Nördlingen
brots und weins versehen, auch hernach mit tröst-
lichen sprüchen der heiligen schrift und christlichen
argumenten zum vertrauen in Herrn Christum, zur
gedult und gehorsam ermanet werden.
Es soll auch der pfarrherr die gesunden, bevorab
die freundschaft und nachbaurschaft vermanen, so
das nachtmal bei einem kranken gehalten würd, das
sie sich auch darzue verfüegen und, ob sie schon
selbs das nachtmal nicht empfahen, doch helfen be-
ten und irer künftigen not hiemit erinnert werden.
Vom begräbnus.
Zum christlichen begrebnus leutet man ein viertel
stunde für drei hora als montag, aftermontag36, don-
nerstag und freitag, aber mittwoch uf zwölfe, samb-
stags umb zwai und sonntags oder feiertags nach der
mittagspredigt.
Darnach alsbald sollen die knaben aus der schuele
in der proceß gehen, darbei sich auch der kürchen-
diener, so die leuchtpredigen tuet, finden würd, für
der leucht hergehen, denen die clage37 und das volk
nach gehet.
Darauf singen die schueler deren geistlichen psal-
men einen oder mehr als Mit frid und freud etc.,
Mitten wir im leben seind etc., Aus tüefer not etc.,
Wir glauben etc., Nun pitten wir den Heiligen Geist
etc., item D. Paufi Eberi Herr Jesu Christ, warer
mensch und Gott etc. im ton des Vater unsers.
Als dann geschicht die predigt, darinnen das volk
gelehret, erinnert und vermanet werden soll von
sterblichkeit und schwachheit des menschlichen ge-
schlechts, von ursachen der sünden und todes, von
erlösung, so durch Christum Gottes Sohn, unsern
Heiland, geschehen und von auferstehung der toden
und trost des ewigen lebens oder dergleichen.
Nach der predigt singt man wider: Nun laßt uns
den leib begraben etc. und mit der gewonlichen col-
lecta wie zu Ostern und den segen beschlossen.
Das vierte tail von erhaltung christlicher
schuelen und studien.
Der allmechtig Gott hat sich aus großer barmher-
zigkait gegen den menschen umb seines lieben
36 Vgl. S. 376 Anm. 78!
37 Hier - weil das Volk besonders genannt wird - nicht
Sohns willen für und für mit gewissen gezeugnussen
geoffenbaret und seine gnedige verhaißungen geben
und hat dise seine offenbarungen und seine lehre von
den verhaißungen durch die propheten und apostel
in gewisse schriften verfassen lassen. Er hat auch
selbst die zehen gebot mit seiner göttlichen hand in
stainern tafelen geschriben und hat gepoten, das man
der propheten und aposteln büecher lesen und ler-
nen soll. Ja, wir sein also daran verpflicht und ge-
bunden, das keine kirche Gottes ist, wo nicht dise
einige lehre, die in der propheten und aposteln
büecher gefaßt, bekannt und angenomen ist und
für und für anderen würd fürgetragen und verkün-
diget.
So man nun aus denselben schriften und büechern
die seligmachende lehr lernen soll und mueß, so ist
je hochnötig, das etliche seien, die lesen und lehren
können, und wer andere underrichten soll und will,
der mueß zuvorderst selbst bei sich ein ordenliche
summa der ganzen lehr haben und wissen, wo und
wie alle artikel in göttlicher schrift nacheinander ge-
gründet und ercläret seien.
Damit man auch gewiß seie nit allein von der gött-
lichen lehre und derselben schrift, sondern auch von
rechtem, bestendigen, unfehlbaren verstand dersel-
ben, so müssen je not halber etliche und vil sein,
welche der propheten und apostel sprachen ver-
stehen und von gründlichem verstand bericht tun
und zeugnus geben, auch alles widerwertig ablainen
künden etc. Und in summa: Wer ander leut recht
und ordenlich lehren und underweisen soll und will,
der mueß in allweg geriist sein mit löblichen kün-
sten, die zue solchem werk dienlich seind.
Und ist vom lesen austruckenlich gepoten (1.Tim-
oth. 4 [13]): Du solst anhalten mit lesen, trösten
und lehren, in welchem spruch je das lesen nit ver-
gebenlich und sonderlich am ersten genennet und
gesetzt ist; dann das evangelium und die lehr von
der ewigen gerechtigkait und seligkait weit über all
andere künst gesetzt ist und von denselben under-
schaiden würd; dann andere künst als zehlen, messen
und dergleichen, wann sie gleich nit in schriften ver-
faßt oder gelehrt, seien sie dennoch durch das licht
der natur bekannt und gewiß, aber die göttliche ver-
im Sinn von Leichenbegängnis überhaupt (Schmel-
ler 1, 1338), sondern = die Leidtragenden.
