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Wolgast, Eike [Hrsg.]; Seebaß, Gottfried [Hrsg.]; Heidelberger Akademie der Wissenschaften [Hrsg.]; Kirchenrechtliches Institut der Evangelischen Kirche in Deutschland [Hrsg.]; Sehling, Emil [Begr.]
Die evangelischen Kirchenordnungen des XVI. Jahrhunderts (12. Band = Bayern, 2. Teil): Schwaben: Reichsstädte Augsburg, Dinkelsbühl, Donauwörth, Kaufbeuren, Kempten, Lindau, Memmingen, Nördlingen, Grafschaft Oettingen-Oettingen — Tübingen: J.C.B. Mohr (Paul Siebeck), 1963

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https://doi.org/10.11588/diglit.30628#0365
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Kirchenordnung von 1579

nichts geendert oder abgeton werde, darbei wir uns
dann unser obrigkait und notwendig einsehen in
allweg vorbehalten,
tun darneben ains für alles uns hiemit erclären
und meniglich erinnern, das wir dardurch den rech-
ten verstand von menschlichen ordnungen und
caeremonien in der kirchen nit verdunkelen wöllen,
wöllen auch keins menschen gewissen daran binden,
als solte verenderung diser ordnung sinde sein, son-
dern wir wöllen solches miteinander umb der armen
jugend und umb des volks willen gleich halten und
gehalten haben; dann so man ein ding oft höret und
von jugend uf gewohnt, kan mans desto bösser be-
denken und betrachten und were zu winschen, das
alle menschen die ganze christliche lehre mit glei-
chen worten und syllaben ausreden künden, dar-
zue dann auch die symbola in der ersten kirch ge-
macht sein1.
Von der tauf.2
Wiewol zu diser zeit nicht vil alte menschen,
sonder nun mehrer tail kinder getauft, wie es dann
auch recht und christlich ist, das die kinder getauft
werden, jedoch so man recht zue herzen fasset,
von wem die tauf gestiftet und eingesetzt, auch
was große guettat uns aus Gottes gnaden durch die
tauf angepoten und ubergeben, so würd si ohn allen
zweifel für kein liederlich kinderspül, sonder für
der hochwüchtigsten, treffenlichsten werkzeug einen,
dardurch der Heilig Geist in uns cräftig und tätig,
gehalten; dann, nachdem die tauf durch den täufer
Johannem aus Gottes beruef angefangen (Esa. 40.
[1f.]), hat der Sohn Gottes, unser lieber Herr Jesus
Christus, dieselbe nicht allein selbst empfangen
(Math. 3 [13-17], Mar. 1 [9ff.], Lu. 3 [21], Joh. 1
[32 ff.]), sonder auch bestetiget und befolhen, das si
für und für in der kirchen bis zu end der welt gehal-
ten und gebraucht werden solle (Matth. 28 [19f.]).
Und dieweil S. Paulus bezeugt, das wir mit Chri-
sto in den tod durch die tauf begraben, auf das,
gleichwie Christus ist auferstanden von den toten
durch die herlichait des Vaters, also sollen auch wir

1 Diese ganze Einleitung zum 3. Teil in starker An-
lehnung an die Mecklenburger KO 1552 (Sehling
5, 197. - Richter 2, 122).
2 Das ganze Stück größtenteils fast wörtlich aus der

in einem neuen leben wandeln (Rom. 6 [3f.]), das
auch die, so getauft werden, Christum anziehen
(Gala. 3 [27]) und das die tauf sei ein bad der wider-
geburt, der reinigung und der erneuerung des Hei-
ligen Geists (Ephe. 5 [27f.; Tit. 3, 5]), so kan man
sich daraus wol erinnern, das er sei ein göttliche
caeremonia und heilig sacrament, dardurch wir
unsers beruefs zue kindschaft Gottes vergwüst und
in die posseß der ewigen, himlischen güeter einge-
setzt werden; dann wiewol nicht alle, so getauft, die
ewige seeligkeit ererben, so geschicht doch dasselb
nicht us mangel der tauf und des beruefs Gottes,
sonder aus mangel deren, so sich der tauf nicht mit
rechtem vertrauen in den Herrn Christum durch sein
evangelium gebrauchen. Darumb, nachdem so vil
an der christlichen tauf gelegen, das wir uns ir in der
allergrößten und schweristen anfechtungen, für-
nemlich von der ewigen fürsehung Gotes behelfen
und vertrösten mögen und sollen, so ist kein müehe
zu sparen, damit si christlich gehalten, usgetailt
und empfangen werde.
Und anfenglich soll der widertäufer irrtumb, so
den jungen und noch unmündigen kindern die tauf
abgeschlagen, genzlich verworfen sein, sonder die
kinder, als die nicht der geringst teil Gottes volks
sein, vermög göttlichs worts und ordnung getauft
werden sollen.
Und, wiewol vor zeiten in der ersten kirchen, nur
zwo zeit im jar, nemlich Ostern und Pfingsten3, zu
taufen verordnet, jedoch, nachdem der Sohn Gottes
und sein aposteln kein sonderliche zeit hierin be-
stimpt, sonder der kirchen ire freihait gelassen,
auch vil kinder irer schwacheit halber die obbestimb-
ten zeit der tauf nicht erreichen möchten, so wöllen
wir aus disen und andern hochwüchtigen ursachen,
das die kinder zu jeder gebürlicher zeit, so es von
irntwegen ordenlich begert und si fürgebracht, ge-
tauft werden. Jedoch achten wir es für nutzlicher,
das die kinder außerhalb der not irer schwacheit
nicht zur zeit, da kein kirchenversamblung verhan-
den, sonder uf den sonntag oder feirtag oder uf den
werktag, da predig gehalten oder zue gewonlichen
Württemberger Kirchenordnung von 1553 (Rich-
ter 2, 132ff. - Hauß-Zier 22-34).
3 Vgl. oben S. 293 Anm. 13.

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