendem ernst und vleiß
visitiert, es werd verner in gemeiner stat pfarren
weder der lehrer noch der zuhörer halben keiner son-
derbaren weitleuftigen visitation oder inquisition
von nöten haben in betrachtung, das der herr
superintendens mit den andern kürchen- und schuel-
dienern täglich conversiert und ir lehr, tun, lassen
und leben selbst sihet und höret und erfehrt, dannen-
her auch jederzeit zeitlich, auch gebürlich ufmerken
und einsehen haben und furnemen kan. Gleichfals
auch, da under der gemaind und bei den zuhörern
was ungleichs, verdechtigs und widerwertigs in bö-
ser opinion, verfürerischer irtumb oder ergerlichen
und sträflichen leben, handierung oder dergleichen
sich würde eraigen, das solches in der privatcon-
fession und absolution soll und mag geandet, ge-
22 Die so bezeichneten Abschnitte aus der Superinten-
denzordnung von 1564 (oben S. 330).
342
mahne, die kinder zu dem lieben gebet und dem
catechismo anzuhalten, ob solche vermanung was
verfang und frucht schaffe oder bei welchen solches
nichts erschießen21 wölle.
Item*22, wieviel er an feier- und sonntägen, auch
in der wuchen predig tue, zue welicher stund und
zeit, ob er auch die sonntägigen evangelia und was
er sonst für bücher alts und neues testaments aus-
lege,
Item*. was er uf vollendte predig für gebet für-
spreche und dann vor und nach der predig für teut-
sehe lobgesang und psalmen singe,
Item* ob er auch ein catalogum zumal der getauf-
ten kinder und auch der ehen halte,
Item* ob er auch die ehegerichtsordnung ver-
künde,
Item* ob er auch die kranken und sterbenden leut,
auch mit was ordnung er die besueche, tröste und
inen des Herrn nachtmal raiche und dann die leucht-
predig halte.
Item* es soll auch unser superintendens unserer
pfarrherrn und kirchendiener bücher besichtigen
und sie ansprechen, was iro privata studia seien, si
auch, sonderlich, da ein faulenzer befunden, mit
vleiß zu dem studiern vermanen.
Deßgleichen* soll unser superintendens und mit-
visitatores auch erkundigung haben, ob unsere
pfarrer ire pfarrkünder, uns zugehörig, im gepet und
catechismo underrichten, auch etwan die kinder
selbst hören und so er fehl befünde, den pfarrherrn
nach notturft undersagen und der gebür nach zur
besserung vermane.
Item* ob und was er an seinem nachparn, uns zu-
gehörig, auch iren weib und kindern lehrn, lebens
und haushaltens halben für fehl und mangel habe.
Item ob und was für offenliche laster, ergerliche
exempel oder andere gemaine und privatbeschwer-
den im schwang seien,
Item wie man sich mit dem lieben almuesen, auch
gegen haus- und andern armen leuten verhalte.
Item* und hergegen zu erkundigen, was gestalt
der pfarrherr selbst sich sampt den seinigen in sei-
nem leben und wandel verhalte, ob er gesellisch, us-
= zur rechten Wirkung kommen (Schmeller 2,
477. - Grimm 3, 961f.).
schwaifig, zänkisch, weinsichtig, auch sein weib und
kind andern zu guetem exempel zue der Gottes
forcht und zucht weise und halte.
Ob* er sich nit anderer weitlicher geschäft prac-
tic und empter underziehe oder sonsten wuecher-
liche contract geprauch.
Item* ob sein weib und kind gleichergestalt ain
christlich, erlich und zuchtigen wandel und haus-
haben füeren.
Item, wie si sich mit dem pfarrkindern und an-
dern benachparten betragen.
Was dann bei disen visitationibus allen und ainer
jeden insonderhait jederzeit sich befunden und ver-
richtet würd, das solle allwegen einem erbarn rat
nit allein in schriften ordenlich referiert, sondern zu-
gleich der herrn visitatorn rätlich bedenken darmit
angezaiget werden, sich darüber der gebür und not-
turft nach verner wissen und haben zue resolviern
oder auch nach gelegenhait und wichtigkait der
sachen dasselbig an das ganze consistorium oder uf
das ganze ministerium zu remittiern.
Nachdem dann schließlich, durch die gnaden
Gottes ein erbarer rat nit allein sich einer christ-
lichen bestendigen kirchenordnung verglichen, son-
dern darneben ein ordenlich consistorium angericht,
so ist ein erbarer rat der meinung und zuversicht,
wann obangezaigtermaßen die lateinischen und
teutschen schuelen mit gebürendem ernst und vleiß
visitiert, es werd verner in gemeiner stat pfarren
weder der lehrer noch der zuhörer halben keiner son-
derbaren weitleuftigen visitation oder inquisition
von nöten haben in betrachtung, das der herr
superintendens mit den andern kürchen- und schuel-
dienern täglich conversiert und ir lehr, tun, lassen
und leben selbst sihet und höret und erfehrt, dannen-
her auch jederzeit zeitlich, auch gebürlich ufmerken
und einsehen haben und furnemen kan. Gleichfals
auch, da under der gemaind und bei den zuhörern
was ungleichs, verdechtigs und widerwertigs in bö-
ser opinion, verfürerischer irtumb oder ergerlichen
und sträflichen leben, handierung oder dergleichen
sich würde eraigen, das solches in der privatcon-
fession und absolution soll und mag geandet, ge-
22 Die so bezeichneten Abschnitte aus der Superinten-
denzordnung von 1564 (oben S. 330).
342