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brots und weins versehen, auch hernach mit tröst-
lichen sprüchen der heiligen schrift und christlichen
argumenten zum vertrauen in Herrn Christum, zur
gedult und gehorsam ermanet werden.
Es soll auch der pfarrherr die gesunden, bevorab
die freundschaft und nachbaurschaft vermanen, so
das nachtmal bei einem kranken gehalten würd, das
sie sich auch darzue verfüegen und, ob sie schon
selbs das nachtmal nicht empfahen, doch helfen be-
ten und irer künftigen not hiemit erinnert werden.
Vom begräbnus.
Zum christlichen begrebnus leutet man ein viertel
stunde für drei hora als montag, aftermontag36, don-
nerstag und freitag, aber mittwoch uf zwölfe, samb-
stags umb zwai und sonntags oder feiertags nach der
mittagspredigt.
Darnach alsbald sollen die knaben aus der schuele
in der proceß gehen, darbei sich auch der kürchen-
diener, so die leuchtpredigen tuet, finden würd, für
der leucht hergehen, denen die clage37 und das volk
nach gehet.
Darauf singen die schueler deren geistlichen psal-
men einen oder mehr als Mit frid und freud etc.,
Mitten wir im leben seind etc., Aus tüefer not etc.,
Wir glauben etc., Nun pitten wir den Heiligen Geist
etc., item D. Paufi Eberi Herr Jesu Christ, warer
mensch und Gott etc. im ton des Vater unsers.
Als dann geschicht die predigt, darinnen das volk
gelehret, erinnert und vermanet werden soll von
sterblichkeit und schwachheit des menschlichen ge-
schlechts, von ursachen der sünden und todes, von
erlösung, so durch Christum Gottes Sohn, unsern
Heiland, geschehen und von auferstehung der toden
und trost des ewigen lebens oder dergleichen.
Nach der predigt singt man wider: Nun laßt uns
den leib begraben etc. und mit der gewonlichen col-
lecta wie zu Ostern und den segen beschlossen.
Das vierte tail von erhaltung christlicher
schuelen und studien.
Der allmechtig Gott hat sich aus großer barmher-
zigkait gegen den menschen umb seines lieben
36 Vgl. S. 376 Anm. 78!
37 Hier - weil das Volk besonders genannt wird - nicht
Sohns willen für und für mit gewissen gezeugnussen
geoffenbaret und seine gnedige verhaißungen geben
und hat dise seine offenbarungen und seine lehre von
den verhaißungen durch die propheten und apostel
in gewisse schriften verfassen lassen. Er hat auch
selbst die zehen gebot mit seiner göttlichen hand in
stainern tafelen geschriben und hat gepoten, das man
der propheten und aposteln büecher lesen und ler-
nen soll. Ja, wir sein also daran verpflicht und ge-
bunden, das keine kirche Gottes ist, wo nicht dise
einige lehre, die in der propheten und aposteln
büecher gefaßt, bekannt und angenomen ist und
für und für anderen würd fürgetragen und verkün-
diget.
So man nun aus denselben schriften und büechern
die seligmachende lehr lernen soll und mueß, so ist
je hochnötig, das etliche seien, die lesen und lehren
können, und wer andere underrichten soll und will,
der mueß zuvorderst selbst bei sich ein ordenliche
summa der ganzen lehr haben und wissen, wo und
wie alle artikel in göttlicher schrift nacheinander ge-
gründet und ercläret seien.
Damit man auch gewiß seie nit allein von der gött-
lichen lehre und derselben schrift, sondern auch von
rechtem, bestendigen, unfehlbaren verstand dersel-
ben, so müssen je not halber etliche und vil sein,
welche der propheten und apostel sprachen ver-
stehen und von gründlichem verstand bericht tun
und zeugnus geben, auch alles widerwertig ablainen
künden etc. Und in summa: Wer ander leut recht
und ordenlich lehren und underweisen soll und will,
der mueß in allweg geriist sein mit löblichen kün-
sten, die zue solchem werk dienlich seind.
Und ist vom lesen austruckenlich gepoten (1.Tim-
oth. 4 [13]): Du solst anhalten mit lesen, trösten
und lehren, in welchem spruch je das lesen nit ver-
gebenlich und sonderlich am ersten genennet und
gesetzt ist; dann das evangelium und die lehr von
der ewigen gerechtigkait und seligkait weit über all
andere künst gesetzt ist und von denselben under-
schaiden würd; dann andere künst als zehlen, messen
und dergleichen, wann sie gleich nit in schriften ver-
faßt oder gelehrt, seien sie dennoch durch das licht
der natur bekannt und gewiß, aber die göttliche ver-
im Sinn von Leichenbegängnis überhaupt (Schmel-
ler 1, 1338), sondern = die Leidtragenden.
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