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Wolgast, Eike [Hrsg.]; Seebaß, Gottfried [Hrsg.]; Heidelberger Akademie der Wissenschaften [Hrsg.]; Kirchenrechtliches Institut der Evangelischen Kirche in Deutschland [Hrsg.]; Sehling, Emil [Begr.]
Die evangelischen Kirchenordnungen des XVI. Jahrhunderts (12. Band = Bayern, 2. Teil): Schwaben: Reichsstädte Augsburg, Dinkelsbühl, Donauwörth, Kaufbeuren, Kempten, Lindau, Memmingen, Nördlingen, Grafschaft Oettingen-Oettingen — Tübingen: J.C.B. Mohr (Paul Siebeck), 1963

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https://doi.org/10.11588/diglit.30628#0376
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Nördlingen

glauben solten zum ewigen leben. Aber Gott, dem
ewigen könige, dem unvergänglichen und unsicht-
baren und allein weisen, sei ehre und preis in ewig-
keit! Amen. 1. Tim. 1 [15ff.].
Ferner21 solle auch ein jeglicher pfarrherr oder
sein diaconus alle sonntag eine sondere zeit zu dem
catechismo, fürnemlich für das junge volk in der
kürchen, wie solches ein jeder in seiner pfarr mit rat
seines superattendenten nach des volks und orts
gelegenheit verordnet, fürnemen und die jugent da-
hin gewöhnen, das sie volgenden catechismum von
wort zu wort auswendig lernen. Und damit solches
nutzlich geschehe, solle der pfarrherr oder der dia-
conus erstlich ein puncten oder artikel des volgen-
den catechismi nach dem andern kürzlich und ver-
stendlich explicirn und auslegen und, da es die not-
turft - als von der beicht und absolution - erfordert,
aus dem kleinen catechismo D. Lutheri hinzutun,
das die jungen nicht allein der wörter gewohnen,
sondern auch einen gueten christlichen verstand der-
selbigen überkommen. Hernach solle er etliche der
jungen offentlich verhören, das dardurch nit allein
derselben jungen geschicklicheit erfahren werde,
sondern auch die andern den catechismum von inen
lernen mögen. Und sollen die kürchendiener mit der
jugent so freundlich und holdselig handlen, das sie
nicht von dem catechismo abgeschreckt, sondern
darzue lustig werden, wie dann unser Herr Christus
selbst sich der kinder uf das freundlichst angenom-
men hat.
Catechismus22,
das ist einfältiger underricht und fragstück für
den jungen haufen sonderlich auf dem lande, so zu
keiner schuolen niemals gehalten worden.
Fr.: Welches glaubens bistu?
A.: Ich bin ein christ.
Fr. :Warumb bist du ein christ?
A.: Darumb, das ich glaub an Jesum Christum und
bin in seinem namen getauft.
21 Aus dem Katechismus des Joh. Brenz, wie er in der
württembergischen Kirchenordnung von 1553 ent-
halten ist.
22 Der folgende Katechismus stellt eine Mischung aus
Luthers Kleinem Katechismus und dem Brenz’schen
Katechismus und der württembergischen KO dar.
Die verbindenden Fragen aus Brenz (Reu 310-314

Fr.: Was soll ein christ wissen ?
A.: Den heiligen catechismum.
Fr.: Was ist der catechismus ?
A.: Es ist ein kurzer inhalt der christlichen lere,
welche in aller propheten und aposteln büecheren
geschriben stehet.
Fr. :Welches seind die stucke des catechismi?
A.: Die heiligen zehen gebot Gottes, die artikel un-
sers christlichen glaubens, das heilige gebet des Va-
ter unsers, die wort des Herrn Christi von der heili-
gen taufe, die wort des Herrn Christi vom predig-
ampt und schlüssel des himelreichs, die wort vom
heiligen abentmal unsers Herrn Jesu Christi.
Fr.: Welches seind die heiligen zehen gebot Gottes,
nach den man das leben anrichten solle ?
A.: Das erste.
Ich bin [... die 10 Gebote mit Beschluß wie
S. 336] glid.
Fr.: Warzu seind uns dise zehen gebot Gottes ge-
ben?
A.: Zum ersten seind uns dise gebot Gottes darzue
geben, das wir daraus lernen , unsere sünd vor Gott
erkennen, zum andern, das wir daraus lernen, die
werk erkennen. die Gott wolgefallen und die wir tun
sollen, das wir ein ehrlich leben füeren.
Fr.: Vermügen wir auch die gebot Gottes volkom-
menlich zu erfüllen?
A.: Nein; dann wir seind von natur böse und ge-
borne sünder. Darumb seind unsere guete werk nicht
volkommen guet. Aber das uns geholfen werde, so
hat Gott der Vater uns geschenkt Jesum Christum,
seinen eingebornen Sohn, der nie keine sünd geton
und alle gebot Gottes volkommenlich erfüllet hat.
Darumb, so wir an Jesum Christum glauben, so helt
uns Gott aus lauter gnade von wegen Jesu Christi
darfür, als hetten wir alle seine gebot erfüllet.
Fr.: Warumb sollen wir dann guete werke tun?
A.: Nicht darum, das wir mit unsern werken die
sünde büßen und das ewig leben verdienen sollen
(dann Christus hat allein unsere sünd gebüßt und
[Auswahl]. -Hauß-Zier 41-47) in der Fassung von
1556 werden in der Reihenfolge von Luthers Klei-
nem Katechismus zusammengestellt, wobei dann je-
weils Luthers Stücke an die Stelle der Brenz’schen
Stücke treten. Gelegentlich finden sich eigene Fas-
sungen. - Fr. = Frage; A. = Antwort.

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