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Wolgast, Eike [Hrsg.]; Seebaß, Gottfried [Hrsg.]; Heidelberger Akademie der Wissenschaften [Hrsg.]; Kirchenrechtliches Institut der Evangelischen Kirche in Deutschland [Hrsg.]; Sehling, Emil [Begr.]
Die evangelischen Kirchenordnungen des XVI. Jahrhunderts (12. Band = Bayern, 2. Teil): Schwaben: Reichsstädte Augsburg, Dinkelsbühl, Donauwörth, Kaufbeuren, Kempten, Lindau, Memmingen, Nördlingen, Grafschaft Oettingen-Oettingen — Tübingen: J.C.B. Mohr (Paul Siebeck), 1963

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https://doi.org/10.11588/diglit.30628#0380
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Nördlingen

licher anzahl für sich zu fordern, bevorab diejenige,
welche inen berichts der lehr, auch tun, leben und
wandels halber zum bösten bekannt, und denselben
sambtlich die vermanung zue offenlicher beicht
sampt der confession fürlesen und daruf die absolu-
tion in gemain inen verkünden und sprechen, son-
sten aber und, sovil sich immer wider leiden kan
und mag, die privatam confessionem, institutionem
und absolutionem erhalten.
Vermanung zur offentlichen beicht30
Lieben freund! Wir werden aus den bueßpredigten
bericht, das niemands, so seine jar und verstand er-
raicht hat, zur verzeihung der sünden kommen mag,
er erkenne dann seine sünd und laß im dieselben
von herzen laid sein, glaube auch, das im seine sünd
von Gott aus lauter gnaden und barmherzigkeit von
wegen Jesu Christi vergeben werden. Und aber ir
der vergebung der sünden und sterke des glaubens
begeret, so sollet ir mir aus grund euers herzen die
offentliche beicht nachsprechen und darauf das
evangelion der absolution anhören, damit ir euch
der reue über die sünd vor Gott warhaftiglich be-
kennen und aus der absolution der vergebung der
sünden durch Jesum Christum vergwist und ver-
sichert werdet.
Die offentliche beicht31.
Ich armer sünder bekenne mich Gott, meinem
himlischen Vater, das ich laider schwerlich und
manigfeltig gesündigt hab, nicht allein mit eußer-
lichen, groben sünden, sonder vil mehr mit inner-
licher, angeborner blindheit, unglauben, zweifelung,
kleinmütigkeit, ungedult, hochfart, bösen lüsten,
geiz, haimlichen neid, haß und mißvergunst, auch
andern bösen tücken, wie das mein Herr Gott an
mir erkennet und ich laider so volkommenlich nicht
erkennen kan. Also reuen sie mich und sein mir laid
und beger von herzen gnad von Gott durch seinen
lieben Sohn Jesum Christum.
Darauf soll alsobald volgen die absolutio; dann,
wiewol ein jegliche predig des heiligen evangehons
von unserm einigen Heiland Jesu Christo ein rechte,
30 Aus der württembergischen KO (Hauß-Zier 52).
31 Aus der württembergischen KO (Hauß-Zier 53).
32 Diese Form aus der württembergischen KO (Hauß -

warhaftige absolution und entbindung von den sün-
den ist, nemlichen denen, so daran glauben, wie oben
vermeldet - es soll auch das volk durch die kürchen-
diener zue seiner gelegnen zeit dahin berichtet wer-
den, das sie die absolution von den sünden aus einer
jedlichen gemeinen predig des evangelions Christi
verhoffen und erhalten -, jedoch ist es nit unnutz-
lich, sondere christliche form der absolution in der
kürchen zu gebrauchen, das hiemit die application
und zuaignung der vergebung der sünden, auch die
nuzung des kürchendiensts dem einfeltigen dester
deutlicher fürgetragen und eingebildet werde.
Form der absolution.
Der32 allmechtig Gott hat sich euer erbarmet und'
durch den verdienst des allerheiligsten leidens, ster-
bens und auferstehung unsers Herrn Jesu Christi
seines geliebten Sohns, vergibt er euch all euer sünd
und ich als ein verordneter diener der christlichen
kürchen verkündige <alle denen, so warhaftige bueße
tun und durch den glauben all ir vertrauen auf den
ainigen verdienst Jesu Christi setzen und gedenken,
ir leben nach dem gebot und willen Gottes anzustel-
len>, aus bevelh unsers Herrn Jesu Christi solche
vergebung aller irer sünde, im namen Gott des Va-
ters und des Sohns und des Heiligen Geists. Amen.
Gehet hin im friden! Euch geschehe, wie ir glaubet!
Oder also:
In33 der einsazung des predigampts des heiligen
evangelions hat Jesus Christus zu seinen aposteln
gesagt: ,,Wer euch höret der höret mich“ (Luc. 10
[16]), und: „Welchen ir die sünd erlasset, den sein
sie erlassen und, welchen ir die behaltet, den sein
sie behalten“ (Johan. 20 [23]). Aus vermög dises be-
velchs Christi sprüch ich euch aller euer sünd frei,
ledig und los, das sie euch allzumal sollen vergeben
sein so reichlich und volkommen, als der Herr Je-
sus Christus dasselbig durch sein leiden verdient
und, durchs evangelion in alle welt zu predigen, be-
volken hat, im namen Gott des Vaters und des Sohns
und des Heiligen Geists. Amen.
Die gnad des Herren bewahre euch! Gehet hin im
friden!
Zier 53), die aber an der zwischen < > gesetzten
Stelle lediglich das Wort „euch“ bringt.
33 Aus der württembergischen KO (Hauß-Zier 54).

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